Preisgünstige WBK mit guter Ausstattung

Für eine Wärmebildkamera kann man leicht mehrere Tausend Euro ausgeben – es geht aber auch wesentlich günstiger.

Dann ist aber entweder die Leistung so schlecht, dass man zwar sieht, dass da eine Wärmequelle ist, aber raten muss, um was es sich handelt – oder die Ausstattung ist rudimentär. Foto- oder Videofunktion sucht man vergeblich, einen Wechselakku haben günstige Geräte meist auch nicht und WiFi, um Bilder aufs Smartphone zu streamen, gibt es auch kaum.

Anders sieht es bei der Apex Thermal von Alpen Optics aus, die handliche Beobachtungskamera hat alles an Bord, was der optikaffine Nutzer sich wünscht, kostet lediglich 1599€ – und ein Ladegerät sowie einen zweiten Akku gibt es auch noch dazu. Wir haben uns den Neuling mal genau angesehen.

Wer ist Alpen Optics ?

Alpen Optics ist ganz neu auf dem deutschen Markt, dahinter steckt kein Händler, der einfach umgelabelte Geräte großer Hersteller unter eigenem Namen anbietet, sondern eine große Firma, die auf dem US-Markt schon lange bestens etabliert ist. Tim Gardner, ein erfahrener Kenner der Optikbranche, gründete 1996 Alpen Optics, bereits ein Jahr später kamen erste Produkte auf den US-Markt – Zielfernrohre, Ferngläser und Spektive.

Als Gardner Anfang 2018 in den Ruhestand ging, schloss Alpen Optics zwar vorübergehend seine Türen, doch bereits im April 2018 übernahm Bresser USA die Firma und brachte bewährte Marken und Designs zurück. Anfang 2022 folgt die Expansion in Europa mit der Gründung einer eigenen Gesellschaft in Hilden. Die Lieferungen ab Lager in Deutschland garantieren damit kurze Wege und guten Service. Speziell auf den europäischen Markt abgestimmte Wärmebildkameras sind ganz neu im Programm.

Apex Thermal

Die Kenndaten der Apex können sich durchaus sehen lassen. Die Auflösung des Mikrobolometers (384 x 288 Pixel/17er- Pitch) liegt nach heutigem Stand der Technik zwar im unteren Bereich, doch in dieser Preisklasse ist kaum mehr zu erwarten. Dafür ist der Amoled-Bildschirm mit 1280x960 Pixel recht leistungsstark. Der NETD-Wert wird mit unter 40 mk angegeben – auch nicht schlecht. Die optische Vergrößerung des 35-mm-Germanium-Objektivs ist zweifach, womit die Apex bestens für kurze und mittlere Distanzen geeignet ist. Dafür spricht auch das Sehfeld von 18 m auf 100 m.

Zusätzlich steht ein vier- und achtfacher Digitalzoom zur Verfügung. Die Energieversorgung übernimmt ein handels­üblicher 18650er Lithium-Ionen-Akku (zwei Stück im Lieferumfang). Dazu gibt es auch ein Ladegerät, das den Ladestand über eine LED-Anzeige anzeigt. Das Batteriefach an der Vorderseite unter dem Objektiv wird über einen Klappdeckel mit Schiebeverrieglung verschlossen, ein Akkuwechsel ist sehr einfach und dauert nur wenige Sekunden. Ein Batteriesymbol im Display zeigt an, wenn der Akku leer ist. Je nach Nutzung der Sonderfunktionen und Außentemperatur reicht ein voller Akku für etwa sechs Stunden. Eine Powerbank kann über den USB-Anschluss ebenfalls verwendet werden.

Vom Drücken des Einschaltknopfs bis zum Erscheinen eines Bildes vergehen etwa 10 Sekunden – ziemlich lange. Das lässt sich aber mit der Nutzung der Standby-Funktion umgehen, das Gerät ist dann praktisch auf Knopfdruck betriebsbereit.

Der eingebaute Videorekorder startet, wenn man die Foto-Taste betätigt und nimmt dann alles auf, was man sieht. Der interne 16 GB-Speicher reicht für mehrere Stunden Videoaufzeichnung. Wer lieber Fotos mag, kann auch in den Fotomodus umschalten.

Das integrierte WiFi-Modul ermöglicht es, das Apex Thermal mit Android oder iOS-Smartphone oder Tablet zu verbinden. Die Videos können so ganz einfach übertragen werden. Schließt man die Apex über ein USB-Kabel an einen PC an, wird es als Speichermedium erkannt und kann so ganz leicht ausgelesen werden.

