Test: SIG Sauer Kilo 3000 10x40

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Test: SIG Sauer Kilo 3000 10x40

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Beim BDX-System von SIG Sauer überträgt ein monokularer Laser-Entfernungsmesser über Bluetooth ballistische Daten zum passenden Zielfernrohr. Jetzt wurde diese Technik in ein handliches Doppelglas eingebaut. Norbert Klups hat sich das für uns angesehen.

Neben der gemessenen Schuss­distanz werden Temperatur, Luftdruck und Schusswinkel selbstständig verarbeitet, eine Absehen-Schnellverstellung von Hand ist nicht mehr notwendig.

Die Daten der eigenen Waffen-Munitionskombination werden über eine Smartphone-App zum Entfernungsmesser übertragen. Das System funktionierte im Jagdpraxis-Test problemlos.

Mit 1.599 € ist das Kilo 3000 eins der günstigsten Ferngläser mit Entfernungsmesser und ballistischem Rechner auf dem Markt. Die neue Optik kann natürlich auch solo, also ohne BDX-Zielfernrohr und gemessene Daten zur Einstellung der ASV benutzt werden.

Die Funktionen der Datenübertragung aufs Zielfernrohr haben wir nicht erneut überprüft, was beim monokularen Entfer­nungsmesser funktioniert, dürfte auch bei dem Doppelglas keine Probleme machen, zumal die Elektronik identisch ist.

Wir haben uns auf die optische Leistung des Fernglases und des Laser-Entfernungsmessers konzentriert.

SIG Sauer Kilo 3000 Batteriefach
Das Batteriefach für die Lithium CR 2-Zelle liegt an der Unterseite.

 

Kompakt und handlich, aber kein Leichtgewicht
Dabei wird einiges geboten – laut Hersteller sollen Messungen bis zu 4,5 km möglich sein und durch eine neue Technologie im Scan-Modus vier Messungen pro Sekunde verarbeitet werden. Wir haben das Gerät zur Bergjagd in passendem Umfeld ausgiebig getestet.

Mit 15 cm Höhe und 12,3 cm Breite ist das Kilo 3000 zwar handlich, bringt aber dennoch 927 g auf die Waage – analog 10 x 42-Modellen von Swarovski oder Leica. Um die empfindliche Elek­tronik gut zu schützen, werden offenbar sehr robuste Gummiarmierungen um den Korpus gelegt – und die wiegen eben.

Sig Sauer verwendet ein Magnesiumgehäuse, an der Unterseite sind im hinteren Bereich deutliche Verdickungen vorhanden – zwar nicht so ausgeprägt wie die Messfinnen des Swarovski EL, aber doch spürbar, wenn man das Glas zur Hand nimmt.

Die Okulare verfügen über in drei Stufen rastbare, weich mit Gummi gepolsterte Drehaugenmuscheln. Ganz abnehmen lassen sich diese Muscheln zum Reinigen nicht.
Scharf gestellt wird über einen großen, gummierten Mitteltrieb, der gesamte Bereich wird über eine Dreiviertel-Umdrehung abgedeckt.

Drehaugenmuscheln SIG Sauer Kilo 3000 10x40
Die Drehaugenmuscheln sind in drei Stufen rastbar.

 

Der Dioptrieausgleich sitzt als Drehring am linken Okular, am anderen Okular lässt sich das Display in der rechten Hälfte scharf stellen. Oben auf der rechten Fernglashälfte finden sich zwei Bedienknöpfe: Über Mode gelangt man ins Menü, in dem sich der Entfernungsmesser indi­viduell einstellen lässt, etwa auch zur Kopplung mit einem BDX-Zielfernrohr.

Range löst den Messvorgang aus – beim ersten Druck erscheint der rote Zielkreis, beim zweiten Druck die Distanz. Hält man den Knopf gedrückt, wechselt das Glas in den wirklich rasanten Scan-Modus.

Schwenkt man, wechselt die Entfernungsangabe in schneller Folge, vier Messungen pro Sekunde sind wirklich realistisch. Die maximale Messdistanz von 4,5 km konnten wir nicht erzielen – beim Jagdpraxis-Rekord von 2.900 m hatte das Ziel die Größe einer Almhütte.

Jagdlich spielt das keine große Rolle, ist aber im Gebirge interessant, um etwa günstige Aufstiegsrouten festzulegen. Die Reichweite eines Laserentfernungs­messers ist sehr von Umweltbedingungen abhängig.

Wirklich klares Wetter hatten wir bei der Bergjagd nicht, und es ist gut möglich, dass bei optimalem Wetter und gut reflektierendem Ziel Messungen auf größere Distanz möglich sind.

Dazu muss man das Glas aber auflegen, schließlich muss der reflektierte Laserstrahl ja auch wieder aufgefangen werden. Aus freier Hand sind Messungen auf große Distanz kaum möglich.

Wild von Gamsgröße ließ sich bis etwa 700 m aus freier Hand und bis 1.100 m aufgelegt sicher anmessen.

Bedienknöpfe SIG Sauer Kilo 3000 10x40
Die Bedienknöpfe finden sich oben auf der rechten Fernglashälfte.

 

Optische Überraschungen
Das Testglas liefert ein eher weißes Bild mit gutem Kontrast und noch passabler Randschärfe. Besonders bei Randschärfe und Kontrast sind europäische Top-Marken deutlich erkennbar besser – aber dafür ja auch nahezu doppelt so teuer ...

Für vergleichbare Werte kam das Testglas ins optische Labor. Gemessen wurde für die linke Hälfte (ohne Umlenkspiegel für Messtechnik) 90,3 Prozent Tag- und 88,2 Prozent Nachttransmission und rechts 86,4 Prozent tagsüber und 88,8 Prozent bei Nacht.

Dass die Tagtransmission deutlich geringer ist, war zu erwarten, da die Elek­tronik Licht kostet, aber dass die Nachttransmission sogar leicht höher liegt, ist schon sehr ungewöhnlich.

Alles in allem sind das sehr gute Werte für dieses günstige Fernglas, die kaum zu erwarten waren.

Das SIG Sauer Kilo 3000 wurde bei der Bergjagd getestet.
Das Kilo 3000 wurde bei der Bergjagd in den Alpen getestet. Es hat sich dort bewährt.

 

Resümee
Auch wenn man das Sig Sauer BDX Kilo 3000 nicht mit dem passenden Zielfernrohr verwendet, ist es eine gute Wahl und bietet für 1.599 € einiges. Der Entfernungsmesser hat eine hohe Reichweite, eine Winkelschussfunktion und einen sehr schnellen Scan-Modus.

Optisch ist das Kilo 3000 Leica, Zeiss oder Swarovski zwar leicht unterlegen, aber nicht dramatisch. Bei der Transmission kann es sogar mithalten, nur Kon­trast und Randschärfe sind etwas schlechter.

Dazu lässt sich das Glas mit einem BDX-Zielfernrohr koppeln. Zum Lieferumfang gehört eine Tragetasche mit Gurtsystem, mit dem sich das Fernglas pendelfrei vor der Brust tragen lässt – nicht nur im Gebirge sehr praktisch.

Technische Daten SIG Sauer Kilo 3000