"Management meint auch töten"
Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) gibt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ein fundiertes Interview zum künftigen Umgang mit Wölfen in Deutschland.
Darin weißt er sehr deutlich auf mehrere wichtige Faktoren im Umgang mit dem nach Deutschland wiederkehrenden Raubtier hin. Er macht deutlich, dass die Zahl von knapp 150 Wölfen, die oft genannt wird, nur erwachsene Tiere beinhalte. Mit dem Wolfsnachwuchs leben mittlerweile etwa 500 Wölfe in Deutschland, so Lies. Die Zahl der Wölfe erhöhe sich jährlich um 30 bis 40 Prozent, so der Minister. Die Anzahl der Wölfe in Deutschland wird aber nur alle sechs Jahre in einem nationalen Fauna-Flora-Habitat-Bericht (FFH-Bericht) erfasst. Das kann zur Folge haben, dass die getroffenen Maßnahmen den echten Zahlen und den Auswirkungen einer solchen Wolfsdichte massiv hinterher hinken. Schon bald würde die Zahl der Wölfe nicht mehr mit unserer Kulturlandschaft vereinbar sein - und dann müsse man reagieren und die Zahl der Wölfe regulieren können.
Bereits jetzt müssten Pläne erarbeitet werdem, die einen Umgang mit einer deutlich höheren Zahl von Wölfen ermöglichen. Dabei habe der Schutz der Bevölkerung oberste Priorität und der Schutz von Nutztieren auf der Weide Priorität, so Lies. Schließlich habe es sich als Illusion erwiesen, dass sich Wölfe in Deutschland ausschließlich von Wildtieren ernähren würden. Er fordert, die natürliche Scheu des Wolfes zu erhalten und Wölfe von menschlichen Siedlungen fernzuhalten. Dabei müsse geprüft werden, mit welchen Mitteln das am besten funktioniert. Für Lies können das Warnschüsse oder Gummigeschosse sein. Aber auch die lethale Entnahme, also der Abschuss von Wölfen, muss möglich sein. Andere Wildarten wie Sauen oder Rotwild würden schließlich auch bewirtschaftet.
Dass sich Wölfe schon bald in ganz Deutschland aufhalten werden, steht für Lies außer Frage. Allerdings gibt es Regionen, wie etwa die Nordsee-Deiche, wo er sich keine Wölfe vorstellen kann. Ein Schutz der Deiche und der Deichschafe mit wolfsicheren Zäunen sei nicht zu realisieren. Lies empfiehlt, weniger in Regionen zu denken, und stattdessen das Verhalten einzelner Rudel zu beobachten.
Hier finden Sie das ausführliche Interview mit der FAZ.
Foto: Rudolpho Duba / pixelio