Preisgünstiger Allrounder

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Preisgünstiger Allrounder

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Das 8 x 42 ED von GPO (German Precision Optics) kostet schlanke 429 € – wir wollten wissen, was ein Fernglas aus diesem Niedrigpreis-Segment leisten kann.

Binokulare mit 42 mm-Objektiv und achtfacher Vergrößerung gelten als Universalgläser für Pirsch und Ansitz. Sie sind zwar weder so lichtstark wie 56er noch so leicht wie ein 8 x 30, decken dafür aber fast das ganze jagdliche Einsatz­spektrum ab. Wer im Dunkeln ein Nachtsichtgerät oder eine Wärmebildkamera einsetzt, ist auf ein teures, lichtstarkes 8 x 56 nicht mehr angewiesen und kann zum deutlich günstigeren Fernglas greifen.

Das 8 x 42 Passion gehört zur ED-Linie von GPO – mit Schwestermodellen in 8 x 32, 10 x 32, 10 x 42, 8 x 56 und 10 x 56. Mit 740 g ist das Passion ED durch sein Magnesium-gehäuse angenehm leicht und mit Abmessungen von 138 x 127 mm (L/B) auch sehr kompakt. Die beiden Hälften werden von einer grün-schwarzen Gummierung umhüllt, die nicht nur schützt, sondern dazu die Griffigkeit verbessert und laute Geräusche unterdrückt, wenn man mit dem Glas mal anstoßen sollte.

Das grün-schwarz armierte, kompakte Glas wird in einem Etui geliefert. (Fotos: N. Klups)

 

Durch Innenfokussierung ist das Glas wasserdicht, eine Stickstofffüllung verhindert Innenbeschlag bei Temperaturwechsel. Wir haben das Testglas eine Stunde lang 50 cm in ein Wasserbecken gelegt – und es danach bei minus 20 Grad in der Tiefkühltruhe eingefroren. Nach der Rückkehr zu Raumtemperatur war kein Innen­beschlag feststellbar, auch Wasser gelangte nicht ins Innere.

Die beiden Fernglashälften werden mit einer schmalen Hülsenbrücke verbunden, an der hinten die große Fokussierwalze angebracht ist. Diese gummierte Walze direkt vor den Okularen läuft weich und geschmeidig, vor der Hülsenbrücke bleiben mehr als 5 cm, um es auch noch einhändig gut greifen zu können.

Breite Fokussierwalze: präzise auch im Einhandbetrieb.

 

GPOs Preisbrecher ist gut ausbalanciert und liegt auch einhändig sehr ruhig. Um den gesamten Schärfebereich abzudecken, sind etwas mehr als 1,5 Umdrehungen der Fokussierwalze notwendig.

Die Dioptrie-Verstellung (Drehring am rechten Okular) reicht von -2,5 bis +2,5 dpt. Die Drehaugenmuscheln sind dreifach rastbar und rasten präzise und sicher ein – bei preisgünstigen Ferngläsern nicht sehr häufig. Ganz abnehmen zum Reinigen lassen sie sich nicht. Eingedreht erschließt sich damit auch Brillen­trägern das volle Sehfeld – und das ist mit 143 auf 1 000 m durchaus beeindruckend.

Sicher rast-, aber nicht abnehmbar: die Drehaugenmuscheln des GPO.

 

Auch bei der Naheinstellgrenze (1,8 m) spielt man ganz vorn mit, da hat der Optikrechner gute Arbeit geleistet. Im Inneren steckt ein Prismensystem der Bauart Schmidt-Pechan, für die Objektivlinsen wird ED-Glas verwendet. Dieses Extra Low Dispersionsglas mit anomaler Teil-Dispersion bewirkt eine sehr hohe Auflösung bei ausgewogener Farbwiedergabe. Feinste Details werden scharf abgebildet und die Farben neutral wiedergegeben. Das bringt natürlich nur was, wenn das gesamte Optikpaket auch darauf abgestimmt ist. 

Überraschend „mittel-klassig“

Das Testglas zeigte ein scharfes, farbneutrales Bild, auch bei Gegenlicht zeigten sich keine übermäßigen Spiegelungen. Dabei haben günstige Ferngläser sonst oft so ihre Probleme. Auch längeres Beobachten belastet die Augen nur sehr wenig, was für eine sorgsame und präzis justierte Optik spricht. Im Vergleich etwa zum Zeiss Victory 8 x 42, das über 2 000 € kostet, kann man im Revier mit dem GPO bei Dämmerung etwa eine Viertelstunde früher einpacken.

Auch beim Auflösungsvermögen hat das High-End-Glas aus Wetzlar natürlich die Nase sichtbar vorn. Mit dem GPO war auf etwa 80 m ein Bock in allen Einzelheiten sehr gut ansprechbar, auch die Perlen des Gehörns waren detailliert zu erkennen – mit dem Zeiss sah man allerdings auch noch den Mückenschwarm, der überm Reh summte. All diese Praxiswerte aus unserem Reviertest gehen für ein Fernglas dieser Preisklasse aber mehr als in Ordnung. Zum Lieferumfang gehören Schutzkappen für Okulare und Objektive, ein sehr guter Neopren-Trageriemen und ein hochwertiges Etui für besten Schutz. – so etwas findet man sonst nur bei weitaus teureren Optiken.

Neben Lieferumfang und optischer Qualität überzeugte auch das Handling.

 

Resümee: GPO schnürt mit dem 8 x 42 Passion ED ein sehr gut abgestimmtes Optik­paket zum erstaunlich günstigen Preis. Es ist handlich, gut ausgestattet, hat ein sehr gutes Sehfeld und liefert ein klares und kontrastreiches Bild – für 429 € ein sehr gutes Fernglas, das universell einsetzbar ist. Wer mehr will, muss deutlich mehr zahlen. Auch bei GPO – neben der preisgünstigen ED-Baureihe gibts noch die HD-Linie mit besserer Transmission, aber auch teurer.

Norbert Klups