Wolfspaar in der Eifel bestätigt
Jetzt ist es amtlich: Der Wolf, der Ende März Schafe in dem Eifelörtchen Mützenich gerissen haben soll, war nicht allein. Ärger in Niedersachsen nimmt zu.
Wie das NRW-Umweltministerium in der ersten Juniwoche bekannt gab, haben die in Zusammenhang mit dem Schafsriss in Mützenich gewonnenen DNA-Proben ergeben, dass der mutmaßlich für das Ereignis ursächliche Wolfsrüde inzwischen in Begleitung einer Fähe ist. Eigentlich im Hohen Venn auf belgischer Seite angesiedelt, komme das Wolfspaar immer wieder auch in die Eifel. Das Wolfsgebiet Eifel-Hohes Venn ist eines von insgesamt vier Wolfsgebieten, zu denen Teile der Kreise Düren und Euskirchen gehören. Auch in Nettersheim war es bereits im Februar zu einer Attacke auf Weidetiere gekommen.
Auch Rinder gerissen
Waren es in Nordrhein-Westfalen bislang vor allem landwirtschaftlich gehaltene Schafe und Damildwild, die dem Wolf zum Opfer fielen, ist es in Niedersachsen inzwischen zu einem zweiten Rinderriss gekommen. Nachdem Mitte Mai bereits ein 300 Kilo schweres Jungrind auf einer Weide in Cornau im Landkreis Diepholz einem Wolf zum Opfer gefallen war, ist es nun keine 100 Kilometer weiter südlich von Papenburg zum Riss eines ausgewachsenen Rindes gekommen. Der betroffene Landwirt hatte das 800 Kilo schwere Tier Ende Mai keine 20 Meter von seinem Wohnhaus in Wippingen aufgefunden. Der Riss wurde vom Wolfsberater dokumentiert und harrt nun der Auswertung. Wie der Wippinger Bürgermeister Hermann Gerdes (CDU) der örtlichen Tagespresse mitteilte, habe es bereits bei Tage Wolfssichtungen in der Nähe des örtlichen Sportplatzes gegeben. Gerdes sammelt nun Unterschriften für einen Abschuss des Grauhundes.
Minister beauftragt Gutachten
Bereits in der Vergangenheit war eine Häufung von Wolfsrissen in Niedersachsen aufgefallen. Es ist auch das einzige Bundesland, in dem es auf Basis einer Ausnahmeanordnung des Landesumweltministers Olaf Lies (SPD) bereits zu Wolfsentnahmen gekommen ist. Nach Einschätzung des Landesumweltministeriums weist Niedersachsen inzwischen Regionen mit den höchsten Wolfsdichten weltweit auf. Ein Schwerpunkt scheint dabei das Emsland zu sein. Minister Olaf Lies will deswegen nun nicht mehr abwarten, ob das "exponentielle Wachstum der Population der vergangenen Jahre sich tatsächlich irgendwann verlangsamt", sondern Klarheit schaffen. Durch ein Gutachten des Instituts für Wildbiologie und Jagdökologie der Wiener Universität für Bodenkultur soll nun eine "günstigste Referenzpolulation" festgestellt werden. Auf diese Weise soll ein Mindestbestand erkannt werden, der nötig wäre, um den geforderten günstigen Erhaltungszustand selbst bei einer Wildseuche wie der Räude zu erhalten.
Neue Nachweise auch in Hessen und NRW
Derzeit scheint der niedersächsische Wolfsbestand jedenfalls hoch genug für Abwanderungen. So gab das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) bekannt, dass die Abstrichprobe, die Anfang Mai bei einem gerissenen Rehbock im Landkreis Fulda genommen wurde, nun GW2068m zugeordnet werden konnte, der aus dem niedersächsischen Rudel Munster stammt. Es ist der erste Wolfsnachweis im Landkreis Fulda.
Im nordrhein-westfälischen Minden-Lübbecke konnten mit einer Kameradrohne am Abend des 30. April Videoaufnahmen von einem vermeintlichen Wolf gemacht werden. Nach Auswertung dieser Aufnahmen durch die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) bestätigte das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV) die Wolfssichtung. Zu Alter, Geschlecht und Identität des Grauhundes ließen die Aufnahmen jedoch keine Angaben zu, so das Ministerium.
Grüne lenken zunehmend ein
Nachdem in NRW bereits Ratsfraktionen der Grünen den Abschuss der Wolfsfähe GW954f in Schermbeck befürwortet hatten, kommt Zustimmung für Eingriffe nun auch auf Landesebene aus dem Südwesten. Die neue Umweltministerin im Kabinett von Winfried Kretschmann, Thekla Walker hält die Probleme Baden-Württembergs mit derzeit drei residenten Wölfen zwar noch für überschaubar, akzeptiert grundsätzlich aber Entnahmen. "Wenn ein Wolf zu nahe kommt oder ein problematisches Verhalten an den Tag legt, dann muss man den auch entnehmen und dazu sind wir dann grundsätzlich auch bereit", sagte sie Ende Mai der Deutschen Presse Agentur in Stuttgart.
Totfunde in Sachsen-Anhalt
Bei drei der den Behörden seit April gemeldeten sechs schwer verletzt oder tot in Sachsen-Anhalt aufgefundenen Wölfen handelt es sich um illegale Abschüsse. Wie das Landesumweltministerium bekanntgab, konnte diese Todesursache durch das Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung inzwischen bestätigt werden. Ermittlungen wegen der Abschüsse laufen derzeit. Die illegalen Abschüsse sind nach Angaben des Ministeriums nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Ursache für Wolfstode in Sachsen-Anhalt.