Vergleichstest: Selbstladebüchsen

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Vergleichstest: Selbstladebüchsen

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Jagdpraxis hat sechs jagdliche Selbstladebüchsen auf den Prüfstand gestellt und auf Praxistauglichkeit untersucht. Besonders einige preiswerte Modelle konnten dabei überraschen. Aus Jagdpraxis 3/2013.

Selbstladebüchsen bzw. halbautomatische Repetierer führen unter Jägern immer noch zu Diskussionen – für die einen sind sie „nicht waidgerecht“, andere nutzen ihre unbestreitbaren Vorteile, vor allem bei Drückjagden.

Die Kritiker-Fraktion meint, dass die mögliche schnelle Schussfolge zu übereilten Nachschüssen verführt, während Befürworter gerade diese schnelle Schussfolge als besonders waidgerecht einstufen, weil bei krankem Wild ein sofortiger zweiter oder dritter Schuss möglich ist.

Dieser Konflikt wird uns sicher noch eine Zeit lang beschäftigen. Der technische Vorteil von Selbstladebüchsen gerade bei Drückjagden ist unbestreitbar – nach dem ersten Schuss kann ohne jede Manipulation an der Waffe unmittelbar weiter gejagt werden.

Das geht bei Doppelbüchsen zwar auch (die niemand je „unwaidgerecht“ nannte), aber dann ist Schluss, während Halbautomaten noch einen dritten Schuss in Reserve haben. Dazu kommt die Tatsache, dass sich Selbstladebüchsen rückstoßärmer schießen, weil sie einen Teil der Pulvergase für den automatischen Ladevorgang verwenden.

Das ermöglicht sichere schnelle Folgeschüsse, weil die Büchse nicht so weit aus der Ziellinie geworfen wird. Das letzte Argument für Selbstladebüchsen ist ihr Preisvorteil – verglichen mit Doppelbüchsen sind sie geradezu billig und selbst gegenüber modernen Geradezugrepetierern wie Blasers R 8, Heyms SR 30 oder Merkels Helix sind die meisten Halbautomaten immer noch günstiger.

Diese Vorteile haben viele Drückjagdschützen erkannt, denn in den letzten Jahren steigen die Verkaufszahlen jagdlicher halbautomatischer Büchsen stetig. Das hat viele Hersteller dazu gebracht, neue Modelle zu entwickeln oder bestehende zu verbessern.

Sicher haben auch die wachsenden Probleme mit dem Schwarzwild dazu beigetragen, dadurch werden mehr Drückjagden abgehalten, und die Pächter sind an guten Strecken interessiert.

Unbestreitbar ist aber, dass hauptsächlich die Quali­tät des Schützen dazu beiträgt, was später auf dem Streckenplatz verblasen wird. Die Kategorie der Waffe ist zweitrangig – hilft aber guten Schützen sehr, ihre Fähigkeiten umzusetzen.

Selbstlader Testteam
Das Jagdpraxis-Testteam prüfte die Kandidaten im Schießkino auf Herz und Nieren (v. l.) – Revierjagdmeister Thorsten Heitmann, Revierjagdmeister Guido Schürhoff, Schweißhundführer Guido Erben und Jagdpraxis-Chefredakteur Matthias Kruse.

 

Endabrechnung
Und so haben sich die sechs halbautomatischen Testwaffen in der Endabrechnung geschlagen:

Die Sauer S 303 ist knapper Sieger nach Punkten, für 85 erzielte Punkte bekommt sie ein Sehr gut (drei Lupen). Auf dem Fuße folgen Browning BAR II HC (83) und Merkel SR 1 Basic (82 Punkte) – und damit ebenfalls in der Kategorie sehr gut (drei Lupen).

Klarer Preis-Leistungs-Sieger ist die Merkel, die weniger als die Hälfte von Browning und Sauer kostet. Wer auf Handspannung, einfaches Zerlegen und ele­gantes Design verzichten kann, sollte hier zugreifen.

