Blitzschnell repetiert
Vorderschaftrepetierer sind unter Büchsen rar gesät, obwohl das blitzschnell im Anschlag zu repetierende System gerade bei Drückjagden eine Menge Vorteile hat. Jetzt kommt mit Winchesters SXR² Pump ein neues Modell – wir haben es getestet.
Solche Waffen haben weder einen Kammerstengel noch einen Unterhebel – zum Repetieren zieht man den Vorderschaft zurück, der Verschluss wird geöffnet und die leere Hülse ausgeworfen. Anschließend wird der Vorderschaft nach vorn bewegt, um eine neue Patrone ins Lager zu schieben, den Verschluss zu schließen und zu verriegeln. Vorteil – man bleibt beim Repetieren in der Schussrichtung, muss nicht absetzen und v. a. die Position der Hände an der Waffe nicht verändern. Dadurch werden sehr schnelle Schussfolgen möglich. Verriegelt wird meist über einen Drehwarzenverschluss, herausnehmbare Kastenmagazine sind Standard. Pionier dieses Waffentyps ist die US-Firma Remington, die das Modell Gamemaster seit 1952 bis heute fertigt. Die Pump ist keine Neuentwicklung, sondern Winchester hat dazu seinen Selbstlader SXR Vulkan zum Handrepetierer modifiziert – allerdings sehr elegant. Konstruiert und gefertigt werden SXR-Modelle bei FN Browning, die Pump in Viana (Portugal). Äußerlich entspricht sie weitgehend der Selbstladebüchse, das Design ist sehr modern, ja fast schon futuristisch: Die Waffe hat ausge-
sprochen fließende Formen und sieht schnittig aus. Zurzeit gibt es drei Modelle: Field mit Nussbaum-, Composite mit schwarzem Kunststoff- und Tracker mit orangefarbenem Camo-Schaft. Zum RWJ-Test wählten wir die schlichte Composite.
Drehkopfverschluss
Herzstück der SXR² ist ein Systemkasten aus schwarz eloxiertem Leichtmetall, in dem ein 90 Grad-Drehkopfverschluss mit sieben Warzen im Kammerkopf verriegelt. Die Verriegelung erfolgt direkt im Lauf. In den zurückversetzten Stoßboden sind Auszieher und Ausstoßerbolzen gesetzt. Auch die Pump hat die typische US-Druckknopfsicherung im Abzugsbügel, die lediglich den Abzug sperrt – für Linkshänder lässt sie sich praxisgerecht und einfach umbauen. Der Systemkasten hat oben die üblichen vier Bohrungen zum Anbringen des Zielfernrohrmontagesockels. Der Hebel zum Lösen des Magazins sitzt vor dem Abzugsbügel – eine etwas exponierte Stelle, die beim aufgelegten Schießen zu Problemen führen kann – das Magazin fällt frei aus dem Schacht, wenn man da draufdrückt ... Das Stahlblechmagazin mit Schulterstopp fasst vier Patronen (Standardkaliber) oder drei Magnums. Da die Kapazität von Repetierern nicht gesetzlich reglementiert wird, bietet Winchester auch Magazine mit höherer Kapazität, die man auch jagdlich nutzen darf. An Feuerkraft ist die Pump bei uns damit Selbstladern haushoch überlegen. Zurzeit ist sie in .308, .30 - 06 und .300 WM lieferbar, die Lauflänge beträgt 53, bei der Tracker 47 cm. Der Lauf hat serienmäßig ein M 14 x 1- Schalldämpfergewinde. Dazu ist ein Drückjagdvisier (höhen- und seitenverstellbares roten Fiberglaskorn + Drückjagdschiene mit weißem Mittelstrich) vorhanden. Will man das drauflassen, bleiben allerdings nur On-Barrel-Dämpfer ... Der Direktabzug der RWJ-Testwaffe hatte ein Abzugsgewicht von 1 300 g und löste mit minimalem Weg recht trocken
aus – für US-Büchsen ein guter Abzug.
