Test: Blaser R 8 Silence

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Test: Blaser R 8 Silence

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Immer mehr Bundesländer erlauben den jagdlichen Einsatz von Schalldämpfern – und immer mehr Jäger schützen so das eigene Gehör und das des Jagdhundes vor Knallschäden. Mögen Schalldämpfer auf dem Lauf noch so viele Vorteile haben, optisch bleiben sie Fremdkörper. Norbert Klups hat Blasers R 8 Silence mit integriertem Schalldämpfer getestet.

Integrierte Schalldämpfer sind nichts Neues – schon in den 70er Jahren baute Kitzmann KK-Gewehre mit einer Einheit aus Lauf und Dämpfer. Äußerlich sahen sie aus wie Matchwaffen. Wenn man sie in die Hand nahm, fiel das geringe Gewicht auf, denn der „dicke“ Lauf war nur ein Alu-Überrohr.

Der KK-Lauf war sehr kurz und die Dämpfertechnik im Überrohr davor untergebracht. Zum Reinigen ließ sich das ganz einfach zerlegen. Die R 8 Silence ist nichts anderes – nur jetzt in einem Hochwildkaliber. Das bedeutet natürlich höheren Aufwand und größere Abmessungen.

Kurzer Lauf in .308 Win.
Basiswaffe ist Blasers Erfolgsmodell R 8. Die Änderungen beginnen an Lauf und Vorderschaft. Den Lauf kann man wie üblich durch Lösen der beiden Schrauben unten im Vorderschaft lösen, er hat aber eine ganz andere Kontur.

In den hinteren zylindrischen Teil mit Verriegelungsbuchse und Ausfräsungen zur Sattelmontage ist ein 17,5 mm dicker Lauf geschraubt, der lediglich 42 cm lang ist. Am zylindrischen Laufteil ist ein 25 mm dicker und 5 mm breiter Absatz angedreht, der das Schalldämpfer-Überrohr zentriert.

Blaser R8 Silence
Das Überrohr mit Dämpfer lässt sich abschrauben und der Büchsenlauf wie gewohnt aus dem System entfernen.

 

Befestigt wird die Dämpfereinheit über ein 15 x 1 Mündungsgewinde am Lauf. Das funktioniert also etwa wie ein Overbarrel-Schalldämpfer, der bis zum Laufende reicht. Der Dämpfer wird von vorn ins Überrohr geschraubt, das Laufgewinde greift dann in die Dämpfereinheit.

Zusammengeschraubt schiebt sich das Ende des Überrohrs über die Lauf-Stufe und stützt sich am zylindrischen Teil. Das dicke Rohr ist also eigentlich nur Kosmetik. Das aufschraubbare Dämpferrohr ist 53,4 cm, zusammengeschraubt kommen Lauf-Dämpfereinheit auf ganze 63 cm (Mündung bis Ende Verriegelungsbuchse).

Mit 108 cm Gesamtlänge bleibt die Silence handlich und führig. Optisch macht sie mit dem zylindrischen Schalldämpferlauf einen bulligen Eindruck. Ob das gefällt, ist Geschmacks­sache. Von Schießendes Wasserrohr bis Sieht aus wie meine Matchhornet bekamen wir auf dem Schießstand so ziemlich alles zu hören.

Elegant ist die Silence sicher nicht – aber die Alternative mit einem dicken, schwarzen Zylinder vorn auf dem Lauf erst recht nicht. Mit 3.580 g bewegt sich die Silence im Bereich einer Standard-R 8.

Das Überrohr aus Aluminium bringt nicht allzu viel Gewicht, auch die Balance ist noch sehr gut. Sie ist nur leicht kopflastig und fühlt sich im Anschlag an wie eine R 8 mit Semi-Weight-Lauf. Verfügbare Kaliber sind .308 Win., 8 x 57 IS und 9,3 x 62.

