Jagd-Sabotage am Hambacher Forst

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Jagd-Sabotage am Hambacher Forst

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Seitdem Umweltaktivisten den Hambacher Forst besetzt halten, nehmen im Umfeld Übergriffe auf Jäger und ihre Einrichtungen zu – die Jagd auf Sauen ist kaum noch möglich, in manchen Revieren wird kaum noch gejagt. Viele Jäger fühlen sich von Politik und Rechtsstaat im Stich gelassen – wir waren vor Ort.

Ivo Drehsen ist niemand, der sich so leicht einschüchtern lässt. Der 2 m-Hüne mit dem kräftigem Händedruck lässt sich seine Laune nicht verderben. Dennoch könnte man es ihm kaum verübeln, wenn er die Brocken hinwerfen und sein Revier bei Merzenich (Landkreis Düren/NRW) nicht weiter bejagen würde.

Seit sich immer mehr Linksextremisten aus ganz Europa unter die Umwelt­aktivisten im Camp im Hambacher Forst mischen, nimmt die Zerstörung jagdlicher Einrichtungen massiv zu. „In den vergangenen sechs Jahren wurden hier rund 250 jagdliche Einrichtungen zerstört“, berichtet der Kfz-Techniker-Meister.

In der Tat sahen wir bei unserer Fahrt durch die Reviere keine Hochsitze mehr – ab und zu mal noch einen Drückjagdbock oder einen kleinen Schirm.

"Ich könnte jeden Abend eine Sau erlegen, doch ohne Hochsitz wird das schwierig ..."

Schwarzwild vermehrt sich gut
Da in den Revieren kaum noch gejagt wird, vermehrt sich das Schwarzwild kräftig, in manchen Revierteilen sind Sauen schon wieder tagaktiv, weil sie keine Bejagung durch Menschen fürchten.

Man kann die Jäger verstehen – wer geht schon gerne zum Ansitz, wenn man auf dem Rückweg in der Dunkelheit mit vermummten Radikalen rechnen muss ? „Sie können da nicht mehr rausgehen.

Da kommen sofort die Chaoten an. Irgend­wann ist die Stimmung so auf­geheizt, dann liegt einer tot im Wald – Aktivist oder Jäger“, befürchtet Drehsen. Mittlerweile organisiert er mit einigen Mitstreitern jede Nacht Patrouillen, um die verbliebenen Einrichtungen zu schützen.

Aber das ist natürlich ein immenser Aufwand – „mittlerweile nur noch Stress und Frust statt Entspannung.“ Mehrere Tausend Euro steckte allein Drehsen schon in die Repa­ratur von Hochsitzen, dazu kommen Wildschäden, die man ohne Hochsitze nicht verhindern kann.

Ein Nachbar hat die Pacht aufgegeben, sein Revier wird jetzt von RWE betreut. Das Unternehmen zahlt den Landwirten den Wildschaden, ansonsten passiert nicht viel. Dennoch ist Drehsen nicht schlecht auf den Energiekonzern zu sprechen, dessen Renaturierungen seien vorbildlich.

Ivo Drehsen
Jagdpächter Ivo Drehsen beugt sich dem Druck der Jagdgegner nicht. Er patroulliert regelmäßig mit Freunden im Revier um Zerstörungen zu verhindern (Foto: F. Höltmann).

 

„Polizei schaut nur zu“
Vom Rechtsstaat ist er dagegen ziemlich enttäuscht. „Den Glauben an den Rechtsstaat habe ich am Hambacher Forst komplett verloren.“ Er und seine Männer hätten die Radikalen bei mehreren Zerstörungsversuchen gestört.

Einmal schoss ein Jagdfreund mit einer Schreckschusswaffe in die Luft. Daraufhin versteckten sich die Aktivisten im Wald. Nach 50 Minuten seien 30 Polizisten in voller Montur angerückt – und weigerten sich, die Verdächtigen im Wald festzunehmen!

Offenbar gab es eine Anweisung, den Wald nicht zu betreten. Die Polizei bestätigte dem RWJ gegenüber diesen Fall und erklärte, dass aus „Eigensicherungsgründen“ darauf verzichtet wurde, das weitläufige und nicht einsehbare Waldgebiet in der Dunkelheit zu betreten.

Es habe Gefahr für Leib und Leben der Beamten und der Zeugen bestanden. Zudem wäre es ohnehin schwierig gewesen, einen einzelnen Täter zu identifizieren und ihm eine Tat nachzuweisen.

Das ist offenbar das Hauptproblem der Beamten der Ermittlungskommission  Hambach.

Die Spurenlage ist meist dürftig. Zeugen sind ebenfalls meist keine vorhanden. Zudem sei es schwierig, die einzelnen an der Tat beteiligten Personen zweifelsfrei zu identifizieren, wenn sie in der Dunkelheit mit Tarnbekleidung und Vermummung agieren, so eine Polizeisprecherin.

Dennoch sei die Polizei in den betreffenden Bereichen „mit Streifen präsent“, um die Sachbeschädigungen an Hochsitzen aufzuklären.

Es geht nicht mehr um den Wald
Ivo Drehsen hat Verständnis für die Beamten vor Ort, kann aber nicht nachvollziehen, warum die Polizei nicht regelmäßig im Camp kontrolliert und Druck ausübt. „Den Aktivisten geht es doch gar nicht mehr um den Erhalt des Waldes. Das sind Linksextreme, die den Staat herausfordern, den sie ablehnen.“

Der Text erschien zuerst im Rheinisch-Westfälischen Jäger.