Grüne bieten Jägern Hilfe
Im westfälischen Versmold zeichnet sich eine ungewöhnliche Allianz zwischen den Grünen und den örtlichen Jägern ab. Die Partei will den Hegering mit kommunalen Mitteln finanziell unterstützen.
Hintergrund sind die Bemühungen der örtlichen Jägerschaft, nicht nur den Waschbären, sondern auch Nutria und Bisamratte kurz zu halten. Diese Arten stehen zwar nicht im Jagdrecht, werden in manchen Gegenden in NRW allerdings durch Sonderregelungen von Jägern bekämpft, weil die Ausbreitung der Tiere der Wasserwirtschaft zunehmend Probleme bereitet. Sie untergraben Deiche und Uferstrukturen und können so Maßnahmen des Hochwasserschutzes konterkarieren. Außerdem fressen sie zahlreiche Pflanzenarten des Uferbewuchses und vertreiben damit heimische Kleintiere aus ihren natürlichen Habitaten.
Fangjagd als Lösung
Um die Besätze der vermehrungsfreudigen Neozoen im Zaum zu halten, kommen Lebendfallen zum Einsatz. Zwar werden die darin gefangenen Tiere später waidgerecht getötet, jedoch ist der vorangehende Fangvorgang aufgrund des Tierschutzes eine technisch höchst aufwändige Angelegenheit. So dürfen die Fallengrößen gefangene Tiere keiner Selbstverletzungen begünstigende Panik aussetzen und sie müssen zeitnah zum Fangerfolg auch kontrolliert werden, was nur über mobilfunkbasierte Fangmelder realisierbar ist. All das macht diese Fallen nicht nur groß - und damit für militante Jagdgegner gut auffindbar - sondern auch exorbitant teuer. Eine einzige dieser Fallen kostet leicht 500 Euro. Das setzt dem notwendigen Fangerfolg natürlich Grenzen.
Unterstützung für Jäger
Gleichwohl konnten die Versmolder Jäger im vergangenen Jahr auf einer Fläche von ca. 5.000 Hektar 140 Nutrias zur Strecke bringen. Der Preis dieses Erfolgs kommt die beteiligten Jäger aber teuer zu stehen. "Wenn Sie nur vier Fallen in Betrieb haben, sind das 2.000 Euro, die irgendwo da draußen rumliegen und auch mal beschädigt oder geklaut werden", erklärt Tassilo Marowski, Leiter des örtlichen Hegerings: "Das ist für privates Engagement auf Dauer nicht durchzuhalten." Zwar gehöre dieser Einsatz für ihn und seine Mitstreiter zur Jagd, rein rechtlich fällt es jedoch unter die Bereiche Naturschutz und Schadensabwehr. Denn selbst Waschbären, die als Beifang in die Nutriafallen tappen, sind eine invasive Art, die die heimische Fauna belastet.
Fangprämie wiegt Kosten nicht auf
Zwar dürfen die Jäger auch die Bälge der Nutrias und Bisams nutzen und erhalten pro Nager auch eine Fangprämie von 10 Euro - was aber selbst beim Erfolg des vergangenen Jahres ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu den Ausgaben für die Fallen bedeutet. Dass man die Jäger deswegen nicht mit dem Problem um die Neozoen allein lassen sollte, haben nun auch die Grünen erkannt. Und einen Antrag auf finanzielle Förderung des Hegerings in den Umweltausschuss des Versmolder Rates eingebracht. Über den soll am Dienstag (13. April) entschieden werden. Beide Seiten hoffen nun, dass der Ausschuss dem Antrag zustimmt - damit der Gewässer- und Artenschutz durch die Versmolder Jäger eine Zukunft hat.