Eine nette Spielerei ist der Bild-im-Bild-Modus. Ist diese Funktion aktiviert, erscheint ein kleines Fenster mit dem gezoomten Teil des Bildes im oberen Teil des Bildschirms. Sehr praktisch ist der Clear+-Modus. Dabei werden spezielle Software-Algorithmen verwendet, um Bildschärfe und Detailwiedergabe in acht Stufen ganz individuell zu optimieren. Über die Dioptrieverstellung am Okular lässt sich die Apex der eigenen Sehschärfe anpassen, scharf gestellt wird vorn am Objektiv.

Insgesamt stehen sechs Farbtonpaletten zur Auswahl – neben dem üblichen weiß-heiß und schwarz-heiß noch rot-heiß, Farbmodus, rot-monochrom u. gelb-heiß.

Um Wild schnell zu erkennen, ist eine Wärmeerkennung an Bord, die den heißesten Punkt mit einem Viereck markiert. Die Helligkeit des Bildschirmes lässt sich in 10 Stufen einstellen, wobei es auch sehr angenehm dunkel geht, sodass auch bei tiefschwarzer Nacht keine störende Überblendung entsteht.

Im Revier

Um die optimale Einstellung zu finden, muss man etwas probieren. Bei der Farbdarstellung stellte sich schnell heraus, dass hot-weiß (Darstellung warmer Objekte in weißer Farbe) die günstigste ist.

Der optische Zoom ist praktisch nutzlos, weil er das Bild extrem verschlechtert.

Wärmebildkameras müssen von Zeit zu Zeit kalibriert werden, bei der Apex kann man das automatisch laufen lassen oder manuell: Im Automatik-Modus kalibriert das Gerät aber sehr häufig.

Zu den typischen Geräuschen beim Kalibrieren hört man immer wieder, diese seien störend bei der Jagd. Das können wir nicht bestätigen. Es ist richtig, dass ein leises Klicken zu hören ist – für den Anwender mit dem Gerät am Auge auch hörbar. Schon drei Meter daneben hört man gar nichts mehr – in der Jagdpraxis spielt das leise Kalibriergeräusch damit wohl keine Rolle.

Die Bedienung erfolgt über fünf Tasten in einer Reihe auf der Oberseite: Die beiden vorderen Tasten werden im laufenden Gebrauch benötigt und sind daher etwas erhöht angeordnet, sodass man sie auch im Dunkeln intuitiv findet.

Die vordere Taste ist die An/Aus- und Standby-Taste, die dahinter liegende steuert die Foto-Videofunktion.

Die drei hinten liegenden Tasten sind für die Menüsteuerung – mittig die Menü­taste, davor und dahinter je eine Pfeiltaste zum Auf- und Abnavigieren.

Die Augenmuschel lässt sich für Brillenträger umklappen. Der Erfassungs­bereich wird mit 1300m angegeben – ein 1,8 m großes Objekt soll man damit auf diese Distanz entdecken können. Entdecken heißt hier, man sieht, dass da eine Wärmequelle ist – in der Praxis sieht man einen verschwommenen weißen Fleck.

Wirklich brauchbar, um Objekte wirklich anzusprechen, also zu sehen, ob das eine Kuh, ein Stück Rotwild oder eine Sau ist, ist die Apex bis etwa 400 m. Das hängt stark von den Wetterbedingungen ab – morgens in kalter Umgebung liefert  Wild eine wesentlich bessere Wärmebildsignatur als abends, wenn die Umgebung noch aufgeheizt von der Sonne ist.

Wir haben zum Vergleich ein Gerät hinzugezogen, das doppelt so teuer ist. Der Unterschied ist deutlich sichtbar, was auch zu erwarten war. Besonders bei kleinen Objekten, wie einem Fuchs im Gras, ist damit eine weit bessere Detail­erkennbarkeit vorhanden.

Resümee: Die Apex Thermal bietet für 1599 € eine ganze Menge und ist für eine Wärmebildkamera im unteren Preis­bereich mit sehr guter Ausstattung sehr interessant. Wer eine sichtbar bessere Leistung will, muss deutlich mehr Geld ausgeben. Mit dem 35 mm-Objektiv und zweifacher optischer Vergrößerung ist das Gerät eine Empfehlung für Waldjäger.

Alpen Optics hat auch eine Version mit 54 mm-Objektiv und dreifacher Vergrößerung im Programm (1999€), die besser für größere Distanzen ist.

Autor: Norbert Klups

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