Autotest: VW Touareg
Mit dem neuen Touareg etabliert sich Volkswagen in der absoluten Premiumklasse, beginnend oberhalb von 60.000 Euro. Andreas Graf Praschma hat den Edel-SUV zwischen Revier und Oper getestet.
Unser Jagdpraxis-Test-Touareg 3,0 i V6 TDI sprengte mit knapp 105.000 € eine magische Grenze. Seine schlichte Eleganz überzeugte, die Ausmaße sind zwar erheblich, fallen aber weniger störend ins Auge.
Mit der ersten Sitzprobe wird klar – hier kann man sich mehr als wohlfühlen. Dass sich die Vordersitze nicht nur beheizen, sondern auch kühlen lassen, war beim Test an langen, heißen Tagen ein Vergnügen, die zusätzliche Massage-Funktion schlägt mit 1.260 € Aufpreis zu Buche.
Das riesige Display in der Mitte liefert perfekte Bilder bei Navigation und Rückfahrkamera. Diverse Einstellungen lassen sich dort übers Menü aufrufen, was aber auch von der Konzentration ablenken kann.
Übersichtlich ist das Cockpit allemal, dazu vornehmst gestaltet (Edelholz-Dekoreinlagen in Instrumententafel und Türverkleidung: 300 €). Wer das Erscheinungsbild weiter unterstreichen will, dem seien ein gestalteter Dachhimmel (300 €)und eine silber-eloxierte Dachreling (395 €) empfohlen.
Einsteigen und sich wohlfühlen
In knapp sechs Sekunden sprintet der Touareg auf 100 km/h, Sportwagenfahrer blicken ungläubig in den Rückspiegel, aus dem der kraftvolle Bug des Edel-SUV einfach nicht verschwinden will, erst knapp bei 240 endet der Vortrieb.
Wer die volle Kraft des Sechszylinder-Diesels über längere Zeit abruft, muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass 286 Pferde dann auch saufen. Bei normalen Autobahnfahrten mit leidigen Baustellen zeigte sich das VW-Flaggschiff bei Einhaltung der Geschwindigkeitsbeschränkungen aber sehr genügsam – mehr als sechs Liter Diesel gingen auf 100 km nicht durch die Einspritzdüsen.
Euro 6d TEMP
Einziges Manko – bei forschem Tritt aufs Gas schluckt der Motor kurz, bevor er seine ganze Kraft entfaltet. Das Abgas des 2018er Touareg ist sauber, weil er nach Euro 6d TEMP zertifiziert ist, wodurch jede Schummelei unmöglich ist.
Das Auto bietet Fahrspaß pur. Die Achtgang-Automatik arbeitet perfekt, über Schaltwippen am Lenkrad kann man jederzeit manuell eingreifen. Dort lässt sich auch die Einstellung Lane Assist ausschalten, die ansonsten unsichtbar am Lenkrad zerrt, wenn man in die Nähe von Rand- und Mittellinie steuert – nervig.
Mit Assistenten ist der Touareg geradezu überladen, so übernimmt in medizinischen Notfällen der Emergency Assist das Kommando: Ist der Fahrer nicht mehr aktiv und reagiert selbst auf Warnungen des Systems nicht mehr, warnt das System Mitfahrer und andere Verkehrsteilnehmer, der Wagen fährt einfach auf den rechten Rand, bleibt dort stehen, entriegelt die Türen, schaltet die Innenbeleuchtung ein und setzt automatisch einen Notruf ab.
Geniale Luftfederung
Das geniale Luftfederfahrwerk des Touareg kann über einen Drehschalter auf der Mittelkonsole nahezu allen Fahrsituationen angepasst werden: Es beginnt mit dem Absenken des Hecks zur komfortableren Beladung, bei der Einstellung Straße wird es abhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit geregelt (Comfort, Normal und Sport), wobei das Fahrwerk dauerhaft gesenkt wird.
Offroad wird für Gelände empfohlen, Offroad plus für schweres Geläuf, dabei wird der Wagen um satte 7 cm angehoben. Bei Fahrten im Jagdrevier konnte ausgiebig getestet werden, was es damit auf sich hat. Der Touareg gab sich keine Blöße und meisterte jede denkbare Herausforderung „mit Links!“
Bleibt allerdings die Frage, wer sich mit so einer 100 000 €-Luxusgondel überhaupt ins Gelände traut. Man muss aber zugeben – der Touareg macht dort ein ebenso gutes Bild wie auf dem Weg in die Oper.