Keine klassische Pumpbüchse
Schaut man sich den Vorderschaft an, fällt sofort auf, dass er wie beim Selbstlader bis an den Systemkasten reicht – kein Platz also, um ihn zum Repetieren zurückzuziehen. Winchester benutzt ein System, bei dem man den Verschluss über ein kurzes Handstück bedient, das im Vorderschaft hängt. Zum Nachladen bewegt man also nicht den Vorderschaft selbst, sondern nur einen flachen Kunststoffschlitten. Repetiert wird mit der klassischen Pumpbewegung – nach dem ersten Schuss wird die Verriegelung aufgehoben und der Schlitten kann zurückgezogen und wieder nach vorn in die Endposition geschoben werden. Dabei wird die leere Hülse ausgezogen, ausgeworfen und eine neue Patrone aus dem Magazin zugeführt. Die Verriegelung erfolgt automatisch, wenn die Endposition erreicht ist. Erfunden hat diesen angesetzten Schlitten nicht Winchester, nach diesem Prinzip funktioniert auch Verney Carrons LA. Bei der Winchester geht das Repetieren noch einen Tick schneller, denn der Schlitten muss nicht unbedingt von Hand nach vorn geschoben werden. Lockert man den Griff etwas, wenn er zurückgezogen ist, saust er durch Federkraft wieder nach vorn in die Endposition. So etwas praktiziert schon Browning im Geradezugrepetierer Maral, der auf dem bekannten Selbstlader BAR basiert. Bei der Pump war diese Konstruktion ganz einfach möglich, denn der Selbstlader hat ja bereits diese Feder, die den Verschluss nach dem Öffnen durch die abgezapften Pulvergase wieder schließt. Sie wird auf einer Stange geführt. Bewegt wird der Verschluss wieder über zwei Schienen unter dem Vorderschaft. Über ein Verbindungsstück, das durch einen Schlitz darin reicht, ist der Schlitten mit Schienen und Feder verbunden. Löst man die Verbindungsschrauben am Schlitten, lässt er sich abnehmen. Nach Herausdrehen der großen Riemenbügelschraube an der Stirnfläche des Vorderschafts kann der nach vorn abgezogen werden und die unter dem Lauf angebrachte Mechanik liegt frei – ein sehr einfaches, robustes System, das Störungen nahezu ausschließt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Vorderschaftmodellen ist auch ein Verkanten beim Repetieren nicht möglich, denn der Schlitten liegt schalenförmig um den Vorderschaft und wird mittig geführt. Um die Verriegelung aufzuheben, lässt sich der Verschluss mit einem Hebel rechts am Systemkasten öffnen, um eine im Lager befindliche Patrone zu ent-
nehmen. Rote Punkte an Verschlussstück und Auswurffenster zeigen auf einen Blick, ob der Verschluss korrekt geschlossen ist – dazu müssen sie übereinanderliegen.
Für Rechts und Linkshänder
Der Schaft aus schwarzem Kunststoff hat an Pistolengriff, Vorderschaft, Repetierschlitten und unten am Hinterschaft feine, quer zur Schussrichtung verlaufende Rillen, die ihn sehr griffig machen. Der Compositeschaft aus einer Mischung verschiedener Kunststoffe erzielt eine optimale Balance zwischen Gewicht, Steifigkeit und Haltbarkeit. Der Kolben weist einen geraden Rücken ohne Backe auf. Damit ist die Pump auch eine echte Linkshänderwaffe – abgesehen vom Hülsenauswurf nach rechts. Abgeschlossen wird der Hinterschaft durch eine glatte, gut gleitende Inflex II-Kappe (15 mm stark). Diese äußerst flexible Kappe aus einem dämpfenden Material leitet die Rückstoßkraft nach unten ab und sorgt so beim Schießen für zusätzlichen Komfort. Mit 36 cm Länge entspricht der Hinterschaft dem üblichen Standardmaß, mit Kappen von 20 und 25 mm ist eine Verlängerung sehr einfach möglich. Die Vorderschaftaufhängung ist wie beim Halbautomaten gelöst: Er ist von vorn an einen Laufblock geschraubt, der beim Selbstlader die Gasdüse aufnimmt. Diesen Block beließ man, um den Vorderschaft zu befestigen – eine gute Lösung, denn damit liegt er nicht am Lauf an. Die Befestigungs-schraube dient gleichzeitig als vordere Riemenbügelöse, die mit 22 cm Abstand zur Laufmündung aber zu weit hinten liegt. Die Riemenbügelöse für den Hinterschaft ist eingeschraubt.