Die Winchester Vulcan verfehlt mit 78 Punkten zwar knapp ein Sehr gut, doch für die günstigste Waffe ist gut (zwei Lupen) ein beachtliches Ergebnis. Knapp dahinter mit gleicher Wertung liegt Benellis ARGO, die optisch in einer ganz anderen Klasse spielt, aber auch deutlich mehr kostet – auch sie bekommt die Bewertung gut (zwei Lupen).

Abgeschlagen am Ende die Remington mit nur 57 Punkten und damit nicht empfehlenswert – für eine moderne Drückjagdwaffe fehlt es an Ausstattung, das Handling konnte das Testteam nicht überzeugen und der viel zu kurze Schaft ist für normal gebaute Schützen ein Handicap.

Funktion und Technik
Grundsätzlich arbeiten halbautomatische Gewehre wie Selbstladepistolen – nach dem Schuss wird die leere Hülse vom zurückgleitenden Verschluss aus dem Patronenlager gezogen, der Auswerfer wirft sie aus und die Verschlussfeder drückt den Verschluss wieder nach vorn.

Auf seinem Vorwärtsweg nimmt der Verschluss eine neue Patrone aus dem Magazin mit und drückt sie ins Patronenlager. Die Waffe ist nun wieder schussbereit. Ein Unterbrecher im Abzug sorgt dafür, dass dieser erst wieder in seine vordere Position gelangen muss, bevor man erneut auslösen kann, um zu verhindern, dass die Waffe Dauerfeuer schießt.

Selbstladebüchsen liegen zwei Funktionsprinzipien zugrunde:
■ Rückstoßlader nutzen die direkt vom Boden der Patronenhülse auf den Verschluss übertragene Energie. So sind etwa die Feder-Masseverschlüsse von Kleinkaliber-Selbstladebüchsen aufgebaut.
Bei Büchsen, die Jagdmunition für Schalenwild verschießen, ist dagegen ein verriegelter Verschluss notwendig. Wird dabei das Rückstoßladerprinzip eingesetzt, muss sichergestellt sein, dass ein Teil der Energie zunächst zum Öffnen der Verriegelung eingesetzt wird, bevor der eigentliche Verschlussrücklauf einsetzt. Bekannteste großkalibrige Rückstoßlader sind die Heckler & Koch Modelle 770 und 940 mit dem millionenfach bewährten Rollenverschluss des Militärgewehres G 3.
■ Heutige moderne halbautomatische Jagdbüchsen arbeiten aber fast ausschließlich nach dem zweiten Funktionsprinzip – dem Gasdrucklader.
In deren Lauf findet man meist im vorderen Teil eine kleine Bohrung, durch die ein Teil der Pulvergase abgezapft wird. Über eine Düse werden sie auf einen Kolben geleitet, der über ein Gestänge den Verschluss nach hinten drückt, wobei er automatisch entriegelt wird. Bei der Verriegelung der Gasdrucklader gibt es zwei Varianten:
■ Beim Drehriegelverschluss greifen wie bei
Repetierern Warzen am sich drehenden Verschlussteil in entsprechende Gegenlager am Systemgehäuse oder Lauf. Für die Drehung sorgt die Steuerkurve am Verschlussträger, schiebt die Feder den Verschluss wieder nach vorn, läuft die gesamte Drehbewegung zwangsgesteuert in umgekehrter Reihenfolge ab.
■ Beim Kippblockverschluss liegt der Verschluss mit seiner Verriegelungsfläche in einer entsprechenden Aussparung am Magazinschacht. Wird der Verschlussträger durch den Gasdruck zurückgedrückt, hebt die Steuerkurve über Führungsnocken den Verschluss an, und er kann nach hinten gleiten.
Zu Beginn des eigentlichen Tests zunächst die technischen Besonderheiten unserer sechs Kandidaten.

Die getesteten Selbstladebüchsen
Diese sechs Selbstladebüchsen haben wir miteinander verglichen.

