Jagdverbände fordern länderübergreifendes Wolfsmanagement

Lesezeit
2 minutes
Bisher gelesen

Jagdverbände fordern länderübergreifendes Wolfsmanagement

Erstellt in
Kommentare

DJV und LJV Baden-Württemberg kritisieren den Alleingang im Südwesten Deutschlands. Der Wolf kennt keine Ländergrenzen, deshalb ist ein bundesweiter Ansatz notwendig. Jäger und Landwirte müssen in die Planung einbezogen werden.

Wie in dieser Woche bekannt wurde, haben die obersten Naturschutzbehörden von Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarlands beim Herdenschutz eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Sie wollen beim Wolfsmanagement enger zusammenarbeiten.Das berichtet der DJV in einer Pressemitteilung.

"Hierbei geht es vor allem um die Besenderung und den Umgang mit auffälligen Tieren, den besseren Informationsaustausch zwischen den Ländern und eine engere Abstimmung" erklärte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) am Mittwoch in Mainz. "Zukünftig können Ressourcen bei Fang, Besenderung und gegebenenfalls der Entnahme von Wölfen geteilt werden“, so Höfken.

Wölfe kennen keine Landesgrenzen, deshalb ist eine länderübergreifende Vereinbarung zu einem effektiveren Wolfsmanagement durchaus sinnvoll, betonen der LJV Baden-Württemberg und der DJV. Eine Vereinbarung zwischen vier Bundesländern ist allerdings nicht zielführend, vor allem, wenn Betroffene überhaupt nicht eingebunden werden, kritisieren die Jäger.

„Die letzten in Baden-Württemberg bestätigten Wölfe kamen aus Niedersachsen“, sagte DJV-Präsidiumsmitglied Helmut Dammann-Tamke. Der Vorstoß sei blanker Aktionismus und ein unnötiger Vorgriff, weil der Bund – so sieht es der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD vor – eine bundeseinheitliche Regelung schaffen will.

Der LJV Baden-Württemberg ist verärgert, dass bei den vorgesehenen Steuerungs- und Managementgruppen im Rahmen der Kooperation weder Landwirte noch Jäger einbezogen werden sollen. Zudem fand eine Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium in Baden-Württemberg bisher nicht statt. „Eine länderübergreifende Kooperation ohne Einbeziehung Betroffener ist ein Weg in die falsche Richtung“, so Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann, „wir fühlen uns regelrecht ausgegrenzt, obwohl wir uns seit Jahren für ein Wolfsmanagement im Land einsetzen.“ Der Wolf unterliege zwar dem Naturschutzrecht, aber von Einwirkungen des Wolfes seien Landwirte, Schafhalter und Jäger direkt betroffen.

Jäger sind flächendeckend im Land in den Jagdrevieren präsent, sie sind deshalb für ein Wolfsmonitoring auf der Fläche ebenso wie für den Umgang mit verhaltensauffälligen Wölfen prädestiniert. „Wir lehnen es aber vehement ab, dass über unsere Köpfe hinweg in den von uns gepachteten Revieren anonyme, nicht ortskundige, bewaffnete Eingreiftrupps Jagd auf Problemwölfe machen sollen. Der Versuch, sich eine alleinige Zuständigkeit zu sichern, ist nur politisch motivierter Aktionismus“, so Dr. Friedmann weiter. Dammann-Tamke ergänzt: „Insbesondere Niedersachsen zeigt, dass die Jäger den Aufgaben des Wolfsmonitorings gewachsen sind, wenn sie diese Aufgabe übertragen bekommen.“

Die Zahl der Wölfe in Deutschland steigt weiter und damit die Herausforderungen. Warum sich das baden-württembergische Umweltministerium seit langem weigert, den Handlungsleitfaden Wolf zu einem umfassenden Managementplan weiterzuentwickeln, bleibt unklar. Wildtiermanagement ist mehr als das Beharren auf Zuständigkeiten. Anstatt Aktionismus in Baden-Württemberg brauchen wir bundeseinheitliche Richtlinien für das Wolfsmanagement, betonen Dr. Friedmann und Dammann-Tamke.

Für Aufregung sorgte, dass der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) bei der Vereinbarung mit den anderen Ländern den Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) überging. Damit brach er einen handfesten Koalitionsstreit vom Zaun. Hauk will den Wolf ins Jagd- und Wildtiermanagementgesetz aufnehmen und dort Ausnahmesituationen definieren, um ihn im Ernstfall erlegen lassen zu können. Dann hätte Hauk als Landwirtschaftsminister zu entscheiden, ob ein Tier getötet werden soll. Das berichtet die Heilbronner Stimme.

Foto: Noltenius / LJV Sachsen