Wolfswelpe mitgenommen, shampooniert – und wieder ausgesetzt!
Spaziergänger fanden Ende Juni in einem Wald am Niederrhein einen verletzten Welpen – und nahmen ihn mit! Später entpuppte sich der als Wolf, NRW-Behörden ordneten ohne genetische Klarheit die Wiederaussetzung an. Auch insgesamt spitzt sich die Wolfs-Situation weiter zu.
Waldspaziergänger hatten bei Hünxe einen verletzten, völlig verkoteten, etwa acht Wochen alten Welpen gefunden und mitgenommen. Nachdem sie das Tier mit Hunde-Shampoo geduscht hatten, kamen ihnen Zweifel, ob es sich wirklich um einen Hund handele. Ein benachbarter Jäger bestätigte den Verdacht und zog die Behörden hinzu. Nachdem eine Verletzung am Ohr tierärztlich versorgt wurde, brachte der Jäger das Tier auf ausdrück-liche Anordnung durch das LANUV (!) zurück an eine Stelle, wo eine Wölfin mit Gesäuge von einer Wildkamera fotografiert worden war. Ein Wolfsberater war nicht hinzugezogen worden. Was aus dem geduscht ausgesetzten Welpen wurde, ist unklar, das LANUV bestätigte rund vier Wochen (!) nach dem Wiederaussetzen lediglich, dass es sich nach dem Ergebnis einer Genprobe tatsächlich um einen Wolfswelpen gehandelt habe.
Verdoppelung von Schäden in nur zwei Jahren
Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) veröffentlichte neue Zahlen zu Wolfs-Schäden. Danach lebten 2019/20 in Deutschland (nachgewiesen) 128 Rudel, 39 Paare und neun einzelne Wölfe. Die Zahl der geschädigten Nutztiere stieg gegenüber dem Vorjahr um 37 Prozent. „Es zeigt sich wieder einmal, dass die Zunahme der Schäden an Nutztieren annähernd exakt mit der jährlichen Zuwachsrate an Wölfen korreliert. Es wird Zeit, dass die Politik endlich aufwacht und zur Kenntnis nimmt, dass dieser ungebrochene Trend die Existenz der Weidetierhaltung in Deutschland in Frage stellt“, so Eberhart Hartelt (Umweltbeauftragter Dt. Bauernverband, Vorstand Forum Natur). Besonders betroffen von Schäden sind Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Schafe wurden 2020 am häufigsten von Wölfen getötet (3 444), gefolgt von Gehegewild (248), Rindern (153) und Ziegen (92). Aber auch 13 Pferde, sieben Alpakas und zwei Herdenschutzhunde fielen Wölfen zum Opfer. Wurden 2018 insgesamt 2 067 Nutztiere vom Wolf getötet, waren es 2019 schon 2 894 Nutztiere und 2020 insg. 3 959 – in zwei Jahren damit nahezu eine Verdoppelung (+ 92 Prozent)!
Klöckner fordert regionale Bejagung
Angesichts dieser Entwicklung sprach sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) Mitte August für eine regionale Bejagung aus. Es gehe nicht darum, den Wolf wieder auszurotten, seine schnelle Ausbreitung und zunehmende Nutztierrisse bedrohten allerdings die Weidetierhaltung in manchen Gebieten massiv. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung erklärte die Ministerin: „Wenn wir die Weidetierhaltung in einigen Regionen nicht aufgeben wollen, müssen wir handeln.“
Wolfsbegegnung nahe Lichtenau
Einem Wolf in freier Wildbahn zu begegnen sei (so Experten) selten wie ein Lottogewinn. Wenn es danach ginge, hatte Hans-Josef Hesse aus Lichtenau-Holtheim (PB) sechs Richtige. Doch ganz so viel Freude wollte bei dem 72-Jährigen nicht aufkommen, als er Anfang Juni mit seinem Hund auf einem Waldweg im südlichen Eggegebirge auf einen Wolf traf.
„Gut 100 m vor uns kam er aus dem Gebüsch und blieb auf dem Weg stehen“, berichtet Hesse. „Das Heben der Arme und laute Rufe konnten ihn weder beeindrucken noch verjagen – er blieb einfach auf dem Weg stehen“, schildert er sein Erlebnis. Dem Rentner wurde es mulmig und er trat mit Hund den Rückzug an. „Tausendprozentig war das ein Wolf“, ist sich der Holtheimer sicher.
Rund um Lichtenau gab es 2021 schon mehrere bestätigte Wolfsnachweise (Videoaufnahmen, Kot- und Urinproben, Nutztier-Riss).
mk