Schottische Impressionen
Reise-Tipps – (nicht nur) für Jäger
Mein letzter Aufenthalt in Schottland liegt schon ein paar Jahre zurück – da kam eine Einladung zum Besuch des weltberühmten Tattoo in Edinburgh gerade recht. Dabei handelt es sich (wie ein alter Jagdfreund entsetzt meinte) keinesfalls um ein exklusives Ambiente, bei dem man sich seine Haut unwiderruflich verunstalten lassen kann …
Das Royal Military Tattoo (engl. Tattoo: Zapfenstreich) ist das größte Musikfestival Schottlands und findet jedes Jahr im August direkt vor dem Schloss der Hauptstadt Edinburgh statt. Dabei können mehr als 1.000 Musiker und Tänzer von über 8.600 Zuschauern live beobachtet werden. Besonders der Klang hunderter Dudelsäcke mit den dazugehörigen Trommeln (pipes and drums) sorgt für ein „Gänsehaut-pur-Erlebnis“ der ganz besonderen Art.
Aber natürlich hätte sich der Besuch nicht nur für einen Abend gelohnt – und so kamen noch 2 weitere Nächte am Fuße der Highlands hinzu.
Der europa-freundliche Teil der britischen Insel bietet für Jäger und Flintenschützen zahlreiche Leckerbissen und Möglichkeiten, von denen hier lediglich ein paar genannt werden können. Grundsätzlich bieten sich in dieser wirklich atemberaubenden Kulisse diverse Jagd-Aktivitäten an:
Büchsenjagd – auf schottisches Rotwild. Und Rehe. Besonderheit der Rotwildjagd (stalking) in den unendlichen, offenen Hochflächen (einzigartig in Europa) ist die strikt getrennte Jagdzeit auf Hirsche (stags: 1. Juli – 20. Oktober) und Kahlwild (21. Oktober – 15. Februar).
Die Jagd ist generell körperlich eher anstrengend, auch wenn in den meisten Landgütern (engl. estates) der Aufstieg und die Bergung des erlegten Wildes mittlerweile mit allrad-getriebenen Fahrzeugen erfolgt, ist man in der Regel den ganzen Tag zu Fuß bzw. auch sehr oft auf dem Bauch liegend unterwegs. In Kombination mit typisch-schottischem Wetter heißt dies nichts anderes, als dass man IMMER nass wird.
Hochwertige Bekleidung (ausreichend zum Wechseln) ist das A & O. Doch abends im Clubsessel mit einem wärmenden Whisky vor dem Kamin krönen sich wirklich unbeschreibliche Jagd-Tage – man muss es erlebt haben!
Flintenjagd – auf Fasane, Enten, (Schnee-)Hasen, Kaninchen. Und natürlich Grouse (Moorschneehühner) – Königsdisziplin für Flintenkönner. Die es sich leisten können …
Erfreulicherweise haben sich v. a. die Kaninchen-Bestände in den Highlands wieder erholt, das war vor Jahren noch ganz anders. Die grauen Flitzer bieten mit ein, zwei Jägern und einem versierten Frettchen-Führer vor der Kulisse der Highlands Flintenjagd der Extraklasse – bezahlbar außerdem.
Das ist bei den Grouse von Haus aus anders. Das „Wild der (Finanz)Könige“ spielt in einer eigenen Liga. Da ist man gleich mit mehreren Tausend Pfund (ein brit. Pfund: ca. 1,1 €) dabei. Am Tag, versteht sich …
In diesem Jahr mussten viele Estates fast alle Grouse-Jagden mangels Masse absagen – und so fiel 2018 der mythen-umwobene „glorious 12th“ meist aus - „ruhmreicher Zwölfter“ nennt man in Großbritannien umgangssprachlich den offiziellen Beginn der Jagdsaison auf Moorhühner am 12. August.
Für anderes Niederwild ist Schottland uneingeschränkt zu empfehlen - und auch ansatzweise bezahlbar, so kostet die Teilnahme an einem sog. rough-shooting (Jagdform ähnlich einer Streife bei uns) auf unterschiedliches Niederwild (Hase, Fasan, Kanin, Ente – KEINE grouse) ab 200 brit. Pfund am Tag.
Vorbereiten kann man sich auf solche Tage am allerbesten auf einer sog. shooting-range – bei uns würde man solche Anlagen als Jagdparcours bezeichnen.
Einer solchen Anlage – der größten in ganz Schottland – haben wir bei unserem Kurz-Trip einen Besuch abgestattet:
County Clays liegt bei Dunkeld etwa eine halbe Autostunde nördlich von Perth. Auf 14 spektakulären Ständen in der Kulisse der Highlands lassen sich nahezu alle jagdlich möglichen Situationen perfekt simulieren – pfeilschnelle, flach streichende grouse, flitzende Karnickel, turmhohe Fasane u. v. m..