 

Selbstladebüchsen Technik und Preise

 

Unsere Testkandidaten:

Remington 750 Woodsmaster

Browning BAR II Wood

Merkel SR 1 Basic

Winchester SXR Vulcan

Benelli Argo

Sauer 303

 

Bewertung von Abzug, Magazin und offener Visierung
Zur Bewertung haben wir nicht nur reine Mess-Ergebnisse berücksichtigt, unser Testteam aus Berufsjägern und Nachsuchenführern überprüfte die sechs Kandidaten ausgiebig im Schießkino und gab anschließend seine Beurteilung dazu ab.

Um gleiche Voraussetzungen zu haben, wenn nicht über Kimme und Korn geschossen wurde, haben wir alle sechs Waffen mit Rotpunktvisieren (Zeiss Compact Point, Burris FastFire II) ausgestattet. Zunächst der gemessene Abzugswiderstand, der angegebene Wert ist das Mittel aus je fünf Messungen mit einer digitalen Abzugswaage.

Abzugswiderstand der Testwaffen

Mit diesen Werten räumen unsere Testwaffen mit dem alten Vorurteil auf, Selbstladebüchsen bräuchten 3-kg-Abzüge, sonst schössen sie Dauerfeuer – wirklich schlecht oder jagdlich unbrauchbar war kein Abzug, obwohl sich spür- und messbare Unterschiede feststellen lassen.

Das reine Abzugsgewicht sagt nicht immer alles, die Charakteristik spielt auch eine große Rolle. Die Sauer S 303 hat klar den besten Abzug, doch auch die Browning BAR II gefiel den Testern ausgezeichnet, und die Benelli wurde auf dem Schießstand durchweg leichter eingeschätzt, als es die Abzugswaage später zeigte.

Nach den Jagdpraxis-Bewertungskriterien bekommt die Sauer S 303 die vollen 10 Punkte. Browning und Winchester sind mit 9 Punkten nicht viel schlechter, was bei der Vulcan (billigste Waffe) zeigt, dass auch günstige Büchsen durchaus gute Abzüge haben können.

7 Punkte bleiben für die Merkel, Benelli und Remington müssen sich mit 5 Punkten begnügen.

Alle Testwaffen haben herausnehmbare Magazine für zwei Patronen. Bei Sauer und Remington liegen die Patronen übereinander, bei den anderen Modellen im Zickzack. Das bringt bei zwei Patronen zwar nicht viel, aber die Waffen sind ja eigentlich für eine höhere Kapazität konzipiert, aber nach dem Jagd­gesetz auf zwei Patronen im Magazin beschränkt.

Bei fünf Patronen lässt sich durch Zickzacklagerung die Bauhöhe deutlich reduzieren. Schulterstopp ist bei allen Modellen vorhanden. Am besten gefielen den Testern die Magazine von Sauer und Browning. Sie ließen sich leicht laden und leicht wechseln.

Nach dem Druck auf den Magazinauslöser fallen sie in die Hand und lassen sich einfach in den Magazinschacht stecken. Diese beiden Waffen bekommen die vollen 10 Punkte.

Die Magazine von Merkel und Winchester bekommen einen Punkt weniger, der Wechsel geht damit nicht ganz so flüssig. Das Magazin der Benelli ARGO ist an sich gut gemacht und lässt sich einfach befüllen. Nicht optimal ist, dass man es zunächst vorn einhängen muss, um es dann mit einer Drehbewegung in den Schacht zu befördern – einfach reinstecken ist bequemer und gerade bei Stress schneller. Dafür vergaben die Tester 8 Punkte.

Die Remington fand wenig Beifall, um ihr Magazin zu entfernen, muss der Verschluss etwas zurückgezo­gen werden, sonst lässt es sich nicht aus dem Schacht ziehen. Das ist umständlich, der Wechsel dauert deutlich länger – dafür gabs nur noch 4 Punkte.

Alle Waffen wurden im Schießkino auch über Kimme und Korn geschossen. Vier Modelle (Benelli, Browning, Winchester, Merkel) haben keine herkömmliche Kimme, sondern eine ansteigende Drück­jagdschiene.

