Test: Steyr Monobloc
Beim neuen Steyr-Repetierer werden Lauf und Systemhülse aus einem Stück gefertigt. Das hat es bisher noch nicht gegeben. Norbert Klups hat die Monobloc für uns getestet.
Bei herkömmlichen Repetierern wird der Lauf mit der Systemhülse über ein Gewinde oder ein Klemmverfahren verbunden. Damit die Waffe präzise schießt, muss dabei sehr genau gearbeitet werden, um Spannungen zu vermeiden. Eine Lauf-System-Einheit hat gleich mehrere Vorteile:
- der Fertigungsaufwand ist geringer, da man weder ein Gewinde schneiden oder Klemmvorrichtungen anarbeiten muss,
- es entstehen keine Spannungen durchs Zusammenfügen von zwei Teilen, Lauf und System sind automatisch zentrisch zueinander ausgerichtet,
- ohne Gewindeverbindung wird die Systemhülse deutlich schlanker.
Ein Laufwechsel ist zwar nicht mehr möglich, doch dafür lässt sich das Lauf-Systemteil wechseln – nicht neu, Heym macht das bei SR 30 und 21 auch, nur sind dabei Lauf und System herkömmlich verschraubt.
Bei einem Preis für die Lauf-Systemeinheit auf dem Niveau normaler Wechselläufe kann das letztlich egal sein – fragt sich, warum das bisher keiner gemacht hat. Das Problem liegt wohl in den Fertigungsmöglichkeiten, denn Lauf und System aus einem Stück zu bauen, klingt nur einfach.
Neben dem Laufprofil müssen ja auch die Verriegelungsflächen innen im System angebracht werden. Steyr stellt die Lauf-Systemeinheit der Monobloc im Kaltschmiedeverfahren her.
Der Übergang vom Lauf zum System ist fließend, der Durchmesser der Systemhülse beträgt ganze 31 mm. Das System ist rund und weitgehend geschlossen, rechts ist das Auswurffenster eingefräst und unten der Durchbruch zum Magazinschacht.
Durch die nahtlose Verbindung mit dem Lauf wird extreme Steifheit erreicht. Verriegelt wird über drei kräftige Warzen, der Verschlusskopf ist zum Austausch einer Lauf-Systemeinheit in einer anderen Kalibergruppe ohne Werkzeug wechselbar.
Die Kammer lässt sich ebenfalls ohne Werkzeug leicht zum Reinigen zerlegen. Der Verschluss läuft sehr weich und nahezu spielfrei, schnelles Repetieren ist kein Problem. Das Schlösschen ist fast vollständig geschlossen und sehr gut abgedichtet, der hinten austretende Schlagbolzen zeigt den gespannten Zustand an.
Handspannung und Einsteckmagazin
Der Spannschieber auf dem Kolbenhals läuft sehr weich, selbst zarte Frauenhände schieben ihn im Anschlag nach vorn. Der Spannweg beträgt nur etwas mehr als einen Zentimeter.
Der Schieber ist angenehm breit geformt, in der Mitte liegt eine flache Drucktaste. Wird sie betätigt, gleitet die Handspannung in die Ausgangsstellung zurück. Hält man den Finger auf dem Schieber, geht das auch lautlos.
Ist der Spannschieber hinten, lässt sich die Kammer nicht öffnen. Um sie bei entspanntem Schloss zu öffnen, liegt rechts neben dem Schlösschen eine Entriegelungstaste.
Steyr verbaut bei der Monobloc ein Stahlblechmagazin für vier Standardpatronen (drei Magnum), sie liegen im Zickzack, was eine niedrige Bauhöhe ermöglicht.
Der Magazinboden besteht aus einem großen Alu-Teil, das sich elegant in den Kunststoffschaft fügt. Der Drücker liegt in einer Vertiefung des Schaftes vor dem Magazin und wird zum Entnehmen Richtung Schaftende gezogen.
Herausnehmbarer Rückstecher mit Entspann-Automatik
Die Monobloc hat einen gut eingestellten Abzug, der bei der Jagdpraxis-Testwaffe bei 580 g trocken auslöst. Zusätzlich ist ein (eigentlich überflüssiger) Rückstecher vorhanden, mit dem sich das Abzugsgewicht auf 200 g verringern lässt.
Nimmt man den Schieber der Handspannung bei eingestochenem Abzug zurück, entsticht die Monobloc automatisch, aber nicht wenn man die Kammer öffnet. Die gesamte Abzugseinheit lässt sich einfach aus dem Schaft nehmen, dazu wird lediglich der Drücker hinterm Abzugsbügel betätigt und man kann die Gruppe ausschwenken.
Zieht man die gefederte Schaftkappe etwas nach hinten, lässt sie sich an einem Scharnier zur Seite schwenken. Darunter wird das Abzugsfach sichtbar, an einem kleinen Lederzugriemen lässt sich der Abzug leicht wieder herausbefördern.
Der Lauf ist 56 cm, die ganze Einheit 72 cm lang, serienmäßig ist er mit einem M 15 x 1 Mündungsgewinde mit Abdeckkappe ausgestattet. Lauf und Systemhülse sind mit einer mattschwarzen, korrosionsbeständigen und sehr kratzfesten DLC-Beschichtung versehen, eine offene Visierung fehlt.
