Erneut Hasenpest in NRW

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Erneut Hasenpest in NRW

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Nach saisontypischen Positiv-Meldungen zum Osterhasen in NRW sorgt derzeit die Hasenpest für Schlagzeilen, die bakterielle Erkrankung (wissenschaftlich Tularämie) wurde in den letzten Wochen häufig bei verendeten Hasen in verschiedenen Kreisen von NRW nachgewiesen.

Neu ist die Erkrankung in NRW zwar nicht, doch seit dem Jagdjahr 2009/10 steigt der Anteil an Feldhasen, der ihr zum Opfer fällt, von Jahr zu Jahr zu.
Vorsicht beim Umgang mit infizierten hasen!
Bei Tularämie handelt es sich um eine auf den Menschen übertragbare Krankheit (Zoonose). Infizieren kann man sich v. a. durch kleine Hautwunden oder das Inhalieren (Einatmen) von Bakterien während des Abbalgens von Hasen und den Verzehr von unzureichend erhitztem Fleisch.
Die Krankheits-Symptome reichen von hohem Fieber über Kopf- und Gliederschmerzen bis zu Übelkeit.
Die Tatsache, dass der Verlauf damit zunächst allgemein an eine Virusgrippe erinnert, bedeutet eine große Gefahr – ohne entsprechende antibiotische Behandlung kann sich der Krankheitsverlauf schnell deutlich verschlimmern und tödlich enden! Es ist daher unbedingt nötig, dass betroffene Jäger beim Auftreten der o. g. Symptome einen Arzt aufsuchen und darauf aufmerksam machen, dass Kontakt zu möglicherweise erkrankten Feldhasen bestand!
Schutzmaßnahmen gegen Ansteckung
Generell wird beim Bergen von Fallwild und Versorgen erlegter Feldhasen dringend dazu geraten, Einmal-Handschuhe zu tragen und anschließend die Hände zu waschen und zu desinfizieren.
Beim Abbalgen sollte zusätzlich eine FFP 2-Maske getragen werden. 
Der Erreger ist sehr widerstandsfähig gegen Kälte und Feuchtigkeit – so ist er in tiefgekühltem Wildbret selbst nach vier Wochen noch ansteckungsfähig! Wildbret muss daher vor dem Verzehr über 10 Minuten auf mindestens 60 °C (Kerntemperatur) erhitzt werden.
Eine Desinfektion von Gebrauchsmaterial mit handelsüblichen Mitteln (bakterizid) ist möglich.
Kommt Tularämie im heimischen Revier vor, sollte man die Öffentlichkeit durch Warnhinweise informieren:
- Zecken, die zuvor Kontakt zu infizierten Feldhasen hatten, können den Erreger durch deren Biss übertragen,
- verendete Hasen sollten gemeldet, aber nicht angefasst werden.
- Hunde sollte man an der Leine führen, um Kontakt zu verendeten Hasen zu vermeiden, denn auch sie können sich durch die Aufnahme von Blut eines infizierten Hasen anstecken,
- bei allgemeinen Krankheitsanzeichen beim Hund (Müdigkeit, Fress-Unlust, Abgeschlagenheit, Fieber) sollte man einen Tierarzt aufsuchen und ihn auf mögliche Kontakte mit infizierten Hasen hinweisen, um ggf. eine antibiotische Therapie einzuleiten.
Fallwild-untersuchungen zur Überwachung der Zoonose
Erkrankte Feldhasen zeigen häufig Zeichen von Schwäche in Form fehlenden Fluchtverhaltens. Aufgrund des auftretenden hohen Fiebers suchen die Tiere häufig Wasserstellen auf und können abnormes Verhalten oder Koordinationsstörungen zeigen. An verendeten Hasen kann die Schwellung der Milz, Leber und der Lymphknoten hinweisend sein (s. Foto). Zur sicheren Feststellung der Krankheit sollten verendete Feldhasen in jedem Fall zur Untersuchung an ein Veterinäruntersuchungsamt gegeben werden!
Feldhasen sind gegenüber dem Erreger besonders empfindlich, die Dokumentation von Tularämie-Fällen ist daher sehr wichtig, um die generelle Verbreitung abschätzen zu können.
Gewinner der Klimaerwärmung?
Das Bakterium hält sich über das gesamte Jahr in örtlichen Nager-Populationen – von dort wird es in der gesamten Umwelt verbreitet. Andere Tiere nehmen den Erreger v. a. über kontaminiertes Wasser auf (durch Nager-Kot/-Urin) – in stehenden Gewässern hält sich das Bakterium über Monate!
Dazu wird der Erreger über blutsaugende Insekten (Stechmücken, Zecken) von einem Wirbeltier auf das nächste übertragen. Durch milde Winter, einen früh einsetzenden Frühling (also auf jeden Fall 2024!) und warme Sommer wird das Vorkommen potenzieller Überträger begünstigt!
Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Tularämie-Fälle somit in den nächsten Jahren europaweit weiter ansteigen wird. Auch in NRW ist der Anstieg des prozentualen Anteils der Feldhasen mit Tularämie-Nachweis an der Gesamtzahl eingesandter Feldhasen deutlich sichtbarAuf Tularämie hinweisende Organveränderungen bei Feldhasen: a: geschwollene, ggf. mit feinen, grauweißen Herden durchsetzte Leber b: in der Regel hochgradige Milzschwellung c/d: geschwollene Kehlgangs-Lymphknoten mit grauweißen Herdveränderungen histologisches Bild von Gewebsuntergängen (Nekrosen) in den Lymphknoten (weißer Pfeil) Foto: Dr. Martin Peters, CVUA WestfalenAuf Tularämie hinweisende Organveränderungen bei Feldhasen: 
a: geschwollene, ggf. mit feinen, grauweißen Herden durchsetzte Leber 
b: in der Regel hochgradige Milzschwellung
c/d: geschwollene Kehlgangs-Lymphknoten mit grauweißen Herdveränderungen histologisches Bild von Gewebsuntergängen (Nekrosen) in den Lymphknoten (weißer Pfeil)
Foto: Dr. Martin Peters, CVUA Westfalen