Auf dem Stand und im Kino
Mit einer Browning Nomad-Montage vom deutschen Spezialisten Dentler kam ein Leica Amplus 1 - 6 x 24 auf die Pump – ein Drückjagdzielfernrohr zum guten Preis-Leistungs-Verhältnis, mit dem sich aber durch die sechsfache Endvergrößerung auch aussagekräftigere Bilder auf 100 m schießen lassen, was zur Beurteilung der Präzision wichtig ist, auch wenn die Pump für schnelle Schüsse auf Drückjagden gedacht und eher im Schießkino zu Hause ist. Die RWJ-Testwaffe in .30 - 06 wurde zunächst auf 100 m aus dem Schießgestell geschossen. Verwendet wurden Patronen von RWS (10,7 g Speed Tip Pro) und Norma (11,7 g Bondstrike). Das RWS schoss mit 27 mm bei fünf Schüssen etwas präziser als das Bondstrike (29 mm) – auf Drückjagddistanz sicher Haarspalterei, aber die Pump ist von der Präzision also auch zum Ansitz sehr gut geeignet. Das änderte sich auch bei schnell abgegebenen Folgeschüssen kaum – 10 Schuss mit der RWS ergaben ein Bild von 55 mm ! Die eigentliche Domäne der Pump ist aber das Schießkino – auf die Leinwandwutze zeigte sich, dass sie sich extrem schnell und weich repetieren lässt. Herkömmlichen Repetierererm – auch mit Geradezug – ist sie klar überlegen, da man die Handlage nicht verändern muss. Man zieht nur den Schlitten nach hinten, lockert kurz den Griff, um der Feder das Schließen des Verschlusses zu überlassen und fasst dann wieder fester zu. Durch diesen kurzen Impuls zum Nachladen kommt nur sehr wenig Bewegung in die Waffe. Im Gegensatz zu Modellen, bei denen man den kompletten Vorderschaft hin und her schiebt, wird bei der Pump wesentlich weniger Masse bewegt. Die 3,5 kg schwere Büchse (ohne Optik) liegt ruhig im Schuss. Schneller sind nur Selbstlader, doch das ist kaliberabhängig – so kommt es darauf an, wie weit die Waffe vom Rückschlag aus der Visierlinie geworfen wird. Dafür ist die Magazinkapazität nicht wie bei Halbautomaten gesetzlich auf zwei Patronen begrenzt.
Resümee: Winchester funktionierte mit sehr wenig Aufwand aus einem Selbstlader den Vorderschaft-Repetierer SXR² Pump um. Fast alle Teile sind identisch, die Büchse funktioniert störungsfrei, ist sehr einfach zu bedienen und zeigt eine gute Präzision. Die Pump spricht Drückjagdschützen an, die keine Selbstlader mögen oder Wert auf höhere Magazinkapazität legen – dazu eine interessante Alternative für Durchgeher/Hundeführer, die ihre Waffe unterladen führen müssen. Hinzu kommt, dass die Pump munitionsunabhängig funktioniert. Einschränkungen beim Repetieren muss man nur aufgelegt in Kauf nehmen. Bei 1 378 € kann man auch nicht meckern – da kosten schon Wechselläufe mancher Hersteller mehr. Könnte also gut sein, dass man künftig bei Drückjagden einem Vorderschaft-Repetierer öfter begegnet ...
Norbert Klups