Alle Schienen haben eine Kontrast­linie und sind mit einem passenden roten Kunststoffkorn ausgestattet – ideale Visiere für den schnellen Schuss auf Drückjagdentfernung. Im Schießkino ließ sich mit diesen vier Waffen ausgezeichnet schießen und sie erhalten die vollen 10 Punkte für ihr Visier.

Ebenfalls 10 Punkte erhält die Sauer S 303, deren schräg gestellte Kimme mit gelbem Dreieck und rotem Leuchtkorn den Drückjagdschienen in Schnelligkeit und Kontrast nicht nachsteht.

Das Visier der Remington 750 ist dagegen für schnelle Schüsse wenig brauchbar – die Kimme ist zu eng, sitzt zu weit hinten und hat keinen Kontrast. Das war den Testern nur 4 Punkte wert.

Selbstlader Anschlag
Jedes Mitglied des Testteams schoss die Waffen ausgiebig und beurteilte die verschiedenen Kriterien.

 

Sicherung und Handspannung
Sauer S 303 und Browning BAR II HC verfügen über eine Handspannung, die bei beiden Modellen einwandfrei funktionierte und ein leichtes Spannen und Entspannen des Schlosses erlaubt. Diese vorbildliche Ausstattung wird mit 10 Punkten belohnt.

Funktionssicherheit und Handhabung werden zusammen bewertet und finden sich in der Tabelle gemeinsam, maximal können 20 Punkte erreicht werden.
Die sechs Testwaffen wurden im Schießkino Klett (Borken) vom Jagdpraxis-Testteam ausgiebig geschossen. Kaliber aller Waffen war .30-06.

Verwendet wurden Patronen von Remington mit Core-Lokt-Geschoss. Aus jeder Büchse wurden 50 Schuss verfeuert und jede Störung dokumentiert. Viel gabs dabei nicht zu notieren, die Waffen erwiesen sich als sehr funktionssicher. Insgesamt gab es nur vier Störungen:

Die Remington erlaubte sich zwei, beide Male war der Verschluss nach dem ersten Schuss nicht verriegelt. Winchester und Browning hatten je eine Störung. Bei der BAR hatte sich der Verschlussblock über den Rand der zuzuführenden Patrone geschoben und diese verkeilt, bei der Winchester verklemmte sich der Verschluss in halb offener Stellung.

Merkel, Benelli und Sauer schossen störungsfrei. Das ist ein sehr gutes Ergebnis und zeigt, dass Selbstladebüchsen heute sehr zuverlässig sind. Merkel, Sauer und Benelli bekommen die volle Punktzahl, Browning und Winchester einen und Remington zwei Punkte Abzug.

Die Funktionssicherheit wird mit 10 Punkten bewertet, weitere 10 Punkte dieses Abschnittes gehen an die Handhabungssicherheit. Dabei kommt es darauf an, ob Durchladehebel, Magazinknopf und Verschluss­auslöser gut bedienbar sind und der Abzugsbügel groß genug ausfällt.

Drückjagden finden in der kalten Jahreszeit statt und da werden oft Handschuhe getragen. Unsere Tester schossen daher auch einige Durchgänge mit Handschuhen, um zu sehen, ob sich die Büchsen auch damit gut handhaben lassen.

BAR Schuss Handschuhe
Hier wird probiert, wie sich die Büchse mit Handschuhen bedienen lässt.

 

Die beiden US-Modelle waren in puncto Hand­habung den europäischen Büchsen deutlich unterlegen. Die Winchester hat gar keinen Verschlussauslöser, und bei der Remington ist dieser nur sehr schlecht bedienbar – mit Handschuhen fast unmöglich. Auch fällt der Abzugsbügel bei der Remington recht klein aus. Winchester und Remington bekamen für die Handhabung jeweils 7 Punkte.

Browning und Merkel haben gut platzierte Bedienhebel, die auch groß genug sind und sich leicht bedienen lassen. Da gab es nichts zu bemängeln und die volle Punktzahl.
Bei der Benelli liegen die Bedienhebel sehr dicht zusammen – zu dicht, wie unser Testteam fand, besonders mit Handschuhen – dafür gab es 8 Punkte.

