Test: Sauer 303 (II. Generation)
Als Sauer 2006 die S 303 vorstellte, erregte der halbautomatische Repetierer großes Aufsehen. Technische Ausstattung und traditionelle Aufmachung machten den Selbstlader salonfähig. Norbert Klups hat eine Classic XT der verbesserten II. Generation getestet.
Optisch war die 303 ein Leckerbissen und daran hat sich auch zum Glück nichts geändert. An der Präzision gab es nie Kritik und ihr Abzug war schon bei Einführung für einen Selbstlader sehr gut.
Als der Black Magic Trigger mit Abzugsgewichten von deutlich unter einem Kilo hinzukam, verfügte die 303 über einen Abzug, der dem eines guten Repetierers entsprach.
Kritik gab es jedoch mitunter an der Funktionssicherheit – ursprünglich für die .300 Win. Mag. konzipiert, repetierte die 303 zuverlässig, aber mit weiteren Kalibern kam es vermehrt zu Störungen.
Im Lauf der Zeit wurde eine Menge verbessert, doch den Ruf eines absolut funktionssicheren Selbstladers erlangte die 303 nie.
Bei Sauer betrieb man natürlich ständig Ursachenforschung zur Verbesserung von Funktionssicherheit und Design.
Wir haben mehrere Monate eine 303 im Schießkino und auf Drückjagden auf sicheres Nachladen bei verschiedenem Wetter und mit unterschiedlicher Munition ausgiebig getestet.
Was ist neu?
Probleme bei der Zuverlässigkeit machte hauptsächlich der Gasabnahmeblock – bei der alten 303 aus Alu, was bei bestimmten Temperaturverhältnissen (heiße Waffe, kalte Außentemperaturen) zu Spannungen gegenüber den Verschluss-Stahlteilen führen kann:
Der Jagdpraxis-Tester hatte selbst mal eine 303, die im Schießkino lief wie ein Uhrwerk, bei Minusgraden im Revier aber zum Einzellader mutierte – sehr zur Freude der Sauen ...
Bei der neuen 303 ist die komplette Gasabnahme aus Stahl, was eine konstante und spannungsfreie Einleitung der Gase ins System gewährleistet.
Dieses neue Stahlteil verändert aber auch die Balance spürbar, die neue Generation ist deutlich kopflastiger. Gegenüber der ersten 303 stieg das Gewicht um etwa 350 g.
Auch der Gaskolben wurde für einen weicheren und v. a. gleichmäßigeren Verschlussgang überarbeitet – merkt man schon beim Durchladen von Hand, der Verschluss gleitet weich und geschmeidig wie auf Rollen.
Die Verschlussfeder ist ebenfalls neu, doch dies zielt hauptsächlich auf die Langlebigkeit – auch nach vielen Repetiervorgängen soll sich die Federcharakteristik nicht ändern.
Beim Lauf gibt es ebenfalls was Neues – das Innere wurde hartverchromt. Diese bei Militärwaffen gebräuchliche Veredelung sorgt für eine spiegelglatte Oberfläche, was verhindert, dass sich Rückstände des Geschossmantels übermäßig im Laufinneren absetzen.
Gerade bei einem Selbstlader, der zur Funktionssicherheit gewisser Pflege bedarf (kein verdreckter Halbautomat funktioniert sicher) ein großer Vorteil.
Die Lauflänge beträgt nur noch 51 cm, was die neue 303 noch führiger macht.
Als Abzug wird der Black Magic Trigger jetzt jetzt serienmäßig verbaut, die Jagdpraxis-Testwaffe löste bei 850 g trocken und ohne fühlbaren Weg aus.
Schalldämpfer Fehlanzeige
Der schlanke Alu-Systemkasten ist statt der ISI-Mount für die Sauer Universalmontage eingerichtet, die sich auch auf der 404 findet. Montageteile am Zielfernrohr (Ringe/Innenschiene) greifen mit Rückstoßelementen in angefräste Basen auf dem Systemkasten.
Die Verriegelung übernehmen zwei links angebrachte Klemmhebel, die sich in Endposition anklappen lassen.
Für Hersteller mögen gleiche Montagen für mehrere Modelle praktisch sein, was in der Praxis aber auch Nachteile hat:
Bei der ISI-Mount ließ sich das Zielfernrohr wahlweise in die hinteren beiden Nuten setzen und erlaubte so, den Augenabstand um einen Zentimeter zu verändern.
So ließ sich die Optik bei kaltem Wetter mit dicker Jacke mit zwei Handgriffen nach hinten setzen, wenn ein kürzerer Augenabstand erforderlich war – das geht bei der Uni-Montage nicht.
Was leider auch nicht funktioniert, ist die Verwendung von Schalldämpfern. Gerade das wäre bei einer Drückjagdwaffe mit dem Präzisionspotenzial einer 303, die sich auch sehr gut beim Ansitz einsetzen lässt, sicher interessant gewesen – bleibt das Hoffen auf die 3. Generation ...
Vom Top-Repetierer 404 hat man den im hinteren Riemenbügel integrierten Mini-Universal-Schlüssel übernommen, mit dem sich der Vorderschaft im Handumdrehen ohne weiteres Werkzeug abnehmen lässt – praktisch zum Reinigen.
Die Magazinsperre MagLock, die ein unbeabsichtigtes Verlieren des Magazins zuverlässig verhindert, findet sich jetzt ebenfalls bei der 303.
Präzision und Funktion
Die Testwaffe in .308 Win. war mit einem Sig Sauer-Zielfernrohr 1 - 5 x 24 Whiskey 5 ausgestattet – ein typisches Drückjagdglas, das auch im Schießkino zum Einsatz kam.
Für den Präzisionstest wurde zusätzlich ein Noblex 2 - 12 x 50 montiert.
Die Schussbilder lagen mit vier Munitionssorten zwischen 2,5 und 3,7 cm (5 Schuss/100 m). Die besten Trefferbilder lieferten RWS HIT 9,7 g (2,5 cm) und Hornady SST 10,7 g (2,8 cm).
Im Kino wurden mit sechs Munitionssorten etwa 400 Patronen verschossen, darunter auch Geschosse mit Scharfrand und Teilmantelrundkopf, die bei Selbstladern in puncto Funktionssicherheit als anfällig gelten.
Nach jeweils 100 Schuss wurde die Waffe gereinigt, dabei wurden zwei verschiedene Magazine verwendet. Es kam weder zu Auswurf- noch Zuführungsstörungen.
Angeboten wird die neue S 303 in .308 Win, .30-06 und 8 x 57 IS.
Resümee
Sauer hat seine Hausaufgaben gemacht, die Funktionsprobleme der alten 303 scheinen beseitigt zu sein. Die Generation II funktioniert zuverlässig, die Präzision ist für einen Halbautomaten unglaublich gut.
Der Abzug ist für einen Wiederlader derzeit konkurrenzlos, der hartverchromte Lauf erleichtert das Reinigen sehr. Die gestiegene Kopflastigkeit ist sicher Geschmacksache, muss man mal in die Hand nehmen und anschlagen.
2.685 € sind nicht ohne, aber dafür sieht die 303 sehr jagdlich aus. Wer es klassischer will, wählt die Ausführung Select in Nussbaum-Look – klassisch ist aber nur das Material, denn die Maserung wird per Laser eingebrannt.
Für Jägerinnen gibtes eine Artemis mit Damenschaft.