Die .308 Win. ist zum Dämpfereinsatz ideal, daher hat jagdpraxis.de dieses Kaliber getestet. Auch aus sehr kurzen Läufen erleidet sie kaum Leistungsverluste und schießt sich sehr angenehm. Die Leistung reicht dennoch für alles europäische Schalenwild völlig.

Blaser R8 Silence Büchsenlauf
Der eigentliche Lauf ist nur 45 cm lang, er endet in einem Mündungs­gewinde 15 x 1.

 

Was leistet der Integraldämpfer?
Als Vergleichswaffe diente eine Standard-R 8 im gleichen Kaliber mit 45 cm-Lauf und Overbarrel-Dämpfer. Er verlängert den Lauf um 15 cm (Lauflänge 60 cm, Gesamtlänge mit Intuition-Hinterschaft 102 cm). Die Abmessungen der Waffen sind damit nahezu identisch.

Beim Test des Over-Barrel-Dämpfers wurde die Schallreduktion mit 24,8 db gemessen. Die Mündungsgeschwindigkeit der Hornady Superformance mit 165 grs. SST-Geschoss wurde mit 813 m/Sek. gemessen. Hornady gibt für diese Laborierung 865 m/Sek. an.

Der Kurzlauf kostet gerade mal sechs Prozent Leistung. Blaser gibt für die Silence eine Dämpferleistung von 26 db – im direkten Vergleich mit identischen Patronen war kein Unterschied zu hören. Die Mündungs­geschwindigkeit war mit 799 m/Sek. etwas geringer, 3 cm weniger Lauflänge kosten nochmals 14 m/Sek.

Viel weiter sollte man .308-Läufe nicht kürzen. Auch bei der Präzision kann der Inte­graldämpfer mithalten – die Silence schoss mit 18 mm Streukreis gerade mal 2 mm schlechter. Zum Präzisionstest kam darauf ein Swarovski Z6i 2,5 - 15 x 56.

Nach dem Schießen Dämpfer abschrauben
Bei der Handhabung ist nicht anders zu verfahren als bei Waffen mit herkömmlichen Dämpfern. Nach dem Schießen sollte das Überrohr mit Dämpferelement abgeschraubt und gut getrocknet werden – also nicht komplett in den Waffenschrank gestellt werden.

Sonst würden Kondenswasser und Schmutz vom Dämpfer in den Lauf sickern, was zu Korrosion führen kann. Das Dämpferelement kann nicht zerlegt werden und bedarf keiner besonderen Pflege.

Blaser R8 Silence Stufe
Hinten am Lauf ist eine Stufe angedreht, die den Integraldämpfer zentriert.

 

Resümee
Die R8 Silence entspricht in der Dämpferleistung herkömmlichen Büchsen mit gutem Schraubdämpfer. Mehr muss ein Jagdschalldämpfer auch nicht leisten – es geht ja nur darum, den Schussknall unter die fürs menschliche Ohr schädliche Obergrenze von 135 db zu reduzieren.

Die Silence ist präzise, handlich und nicht zu schwer – kein Unterschied zu herkömmlichen R 8 mit Kurz-Lauf. Das Überrohr gibt ihr lediglich eine andere optische Linie. Sie sieht aus wie eine Matchbüchse.

Die Silence kostet mit schwarzem Systemkasten und Holzklasse 4-Schaft 4.999 €. Eine R 8 mit schwarzem Kasten, 52 cm-Lauf und 4er-Holz ist mit Mündungsgewinde und Overbarrel-Dämpfer für 4 712 € zu haben.

Das weitere Einkürzen auf 45 cm verursacht erhebliche Mehrkosten. Die Silence ist damit sogar günstig. Es bleibt Geschmacksache, ob eine R 8 mit herkömmlichem Dämpfer oder als Integralmodell besser aussieht – tech­ni­sche Vor- und Nachteile gibt es nicht.

Technische Daten Blaser R8 Silence