Vergleichstest: Rotpunkt-Visiere

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Vergleichstest: Rotpunkt-Visiere

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Leuchtpunktvisiere werden von Drückjagd-Profis geschätzt. Eine besondere Stellung nehmen Mini-Rotpunkt-Visiere ein – kleiner als eine Streichholzschachtel und auf einem Unterteil montierbar. Norbert Klups hat fünf Kompakt-Visiere verglichen.

Da Leuchtpunktvisiere nicht vergrößern, wird Ihr Sehfeld nicht eingeschränkt. Visiert wird mit beiden Augen - wer das nicht kann, braucht gar nicht weiterzulesen. Beim Gebrauch entsteht der Eindruck, der rote Zielpunkt stünde direkt auf dem Wildkörper.

Einen bestimmten Augenabstand muss man nicht einhalten, vorhandene Montageunterteile lassen sich meist verwenden. Kompaktvisiere spiegeln den Zielpunkt auf eine freistehende Glasscheibe.

Damit lassen sich Visiere bauen, die nur 25 g wiegen – wenn die Montage kompakt genug ausfällt, passen sie zusammen in die Hemdtasche.

Namensgebend (wie Tesa oder Tempo) war der deutsche Hersteller Docter, obwohl es Minivisiere schon vorher gab. Mit dem Docter Sight kam ein Leuchtpunktvisier für Jagdwaffen, das sofort begeisterte Anhänger fand.

Rotpunkt-Visier im Einsatz
Um den Hauptvorteil von Kompaktvisieren – das volle Sehfeld – überhaupt nutzen zu können, muss man beim Schießen beide Augen offen lassen können.

 

Docter heißt heute Noblex, baut aber immer noch Mini-Rotpunktvisiere in der ursprünglichen Form. Das Noblex Sight III war daher in unserem Vergleichstest so etwas wie das Referenzmodell, die anderen kommen von Kahles, Leica, Meopta und MAK.

Um Schussfestigkeit, mechanische Qua­lität der Absehenverstellung und Handhabung neutral zu testen, wurden alle Testvisiere auf die gleiche Büchse montiert, eine Mauser M 03. Mit einem .375er-Lauf wurde die Schussfestigkeit getestet, ein 6,5x55-Wechsellauf kam zum Präzisionstest und im Schießkino zum Einsatz.

Alle Visiere wurden mit einer MAKlick-Montage und originalen Montagebasen der Mauser verbaut. Die magnetische Montagebasis richtet sich selbstständig aus und rastet mit hörbarem Klick ein.

Um die Montage zu lösen, muss man nur einen kleinen Knopf drücken. Mit 7 mm Bauhöhe ist diese Montage extrem flach und wiegt nur 40 g. Für die Anpassung wird kein Büchsenmacher benötigt. Die Visiere wurden damit auf der vorderen Basis der M 03 montiert.

Diese Rotpunkt-Visiere haben wir gestetet und miteinander verglichen. Jedes Visier ist für den jagdlichen Einsatz brauchbar. Dennoch gibt es Unterschiede, die wir für Sie zusammengestellt haben. Klicken Sie für weitere Informationen:

Noblex Sight

Noblex Sight
Beim Noblex Sight sticht die einfache Bedienungsweise heraus.

 

Meopta Meosight III

 

Meopta Meosight
Das Meosight konnte vor allem durch seinen geringen Preis punkten.



MAKdot

MAKdot
Das Leuchtpunktvisier von MAK hat das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

Leica Tempus ASPH

 

Leica Tempus ASPH
Das Leica Tempus ASPH überzeugt durch Technik und Qualität, hat aber einen angemessenen Preis.



Kahles Helia RD

Kahles Helia RD
Das Kahles Helia ist für die Jagd durchaus brauchbar, stand aber etwas im Schatten der anderen Visiere.

 

So haben wir getestet

Absehen-Verstellung
Bei der Präzision der Mechanik darf man die Erwartungen nicht zu hoch stecken – wer weiß, dass bei einem Zielfernrohr die Verstellmechanik des Absehens zu den aufwendigsten und teuersten Teilen gehört, die mit größter Sorgfalt gefertigt werden müssen, darf bei erheblich preiswerteren Kompaktvisieren keine Wunder erwarten.

