Schäfer fordern Wolfsabschüsse

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Schäfer fordern Wolfsabschüsse

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Der Förderverein der Deutschen Schafhaltung fordert den Abschuss überzähliger Wölfe. Die Akzeptanzschwelle sei längst überschritten.

Von "einer Bilanz des Schreckens" spricht Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung e. V., in einer aktuellen Pressemitteilung. Die Angriffe von Wölfen auf Schafe und Weidetiere hätten ein dramatisches Ausmaß erreicht. Das Fass zum Überlaufen gebracht haben demnach acht Übergriffe in Folge innerhalb von nur zwei Wochen bei einem einzigen Schäfer im niedersächsischen Landkreis Uelzen. Es sei keine Ausnahme mehr, dass Schäfer in Deutschland mit jährlichen Tierverlusten im hohen vierstelligen Bereich konfrontiert wären. "Als Schäfer sind wir nur noch fassungslos - weil wir uns im Klaren sind, dass Bundesumweltministerin Svenja Schulze unsere Tiere nicht schützen wird, sondern im Gegenteil immer schlimmeren Gefahren aussetzt", so Schmücker.

Herdenschutz gescheitert

Weil sich die Wolfsangriffe selbst in Gegenwart von Herdenschutzhunden gehäuft hätten und sich der Wolf inzwischen nicht einmal mehr durch die Gegenwart des Menschen abschrecken lasse, sondern in Straßen und Siedlungen auftauche, sehen die Schafhalter die Philosophie der Herdenschutzmaßnahmen als gescheitert an. So belege die Höhe der Ausgleichszahlungen für gerissene Tiere seit Erstsichtung des Wolfes in Deutschland, dass selbst gesetzlichen Vorgaben entsprechende Herdenschutzzäune regelmäßig von Canis lupus überwunden würden. In einem "Wettrüsten" der Tierhalter mit immer höheren Zäunen gegen den Wolf sieht der Vereinsvorsitzende, selbst Berufsschäfer, nicht ansatzweise eine Lösung - und verweist auf die Wolfsgehege, die mit vier Meter hohen Zäunen und einem Überhang gesichert werden.

Friedliche Koexistenz absurdes Märchen

Über die finanziellen Belastungen durch Herdenschutzmaßnahmen hinaus - gefördert wird dabei nur der Materialaufwand - weist der Verein auch auf die emotionale Belastung durch gerissene Tiere hin, die zum Teil noch lebten. "Dieses entsetzliche Leid lässt sich mit Geld nicht wiedergutmachen," stellt Schmücker zu den Ausgleichszahlungen klar. Zudem ließen sich in Wirklichkeit Schafe auf Deichen oder Almen ohnehin nicht mit Zäunen schützen. In dem hohen Aufwand und den Kosten für eine Herdenschutzphilosophie, die sich als faktisch wirkungslos erweist, sieht der Verein ein Missmanagement in der Wolfspolitik - und fordert ein sofortiges Umdenken. "Die Naturschützer dürfen nicht die Verantwortung für die Wölfe beim Herdenschutz und den Weidetierhaltern abladen, sondern eine Regulierung der Wölfe in Deutschland ist dringend erforderlich", so Schmücker. Die friedliche Koexistenz sei ein absurdes Märchen, teilt der Vereinsvorsitzende gegen die Naturschutzverbände aus und fordert rechtliche Änderungen.

Weidetiere nur mit Wolfsmanagement

Dazu verweist er auf die Praxis in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Schweden oder Finnland. Der Verein fordert, diese Möglichkeiten auch in Deutschland auszuschöpfen, sieht allerdings rechtliche Hindernisse. Zuerst müsse die FFH-Richtlinie vollständig national umgesetzt werden, wobei Regelungen zur Entnahme bislang "vergessen" worden wären. Sodann müsse Deutschland Brüssel gegenüber den für eine Regulierung erforderlichen günstigen Erhaltungszustand erklären. Schließlich sei der Wolf als herrenlose Tierart ins Bundesjagdrecht aufzunehmen, um eine geeignete Grundlage für die Bestandsregulierung zu schaffen. Der Regelungsversuch über das Bundesnaturschutzgesetz habe jedenfalls nicht zu einem Einstieg in das längst überfällige aktive Wolfsmanagement verholfen.

Immerhin sind im Bundesjagdrecht - nicht im Bundesnaturschutzgesetz - bereits andere Tierarten mit hohem Schutzstatus erfasst, die wie der Wolf in den entsprechenden Anhängen der FFH-Richtlinie aufgeführt sind. Eine solche wie von den Schafhaltern geforderte Rechtsänderung könnte allerdings die Jägerschaft mit in die Verantwortung für die Wolfsregulierung nehmen - eine Situation, die in Jägerkreisen durchaus kontrovers diskutiert wird. Sich diesem Konflikt auszusetzen, ist längst nicht jeder Jäger bereit. Viele Grünröcke fordern, um diese Aufgabe mögen sich doch bitte jene hoheitlichen Stellen kümmern, die auch für die Ausbreitung des Wolfes in Deutschland verantwortlich sind. Einer Aufnahme der Art ins Bundesjagdrecht steht ein solcher Anspruch allerdings nicht grundsätzlich entgegen - für eine Verpflichtung der Jäger, auf die Grauhunde auch Dampf zu machen, wären verbindliche Abschusspläne erforderlich.