Monobloc-Montage
Bei der Monobloc-Montage handelt es sich im Prinzip um eine abgewandelte Sattelmontage. Oben auf der Systemhülse liegen vier Einfräsungen – im Gegensatz zum Blaser-Original quadratisch.
Die Klauen der zweiteiligen Montage greifen in diese Ausfräsungen und werden über zwei Schwenkhebel nach innen gedrückt und angepresst. Die Zapfen legen die Montage jetzt in allen Richtungen fest.
Die Schwenkhebel lassen sich an die Front der Montage klappen und stören so nicht beim Gebrauch der Waffe. Auch unbeabsichtigtes Lösen wird sicher verhindert, da man die Hebel erst ausklappen muss, bevor eine Drehbewegung möglich ist.
Die Oberteile fallen sehr zierlich aus und die Dreiviertelringe lassen sich mit den Fingern problemlos aufbiegen. In den Unterteilen liegen Gummi-Auflageflächen, die ein Verrutschen des Zielfernrohres verhindern, die Ringe werden mit Torx-Schrauben gesichert.
Schaftbaukasten
Die Monobloc hat einen Kunststoffschaft mit markanten Ledereinlagen an Vorder- wie Hinterschaft und am Pistolengriff – im Prinzip nichts Neues. Bei der Monobloc lassen sich die Einlagen aber ganz einfach ohne Werkzeug tauschen.
Am Vorderschaft liegt dazu ein Drücker an der Stirnfläche, am Hinterschaft unter der Kappe, die Einlage am Pistolengriff lässt sich bei entnommenem Abzug nach vorn abkippen.
Die Ledereinlagen sind auf Kunststoffteile gezogen, bei Verschleiß oder Beschädigung kann so ganz einfach eine neue Einlage angebracht werden. Steyr bietet den Schaft in Schwarz, Grün, Braun und Hellgrau, Ledereinlagen in Schwarz, Braun und Sand.
Der Kunststoff-Schaft hat eine moderne, ergonomische Form mit steil stehendem Pistolengriff und tiefem Eingriff dahinter. Der Rücken steigt nach hinten an und leitet den Rückstoß vom Gesicht.
Auch bei lichtstarken, höher bauenden Zielfernrohren bleibt der Wangenkontakt erhalten. Die weiche Kappe dämpft sehr gut, gleitet dafür aber sehr schlecht – suboptimal für Bewegungsjagden.
Die Ledereinlage am schlanken Vorderschaft ist unten flach und erlaubt wackelfreies Auflegen. Innen im Schaft liegt ein großes Alu-Teil zur Bettung von Lauf und System – eigentlich ein Alu-Schaft, der mit Kunststoff ummantelt wurde, alles sehr steif und verwindungsfrei.
Die Lauf-Schafteinheit wird mit einer kleinen Kralle in den Schaft gehakt und ins Systembett gedrückt. Mit zwei Schrauben lässt sich die ganze Einheit einfach aus dem Schaft nehmen.
Auf dem Schießstand
Auf die Testwaffe in .30-06 kam mit der original Monoblock-Montage ein Minox ZX 5 3 - 15 x 56. Die beste Präzision erbrachte Brennekes TAG mit 18 mm, dicht gefolgt von der RWS Silver Selection Evolution mit 20 mm.
Hornadys Custom war auch nur 3 mm schlechter, auch RWS Kegelspitz und Lapua Ecostrike blieben unter den 2,9 mm. Auch bei fünf schnell hintereinander abgegebenen Schüssen wurden die Streukreise nicht merklich größer, selbst 10 Schuss lagen noch auf 40 mm zusammen.
Die neue Technik bringt also nicht nur eine sehr gute Präzision, sondern hat auch ein extrem gutes Warmschussverhalten. Nach mehrmaligem Ein- und Ausbau der Einheit war eine Veränderung der Treffpunktlage nicht feststellbar – die Bettung ist damit erstklassig und wiederkehrgenau.
Resümee
Steyrs Monobloc ist ein innovativer Jagdrepetierer, der technisch eine Menge zu bieten hat. Lauf und System aus einem Stück haben Vorteile in puncto Spannungsarmut und Warmschussverhalten.
Größtes Plus ist jedoch ein sehr schlankes System, da keine Gewindeverbindungen mehr notwendig sind – würde man darunter einen schlanken Holzschaft im alten Mannlicher-Stil montieren, gäbe das ein Schmuckstück.
Der Kunststoffschaft ist vom Schießverhalten her sicher gut, rein optisch wird er die Jäger aber in zwei Teile spalten – wer‘s modern mag, wird zugreifen, Liebhaber klassischer Büchsen wenden sich eher mit Grausen ab.
Der Abzug ist erstklassig und das Einsteckmagazin ein guter Schritt zur klassischen Jagdwaffe. Die Handspannung funktioniert angenehm leicht, Wechselsysteme lassen sich leicht einlegen.
Bleibt der Preis – mit 4.800 € setzt sich die Monobloc gleich mal an die Spitze serienmäßiger Repetierer, eine R8 Professional (auch schon kein Schnäppchen) gibts für 3.176 € – leicht wird‘s die Monobloc zu dem Preis sicher nicht haben.