Etwas Geduld beim Einschießen muss man schon mitbringen – besonders beim Noblex und seiner Einstellscheibe. Die anderen mit klar beschrifteter Höhen- und Seitenverstellung sind deutlich besser, am komfortabelsten ist die Klickrastung von MAK, Leica und Kahles.

Wirklich präzise arbeitet aber kein Visier, reproduzierbare Einstellungen sind kaum möglich – die Dinger muss man einschießen, alle Schrauben festziehen und dann möglichst in Ruhe lassen ...

Schussfestigkeit
Jedes Testvisier wurde mit 30 Schuss .375 H&H belastet. Nach dem Schusstest zeigte sich bei keinem Kandidat eine Änderung der Treffpunktlage – was auch nicht wundert, denn schließlich sind diese Visiere ja auch für Kurzwaffen konzipiert und dabei sind die Belastungen um ein Vielfaches höher.

Durchsicht durch ein Rotpunkt-Visier.
Beim Durchblick spielt auch die Rahmen­dicke eine Rolle – je feiner, desto besser.

 

Optische Qualität
Rotpunktvisiere sind nur zum Gebrauch bei Tageslicht gedacht. Wichtig ist aber ein randscharfes, farbtreues Bild mit gutem Kontrast und ein klar abgegrenzter Leuchtpunkt. Wird mit beiden Augen offen gezielt, steht der rote Punkt quasi direkt auf dem Ziel.

Wirklich rund und klar abgegrenzt empfanden unsere Tester den Punkt nur bei MAK und Leica. Die anderen machten eher einen ei- oder sternförmigen Eindruck, was aber stark mit dem Auge zusammenhängt.

Bei nicht 100-prozentiger Sehschärfe oder sub-optimaler Brillen-Korrektur empfindet man den Punkt oft als unrund oder ausgefasert. Fällt er arg aus dem Rahmen, sollte man also zunächst die eigene Sehschärfe überprüfen.

Wasserdichtigkeit
Ein Rotpunktvisier mit Batterie an der Unterseite oder in einer seitlichen Schublade wirklich wasserdicht zu konstruieren, ist schwierig – und gar nicht nötig. Kräftige Regenschauer muss es aber aushalten.

Wir haben die Testvisiere zwei Stunden in der Dusche beregnet, Wasser­einbrüche waren nicht fest­zustellen, alle Leuchtdioden brannten tadellos.

Batteriefächer der Rotpunkt-Visiere
Vier Visiere haben seitliche Batterie-Schubfächer, beim Noblex liegt diese im Boden.

 

Helligkeit des Zielpunkts
Bei hellem Tageslicht muss der rote Punkt möglichst hell sein, ohne zu überstrahlen und so das Ziel zu verdecken. Das meisterten alle Kandidaten, die Punkte sind auch bei hellem Sonnenlicht sehr gut zu sehen.

Das Noblex ist sofort nach Abnehmen der Kappe einsatzbereit, man muss sich um nichts mehr kümmern. Die anderen muss man von Hand ein- und ausschalten und die Helligkeit der Umgebung anpassen.

Bis auf das Noblex haben alle eine Auto-Abschaltung nach Zeit oder Neigungssensor. Damit steht man bei der nächsten Drückjagd nicht mit leerer Batterie da, selbst wenn die Waffe mit eingeschaltetem Leuchtpunkt im Tresor stand. Beim Noblex darf man nicht vergessen, die Abdeckkappe aufzusetzen.

Der Punkt ist bei allen Modellen schnell zu finden, wenn das Visier richtig montiert ist und der Schaft passt. Problematisch ist Regen auf dem Sichtfenster – DER Schwachpunkt von Kompaktvisieren.

Dagegen werden die Scheiben nanobeschichtet, zum Auge hin haben alle einen deutlichen Rahmen-Überstand, so dass die Glasscheibe vor Regen von oben oder der Seite einigermaßen geschützt ist.

Nach vorn hat besonders das Meosight einen guten Überstand.