Für relativ kleines Geld sind die erfahrenen Instruktoren gern bereit, Einzelschützen und Gruppen auf die eindrucksvolle Flintenjagd in Schottland vorzubereiten. Denn wenn man trifft, macht das bekanntlich doppelt Spaß …
(www.countyclays.co.uk, Gebühren ab 70 brit. Pfd. für 50 Schuss unter Anleitung)
In unmittelbarer Nähe von Dunkeld liegt auf dem Weg in den Norden Richtung Inverness das sehenswerte Blair Castle, dessen Besuch nicht nur Jäger keinesfalls verpassen sollten. Nicht nur die wechselvolle Geschichte Schottlands ist dort zu bestaunen, gerade Jäger und Waffeninteressierte kommen voll auf ihre Kosten (www.atholl-estates.co.uk, www.blair-castle.co.uk)
Und (nicht nur) für die weibliche Begleitung ist der anschließende Besuch im House of Bruar ein „must have“ – den Flair dieses selbst für schottische Verhältnisse ungewöhnlichen Land-Kaufhauses (inkl. üppigem Feinkostangebot u. Restaurant) sollte man einfach erlebt haben. Auch als Mann (www.houseofbruar.com).
Noch ein Wort zu Auto und Verkehr:
Die nicht unerheblichen Entfernungen erledigt man am sinnvollsten mit dem PKW. Da die Anreise mit dem eigenen Fahrzeug nicht unerhebliche Aufwendungen mit sich bringt (Zeit, Kosten für Fähre/ Tunnel), nimmt man sich am besten einen Mietwagen.
An den Lenker auf der „falschen“ Seite gewöhnt man sich ebenso schnell wie den für uns doch heftigen Linksverkehr. Dabei erweist sich für Kontinental-Europäer allerdings ein umsichtiger Beifahrer als goldwert – zum Einen kann er einen warnen, wenn man (v. a. nach Pausen!) intuitiv auf die rechte Fahrbahn will. Zum Anderen ist gerade bei längeren Strecken, die uns doch spürbar mehr Konzentration abfordern als zuhause, auch ein Fahrerwechsel ein feine Sache.
Bei der Anreise über den Flughafen Edinburgh (von Westdeutschland aus im Spätsommer 2018 war dabei am günstigsten in puncto Flugzeiten und Preise EasyJet von Amsterdam) bietet sich ein schier unüberschaubares Angebot von Leihwagen-Offerten. Dabei lohnt sich der Vergleich wirklich:
Während man für 4 Tage einen Mittelklassewagen der Passat-Klasse bei bekannten Standardanbietern wie Sixt, Avis, Europcar oder Hertz nicht unter 300 € bekommt (inkl. aller km und Vollkasko), offerieren Suchmaschinen wie Check24 dazu erstaunliche Alternativen:
Für weniger als ein Viertel davon (wir sprechen also von unter 80€ für 4 Tage!) gibt’s zu vergleichbaren Bedingungen den gleichen Wagen. Mit dem Unterschied, dass Anbieter wie Easirent nicht direkt am Flughafen zu finden sind, man also mit einem kostenlosen Bus-Shuttle dorthin transportiert wird.
Ich habe lange vor und nach der Buchung mit einem gewissen Unwohlsein darüber nachgedacht, wo da der Haken ist. Da musste doch einer sein. Ein schnell überlesener Filter der Grundeinstellung des Check24-Vergleichsportals wies ebenfalls in diese Richtung – alle „Billig-Anbieter“ finden sich dort mit einer erbärmlich schlechten Kundenbewertung. Allerdings ohne dass daraus hervorginge, warum es zu diesen durchweg schlechten Bewertungen (ganz miese Durchschnittsnote) gekommen war.
Mit dem sprichwörtlichen „Mut zur Lücke“ haben wir den Passat dennoch bei Easirent gebucht. Und wurden extrem überrascht - und zwar im positiven Sinne. Ich habe noch nie zu einem vergleichbaren Preis einen so tollen Mietwagen benutzt – nicht nur, dass der gebuchte Passat ohne Aufpreis in einen nagelneuen Honda-SUV up-gegradet wurde (ok, diesen Vorteil kann man natürlich nicht mitbuchen …) – dazu gab‘s außerdem noch ein feines Navi, freundlichen Service, alles reibungslos und ohne Probleme.
Für 76,20 €, mit unbegrenzten Kilometern und Vollkasko-Versicherung für 4 Tage. Inklusive einem Check24-Hotelgutschein in Höhe von 24€, den wir bei der Hotelbuchung in Edinburgh gleich genutzt haben. Unfassbar. Kann von jagdpraxis.de jedenfalls uneingeschränkt empfohlen werden.
Fazit: Schottland ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Für Jäger und Sportschützen sowieso.
Neben zahlreichen Vollanbietern unter deutschen Jagdreiseveranstaltern kann man sich mit ein wenig Geschick aber auch eine tolle eigene Reise zusammenstellen.
Jagdpraxis.de hofft, Ihnen dabei mit ein paar selbst getesteten Tipps ein wenig weiter geholfen zu haben - machen Sie’s einfach nach!
Dafür gute Reise und Waidmannsheil!
Matthias Kruse
Chefredakteur jagdpraxis.de