9 Punkte kassierte die Sauer S 303, ihre Bedien­hebel sind gut platziert und lassen sich auch gut bedienen – nur der kleine, versenkt angebrachte Magazinknopf fand beim Testteam keine uneingeschränkte Zustimmung. Mit Handschuhen ist es ziemlich fummelig, ihn zu drücken. Dafür wurde ein Punkt abgezogen.

Funktions- und Handhabungssicherheit
Bei den anderen Testwaffen sieht es einheitlich schlecht aus – nur Druckknopfsicherungen vorn oder hinten im Abzugsbügel, die lediglich den Abzug sperren. Alle Sicherungen sind gut erreichbar und lassen sich auch leicht bedienen, daran gibt es nichts auszusetzen.

Nach Jagdpraxis-Bewertungskriterien sind aber für einfache Abzugssicherungen nicht mehr als 5 Punkte möglich – Winchester, Remington, Merkel und Benelli müssen sich bei diesem Bewertungsabschnitt damit begnügen.

Schäftung und Balance
Die Beurteilung von Büchsenschäften für schnelle Schüsse auf sich bewegendes Wild ist sicher nicht ganz objektiv möglich, denn dabei spielen auch Statur und Anschlagsgewohnheit des Schützen eine große Rolle.

Daher löste dieser Punkt wie schon bei früheren Jagdpraxis-Tests wieder längere Diskussionen aus, eine wirklich einheitliche Meinung kam bei einigen Schäften nicht zustande.

Einigkeit herrschte unter unseren Testern nach dem Schießkino zum Remington-Schaft – ihr Hinterschaft ist viel zu kurz für vernünftige Anschläge, wenn man nicht gerade sehr klein ist, vielleicht eine Empfehlung für Frauen.

Der Vorderschaft ist in Ordnung, das Gewicht der Waffe verteilt sich gut zwischen den Händen. Die Remington bekam 5 von 10 Punkten für die Schäftung. Am oberen Ende der Bewertungsskala war man sich auch schnell einig – die besten Schäfte haben Sauer S 303 und Browning BAR II, welcher bevorzugt wird, ist Geschmacksache, beide Waffen bekommen volle 10 Punkte.

Über das Mittelfeld gabs rege Diskussionen – die Winchester ist sehr leicht und so nicht einfach zu schießen. Sie schwingt nicht so gut wie schwerere Büchsen und ihr Schaftrücken könnte etwas höher ausfallen. Mit den flach montierten Rotpunkt­visieren gings gerade noch, als später ein Zielfernrohr zum Einsatz kam, fiel das deutlich auf.

Auch ihre Fischhaut ist nicht ganz so griffig, die Winchester bekam 7 von 10 Punkten. Auf einen Punkt mehr einigte sich das Testteam bei der Merkel, ihr Schaft ist etwas klobig, lässt sich aber gut und sicher halten. Auch der Schaftrücken ist hoch genug.

Der Benelli-Schaft fand großen Anklang. Er ist sehr ergonomisch ausgeführt, damit lässt sich gut und flüssig schießen. Er ist fast so gut wie die Schäfte von Sauer und Browning und bekam 9 Punkte.

Die anfängliche Befürchtung, manche Gummischaftkappe könnte den Anschlag behindern, bewahrheitete sich nicht. Hier gab es überhaupt keine Probleme und damit auch keine Punktabzüge.

Präzisionstest
Zur Ermittlung der Präzision wurden alle Testwaffen mit einem variablen Zielfernrohr Steiner 2 - 10 x 50 ausgestattet. Es wurde einheitlich mit 10facher Vergrößerung auf 100 m aus dem Schießgestell geschossen.

Nach Jagdpraxis-Testkriterien wurden mit jeder Büchse drei Schussbilder mit je fünf Schuss mit drei unterschiedlichen Patronen geschossen. Gewertet wird nur das beste Schussbild, gemessen wird die Distanz der Mitte der äußeren Schuss­löcher.