Um zu sehen, wie stark die Sicht durch Wasser beeinträchtigt wird, haben wir die Kandidaten aus einer Sprühflasche mit Wasser bespritzt. Beim Leica perlen die Tropfen durch die hydrophobische Beschichtung gut ab.

Die Frontscheibe des Makdot ist so gewölbt, dass sich Wasser­tropfen kaum halten können.

Beim Meosight perlte Wasser zwar gut ab, sammelte sich aber unten im Rahmen. Das verursacht starke Spiegelungen des roten Zielpunktes.

Beim Kahles halten sich Tropfen auf der Scheibe und verursachen Schlieren, wenn sie der Schwerkraft folgen, gleiches gilt für das Noblex.

Unterseiten der Rotpunkt-Visiere
Die Unterseiten sind geschlossen, mit Ausnahme des Noblex. Beim Meopta (r.) sind zwei Schlitze zum Batteriefach hin vorhanden.

 

Im Schießkino
Wir haben die Kandidaten mit erfahrenen Drückjagdschützen im Schießkino ausprobiert, alle mit der gleichen Büchse. Echte Mängel hat kein Visier. Das angenehmste Bild liefern Visiere mit dünnem Rahmen, großer Scheibe und sauber abgegrenztem Leuchtpunkt.

Die Nase vorn hatten Leica Tempus und MAKdot, gefolgt vom Kahles. Das Leica hat zwar ein kleineres Sichtfenster, aber einen sehr dünnen Rahmen und dank asphä­rischer Linse das beste Bild.

Der MAK-Leuchtpunkt wurde gegen­über dem Kahles etwas besser beurteilt, mit 12 Leuchtstufen (Kahles: 5) passt es sich der Umgebung auch besser an.

Meopta und Noblex fallen deutlich ab, da ihr Sicht­fenster kleiner ist, der Rahmen deutlicher wahrgenommen wird und der Leuchtpunkt nicht so klar abgegrenzt ist.

Technik und Preis-Leistung
Alle Kandidaten bieten gute Leistung und sind uneingeschränkt praxis­taug­lich. Zur Beurteilung spielt aber auch der Preis eine Rolle – da gibt es deut­liche Differenzen:

Leica 550€

MAK 445€

Meopta 259€

Kahles 359€

Noblex 415 €

Leica überzeugt
Die teuersten Visiere liegen vorn – Leica hat das beste Bild, Klickverstellung, einen hellen, scharf abgegrenzten, 12-fach verstellbaren Leuchtpunkt und wenig Pro­bleme mit Wasser auf der Frontscheibe. Technisch bietet Leica das beste Gesamt­paket.

Das Leica Tempus ASPH ist Testsieger
Das Leica Tempus ASPH überzeugte durch technische Innovation und die hohe Qualität der Verarbeitung. Es ist das teuerste Glas ist Test, aber der Preis ist angemessen.

 

Preis-Leistungs-Sieger
Das rund 100 Euro günstigere MAK ist dem Leica dicht auf den Fersen und unser Preis-Leistungs-Sieger. Das Sichtfenster ist größer, nur sein Bild ist etwas schlechter.

Preis-Leistungs-Sieger
Das MAKdot hat das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

Alle Visiere sind für den Einsatz auf der Drückjagd tauglich
Das Kahles hat eine ebenso große Frontscheibe, aber mehr Probleme mit Wasser und nur fünf Leuchtstufen – zwar noch mal 86 € günstiger, bietet es dafür deutlich weniger.

Das Meopta ist ein Schnäppchen mit hellem Leuchtpunkt und manueller oder automatischer Helligkeitsregelung. Auf der Negativseite steht sein dicker Rahmen und ein kleines Fenster, auch Wassertropfen sind störender.

Das Noblex ist für Jäger, die nach ganz einfacher Handhabung suchen – Kappe ab und das Ding läuft. Die Vorwahl des Leuchtmodus mit Magnet ist kompliziert, kann man aber zu Haus erledigen. Zum Batteriewechsel muss das Visier von der Montage – das geht sonst einfacher.

Das leichteste Visier ist teurer als Kahles und Meopta.

Meopta punktet beim Preis
Wirklich günstig ist das Meosight. Kahles und Noblex können weder preislich noch technisch mithalten.