Mini-Schweine im Jagdrevier

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Mini-Schweine im Jagdrevier

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Spaziergänger machten in einem Naturschutzgebiet bei Haltern am See (RE) einen seltsamen Fund – neun Mini-Schweine stromerten in einem Jagdrevier herum, betroffene Jäger hatten alle Hände voll zu tun ...

Als Pächter eines Jagdreviers am Rande von Haltern am See wurde Jagdpächter Ludger Oestrich am 21. Januar vom Hegeringleiter informiert, dass Spaziergänger drei bunte Schweine im Naturschutzgebiet gesehen hätten. Zunächst dachte der Jäger an gestreifte Frischlinge, die durch immensen Spaziergänger- und Hundedruck irgendwo hochgemacht wurden. Der Hegering­leiter teilte ihm allerdings mit, es würde sich um schwarz-weiße Tiere handeln.
Am Nachmittag fuhr er dann mit seiner Frau ins Revier und konnte dort schließlich acht Mini-Schweine ausfindig machen, die durch den Wald marodierten.
Umgehend wurden alle zuständigen Behörden informiert. Das zuständige Ordnungsamt sah sich aber außerstande, zu helfen, Coronabedingt sei man personalgeschwächt und arbeitsüberlastet. Das Veterinäramt sicherte zwar jede nötige Unterstützung zu, konnte jedoch weder Falle oder ähnliche Hilfsmittel beschaffen.

Hilfe durch den Tierschutz

Am Samstag wurde dann ein provisorischer Pferch aus Baustahlmatten errichtet und mit Leckereien (Zuckerrüben, Kartoffeln und Möhren) beködert. Schon kurz darauf konnten dort einige Schweinchen per Hand gefangen werden. Nachteil allerdings war, dass man dazu nah an den Pferch heran musste, um die offene Seite zu schließen ... und dabei entwischten sie wieder. Die kleinen Schweine waren zwar offensichtlich zahm, aber einfangen lassen wollten sie sich noch lange nicht. Immerhin zwei gefangene Tiere fanden am Therapiezentrum Hof Feuler (Marl/RE) eine neue Bleibe.
Über Vermittlung des Hofes kam der Kontakt zu einer Dame vom Tierschutz aus Marl zustande. Diese stellte freund­licherweise eine große Lebendfalle zur Verfügung, die schon am folgenden Mittag aufgestellt und beködert werden konnte.
Inzwischen hatte auch die örtliche
Tagespresse „Wind bekommen“ und selbst der WDR berichtete darüber.
In knapp zwei Stunden konnten tatsächlich fünf weitere Mini-Schweine in der großen Falle gefangen werden – nur ein Letztes war nicht zu fassen.
Die fünf Schweinchen wurden ebenfalls zum Hof Feuler gebracht. Hinzu kam ein weiteres Tier, das man im Nachbardorf einfing. Durch Internet und Presse hatte man von den Mini-Schweinen gehört und das weitere Tier ebenfalls dorthin gebracht.
Das neunte Schwein ging erst nach zwei weiteren Tagen in die wieder aufgestellte Falle, der Hunger war wohl stärker als die Vorsicht.
Die Minischweine haben jetzt ein neues Zuhause auf dem Hof Feuler und sollen bei der Therapie von Menschen mit Handicap eingesetzt werden. Stall und Auslauf werden hergerichtet.
Das Veterinäramt hat die Mini-Schweine beprobt, um Krankheiten und Seuchen auszuschließen. Den Tieren geht es jetzt sehr gut und im Naturschutzgebiet ist wieder Ruhe eingekehrt. 
Ohne Hilfe von Jagdfreunden, Nachbarn und Tierschutz hätten die Schweinchen kein neues Zuhause gefunden und wären stattdessen im Wald verendet oder auf der nahen Bundesstraße verunglückt.
Polizei und Veterinäramt suchen nun  nach den Verursachern und bitten um Zeugenhinweise (Tel. 0800/2361-111): Wo ist eine Mini-Schweinehaltung aufgelöst worden oder wer hat solche Tiere angeboten?
Es war ein aufregendes Wochenende im Revier!

Ludger Oestrich