ASP nicht unter Kontrolle

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ASP nicht unter Kontrolle

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Eine schnelle Eindämmung der ASP in Brandenburg ist nicht zu erwarten. Untersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) zeigen, dass das Virus bereits mindestens vier Wochen vor dem ersten Fund eingeschleppt wurde, was die Bekämpfung der Seuche erschweren dürfte.

Heute (16.10.) lag die Zahl der im Osten Brandenburgs nachweislich an ASP verendeten Wildschweine offiziellen Angaben zufolge bei 70. Es gibt zwei Ausbruchsherde, die etwa 70 km voneinander entfernt liegen:

Am 10. September wurde in der Gemar­kung Sembten (Landkreis Spree-Neiße) der Ausbruch der ASP bei einem tot aufgefundenen Wildschwein amtlich festgestellt, der Kadaver war bereits weitgehend verwest.

Weitere infizierte Wildschweine wurden nahe Neuzelle (Landkreis Oder-Spree) gefunden.

Um diesen Fundort wurde ein Kern­gebiet mit einem Drei-Kilometer-Radius eingerichtet und eingezäunt sowie ein gefährdetes Gebiet (Radius von etwa 20 bis 25 km) festgelegt. Eine Pufferzone umschließt das gefährdete Gebiet von Frankfurt/Oder bis zur sächsischen Grenze im Süden

ASP-Restriktionsgebiete in Brandenburg (Stand: 16.10.)
Um den größeren Ausbruchsherd im Süden wurde bereits eine weiße Zone eingerichtet. Dort sollen möglichst alle Wildschweine getötet werden. Dazu ist der Einsatz von Saufängen und Nachtzieltechnik erlaubt, der Muttertierschutz wurde aufgehoben.

Kritik an Behörden

Dass der erste Fundort praktisch auf der Grenze der Landkreise Spree-Neiße und Oder-Spree lag, erschwerte die Koordination der Maßnahmen offenbar.

Es verfestigte sich der Eindruck, dass die örtlichen Behörden anfangs nur schlecht auf einen ASP-Ausbruch vorbereitet waren. Örtliche Medien berichteten, dass Kadaver tagelang nicht geborgen wurden und Behörden sich für nicht zuständig erklärten.

Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des LJV Brandenburg, kritisierte das Krisenmanagement der Behörden in einem Video-Statement massiv. Wellershoff sagte, er habe auf 20 km nicht einen stromführenden Zaun gefunden. Auf dem Video ist zu sehen, dass Elektro-Litzen so angebracht sind, dass Sauen ohne Probleme darunter her ziehen können.

Ministerium widerspricht

Das Verbraucherschutzministerium in Postdam widersprach dieser Darstellung des LJV-Präsidenten – der von ihm gezeigte Zaun befinde sich innerhalb des zwischenzeitlich vergrößerten Kerngebietes und habe schon keine Funktion mehr gehabt, als das Video gedreht wurde.

Stattdessen sei ein großer, massiver Metallzaun gebaut worden, der ein Auswechseln von Sauen effektiv verhindere.

Zweiter Ausbruchsherd

In Bleyen (Landkreis Märkisch-Oderland) erlegte am 27. September ein Jäger einen Überläufer und ließ ihn beproben. Die ASP wurde nachgewiesen und vom FLI bestätigt.

Auch dort wurden zum Schutz gegen die besondere Gefährdung der Haus- und Wildschweinpopulation ein gefährdetes Gebiet festgelegt.

Die beiden eingezäunten Kerngebiete werden von einem zusammenhängenden Gefährdeten Gebiet von rund 220 000 ha umschlossen.

Weiße Zone ohne Sauen geplant

An den Grenzen der beiden Kerngebiete soll nun eine fünf Kilometer breite und etwa 50 km lange Weiße Zone entstehen. Dort sollen möglichst alle Sauen getötet werden. Dazu sollen auch Nachtzielgeräte und Saufänge eingesetzt werden. Der Muttertierschutz wird aufgehoben.

Drohnen im Einsatz

Bei den folgenden Kadaver-Suchaktionen wurde unweit des Erlegungsortes im dichten Unterholz der bereits stark verweste Kadaver einer Bache gefunden.

Das FLI geht davon aus, dass dieses Tier schon mindestens vier Wochen zuvor verendet sein muss – ein langer Zeitraum, in dem sich weitere Sauen am Kadaver und anschließend untereinander infiziert haben könnten.

Es ist möglich, dass Bache und Überläufer zu einer Rotte gehörten. Allerdings wurden im Landkreis Märkisch-Oderland bis zuletzt nur drei ASP-Fälle bestätigt

Mittlerweile scheint die Seuchen­bekämpfung besser koordiniert zu sein – so suchten im Landkreis Märkisch-Oderland rund 300 Helfer ein etwa 45 km2 großes Gebiet bei Bleyen nach Kadavern ab.

Dort waren in den Tagen zuvor zwei ASP-infizierte Sauen bestätigt worden.

Kadaversuche (Foto: Landkreis Dahme-Spreewald)
 Die intensive Kadaversuche bleibt neben dem Zaunbau das wichtigste Mittel, um weitere Infektionen zu verhindern und die ASP einzudämmen. (Foto: Landkreis Dahme-Spreewald)

 

Neben zahlreichen Helfern von Freiwilliger Feuerwehr, Technischem Hilfswerk sowie aus Jägerschaft, Landwirtschaft und Kreisverwaltung waren auch Polizisten im Einsatz, die unzugängliche Gebiete wie eine Oder-Insel bei Küstrin-Kiez mit einer Kamera-Drohne absuchten.

Dabei entdeckten sie etwa 20 bis 30 verendete oder abgekommene Sauen im dichten Schilf. Weil die Insel mit Munition aus dem Zweiten Weltkrieg belastet ist und nicht betreten werden darf, wurden die Sauen sich selbst überlassen.

Es wäre auch gefährlich, sich der Rotte zu nähern, da die Gefahr bestand, die Tiere aufzumüden und diese das Virus weiter verbreiten. Auch die Bundeswehr unterstützt die Fallwildsuche mit etwa 120 Mann.

Fester Grenzzaun

Um das weitere Einwechseln infizierter Sauen aus Polen zu unterbinden, will das Land Brandenburg entlang der Grenzflüsse Oder und Neiße nun doch einen festen Zaun installieren und stellt dazu aus dem Landeshaushalt rund sechs Mio. Euro zur Verfügung.