Volle 10 Punkte gibt es, wenn der vierfache Kaliberwert nicht überschritten wird. Dabei wird das tatsächliche Kaliber auf volle Millimeter aufgerundet. Beim Kaliber .30 - 06 (7,62 mm) ergäben also 4 x 8 = 32 mm die volle Punktzahl. Je 2 mm mehr wird ein Punkt abgezogen.

Die Ergebnisse des Präzisionstests und die Munition, mit der die Waffe das beste Schussbild schoss, sind der Tabelle links unten zu entnehmen. Bei der Präzision haben moderne Selbstladebüchsen gegenüber Repetierern in der Praxis kaum noch Nachteile, auf Schussentfernungen bis 200 m können sie auch zum Ansitz sehr gut eingesetzt werden.

Vergleichstest Selbstladebüchsen Präzision

 

Bis auf die Remington, die ganz knapp die volle Punktzahl verfehlt, bekommen alle volle 10 Punkte. Bleifreie Büchsengeschosse sind derzeit ein großes Thema, da viele Landes- und Staatsforstverwaltungen schon heute die Verwendung bleifreier Munition vorschreiben.

Jagdpraxis nahm das zum Anlass, aus den sechs Halbautomaten einige Packungen RWS Evolution Green zu verschießen, um zu sehen, ob die Selbstlader auch mit leichten Geschossen (das zinkbefüllte Evo Green wiegt nur 9 g) funktionieren. Störungsfrei schossen nur die Sauer S 303 und die Benelli, bei den anderen Waffen kam es zu Zuführungsstörungen.

Die Gassysteme von Browning und Winchester lassen sich aber einstellen – damit sie auch mit leichten Geschossen repetieren, muss man die Gasdüse weiter öffnen.
Wichtig ist aber, vor der Umstellung auf leichte, blei­freie Geschosse bei Selbstladebüchsen nicht nur die Treffpunktlage im Einzelschuss auf dem Schießstand zu überprüfen, sondern auch die sichere Funktion.

Vorbereitung für Zielfernrohrmontage
Sauers S 303 hat ab Werk die angefräste Schiene zur Isi-Mount-Montage, alle anderen Büchsen verfügen über Gewindebohrungen für Montageunter­teile. Eine Zielfernrohrmontage gehört bei keinem Modell zum Lieferumfang. Die Sauer bekommt 5 Punkte, alle anderen 3 Punkte.

Korrosionsschutz
Bei üblicher Pflege hat keine der Testwaffen besondere Probleme mit Rost. Die Beschichtung von Sauer mag besonders widerstandsfähig sein, doch auch der Korrosionsschutz der anderen Hersteller erfüllt voll seinen Zweck, sodass es bei diesem Bewertungspunkt keine Abzüge für ein Modell gab.

Verarbeitung und Preis-Leistungs-Verhältnis
Bei diesem Kriterium haben wir bewertet, was die Testwaffen für den vom Hersteller geforderten Preis bieten. Um die verschiedenen Modellvarianten einheitlich zu bewerten, beziehen sich die Preise auf die jeweils günstigste Version mit Holzschaft:

Selbstladebüchsen Preis Holzschaft

 

Die Preise der Testwaffen sind stark unterschiedlich, das teuerste Modell ist mehr als doppelt so teuer wie die günstigste Waffe. Die Remington ist handlich, ausreichend präzise und ordentlich verarbeitet – wenn der kurze Schaft passt und die zu feine Visierung nicht stört, eine durchaus brauchbare Drückjagdwaffe, die mit 1.299 € nicht zu teuer ist. Dafür vergeben wir 7 von 10 Punkten.

Die Winchester hat den besseren Schaft, ein wirklich gutes Drückjagdvisier und ist mehr als 250 € billiger. Dafür gabs 9 von 10 Punkten. Die volle Punktzahl bekam Merkels SR 1 Basic – für 1 199 € eine gut verarbeitete, sehr funktionssichere Selbstladebüchse mit erstklassigem Visier.

Brownings BAR II Wood HC gefiel den meisten Testern sehr gut, aber die tolle Handspannung ist auch nur diesem hochpreisigen Modell vorbehalten. Eine günstige Variante mit diesem Sicherheits-Feature gibts noch nicht – dafür gabs 7 Punkte.

Benellis ARGO liegt mit knapp 1.700 € zwar deutlich über den beiden US-Büchsen und der Merkel, ist aber eine schnittige Waffe mit guter Ausstattung und gutem Visier, deren Schaft sich zudem noch einstellen lässt – bei einer Drückjagdwaffe sicher ein Vorteil. Das war dem Testteam 8 Punkte wert.

Sauers S 303 kostet mit normalem Holzschaft über 2.600 € – einheitliches Urteil: zu teuer.

Die Browning hat ebenfalls eine Handspannung und steht in der Ausstattung der 303 nicht nach. Deren Vorteil liegt hauptsächlich im tollen Abzug, der die Sauer vor einem noch größeren Punkt­abzug rettete – mehr als 6 Punkte waren aber nicht drin.

Remington Test
Die Remington liegt im Schuss durch ihr Gewicht sehr ruhig.

 

Fazit
Dieser Jagdpraxis-Test konnte zeigen, dass es heute ein hochinteressantes Angebot halbauto­matischer Jagdbüchsen gibt, die sicher funktionieren und dabei auch überraschend präzise sind.

Auch preisgünstige Waffen sind in dieser Hinsicht problemlos. Wird allerdings eine Handspannung gewünscht, klettert der Preis auf über 2.000 €. Hier ist noch Entwicklungspotenzial vorhanden.

Testkriterien für Jagdliche Selbstladebüchsen - So haben wir gewertet
Die Waffen durchlaufen ein festgeschriebenes Testprogramm. Maximal sind 100 Punkte erreichbar, die sich aus folgenden Einzelprüfungen addieren:

Präzision (max. 10 Punkte) Aus einem Schießgestell werden Fünf-Schuss-Gruppen mit mehreren Laborierungen Jagdmunition auf 100 Meter geschossen. Gemessen wird die Distanz der Mitte der äußeren Schusslöcher. Die volle Punktzahl von 10 Punkten gibt es, wenn der vierfache Kaliberwert nicht überschritten wird. Hierbei wird das tatsächliche Kaliber auf volle Millimeter aufgerundet. Bei einer .308 Winchester (7,62 mm) wären das 4x8 mm= 32 mm für die volle Punktzahl. Je 2 mm mehr wird ein Punkt abgezogen.

Abzug (max. 10 Punkte) Hier werden die Abzugscharakteristik und das Abzugsgewicht im ungestochenen Zustand bei Stecherabzügen bewertet. Bei einer Selbstladebüchse  sollte das Abzugsgewicht nicht über 1200 g liegen. Pro 200 g mehr wird ein Punkt abgezogen. Auch eine schlechte Abzugscharakteristik (Vorzug, Kratzen, Durchfallen) ergibt je nach Bedeutung Punktabzug.

Visierung (max. 10 Punkte) Erlauben Kimme und Korn eine schnelle Zielauffassung, und bieten sie ein kontrastreiches Visierbild? Wie robust ist die Visierung? Eine kontrastreiche verstellbare Visierung, die unempfindlich gegen Schläge und Stöße ist, erhält die vollen 10 Punkte. Jeweils einen Punkt Abschlag bringen mangelnder Kontrast, zu enge oder zu weite Kimme oder eine zu weit hinten angebrachte Kimme. (Leseentfernung) Eine Selbstladebüchse, die ohne offene Visierung geliefert wird, erhält keine Punkte in diesem Bewertungskriterium.

Magazin (max. 10 Punkte) Laden und Entladen ist bei Jagdwaffen wichtig und sicherheitsrelevant. Bei einer Selbstladebüchse, die vorwiegend bei der Drückjagd eingesetzt wird, kommt auch noch ein schneller Magazinwechsel hinzu. Wie schnell kann nachgeladen werden und wie komfortabel sind Laden und Entladen? Ist die Magazinkapazität ausreichend? Ist ein Schulterstopp vorhanden? Die volle Punktzahl erhält eine Waffe, die ein herausnehmbares Kastenmagazin mit Schulterstopp hat, das sich leicht und bequem wechseln lässt.

Schäftung u. Balance (max. 10 Punkte) Beurteilt werden neben der ergonomischen Form von Hinterschaft, Vorderschaft und Pistolengriff auch die Schaftkappe und die Fischhaut. Die Holzqualität dagegen spielt keine Rolle. Kunststoffschäfte haben damit keinen Nachteil. Ein Holzschaft sollte gut gegen Feuchtigkeit geschützt sein. Eine Waffe für den schnellen Schuss sollte auch gut ausballanciert sein.

Sicherung o. Handspannung (max. 10 Punkte) Eine moderne Jagdwaffe sollte über eine leicht zu bedienende und lautlos zu betätigende Handspannung verfügen. Dafür gibt es die volle Punktzahl. Fehlt die Handspannung, ist aber eine Schlagbolzensicherung vorhanden, gibt es 3 Punkte Abzug. Hat die Waffe lediglich eine Abzugssicherung, werden 5 Punkte abgezogen. Schlechte Ergonomie bei Handspannung oder Sicherung bringen zwei Punkte Abzug. Ebenso, wenn Handspannung oder Sicherung zu laute Geräusche verursachen.

Funktions- u. Handhabungssicherheit  (max. 20 Punkte) Die sichere Funktion und Handhabung ist für eine Jagdbüchse von ausschlaggebender Bedeutung und gerade bei Selbstladebüchsen sehr kritisch zu prüfen. 10 Punkte davon entfallen auf den Bereich der störungsfreien Schussfolge. Die Patronen müssen einwandfrei zugeführt und die leeren Hülsen korrekt ausgeworfen werden. Dazu werden aus jeder Waffe 50 Patronen verschossen. Für jede Zuführungs- oder Auswurfstörung wird ein Punkt abgezogen. Sollten sich bei einer Waffe ungewöhnlich viele Störungen einstellen, wird die Patronenmarke gewechselt. Darauf wird beim Testbericht dann aber gesondert hingewiesen.
10 Punkte werden für die Handhabung vergeben. Hier kommt es darauf an, ob Durchladehebel, Magazinknopf und Verschlussauslöser gut bedienbar sind und ob der Abzugsbügel groß genug ausfällt.

Verarbeitung u. Preis-Leistungs-Verhältnis (max. 10 Punkte) Diese Bewertung geht auf die Qualität der verwendeten Materialien, die Passung der Bauteile und das Finish ein. Die Beurteilung erfolgt in Relation zum Preis der Waffe.

Vorbereitung ZF-Montage (max. 5 Punkte) Hier kommt es darauf an, wie einfach sich die Büchse mit einer optischen Zielhilfe ausstatten lässt. Verfügt das System bereits über Montageunterteile, oder sind diese integriert? (Prismenschiene oder hauseigene Montagevorbereitung) Ist das nicht gegeben, gibt es Gewindebohrungen für Montageunterteile?
Wird evtl. eine Zielfernrohrmontage mitgeliefert?

Korrosionsschutz (max. 5 Punkte) Hier wird überprüft, wie anfällig die Metallteile gegen Rost sind. Der Test wird im Revieralltag vorgenommen. Alle Waffen werden mehrere Monate jagdlich eingesetzt und erhalten die normale Pflege. Nach einem Schuss wird der Lauf gereinigt, und die Metallteile werden vor dem Einstellen in den Waffenschrank äußerlich, soweit ohne Zerlegen möglich, von Feuchtigkeit befreit. Nach dem Testzeitraum wird die Büchse zerlegt und auf Korrosion untersucht.

Vergleichstest Selbstladebüchsen Gesamturteil