Türkische Spar-Büchse

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Türkische Spar-Büchse

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Moderne Repetierer für unter 1 000 € haben ihren Markt, meist wird er von US-Riesen mit großem Ausstoß wie Remington, Winchester, Savage, Ruger oder Marlin bedient, aber auch Mausers M 18 oder Franchis Horizon spielen da mit. Eine Alternative des türkischen Herstellers ATA Arms wird bei uns als Brenner BR 20 für 799 € angeboten – wir haben die türkische Sparbüchse getestet.

ATA Arms steht für solide Waffen ohne unnötige Ausstattungsdetails zum günstigen Preis. Das trifft auch für die Brenner BR 20 zu, die aber durchaus einen modernen Eindruck macht. Es gibt sie mit klassischem Nussbaum- (Testwaffe) oder Kunststoffschaft mit höhenverstellbarem Rücken.

Ganzstahl-Freaks kommen auf ihre Kosten, das System ist aus dem Vollen gefräst und macht einen sehr soliden Eindruck. Dazu passt allerdings nicht das ausgesprochen billig wirkende „Plastik-Einsteckmagazin“. Dafür sind gleich zwei davon dabei – eins für drei, das andere für fünf Schuss. Beim Kaliber gibt's keine Alternativen – .308 Win. oder gar nix. Dafür kommt der Lauf ab Werk mit Mündungsgewinde und die Systemober­seite ist mit einer Picatinnyschiene bestückt. Preisgünstigen Montagen und dem Einsatz eines Schalldämpfers steht damit nichts im Wege.Solche Details erhöhen die Absatz­chancen natürlich erheblich.

Bewährte Verschlusstechnik

Beim Verschluss bewegt man sich in bewährten Bahnen, verriegelt wird die Kammer aus Stainless-Steel über drei große Verschlusswarzen im Kopf. Der Auszieher sitzt an der Seite zwischen zwei Warzen, sein Bolzen ist im zurückversetzten Stoßboden installiert. Das weitgehend geschlossene und gut gegen Staub geschützte Schlösschen hat eine moderne Form, im gespannten Zustand ragt die rot markierte Schlagbolzenverlängerung gut sichtbar hinten heraus. Die Verschlusshülse ist mit eingefrästen Längsrillen versehen, der leicht nach hinten gebogene Kammergriff endet in einer hohlgebohrten, tropfenförmigen Verdickung mit umlaufender Rändelung.

Links an der hinteren Hülsenbrücke sitzt die Kammerfang-Taste, rechts hinterm Kammer-griff die Dreistellungssicherung, die im gesicherten Zustand Abzug und Kammer sperrt. In Mittelstellung lässt sich der Verschluss bei gesichertem Abzug öffnen. Die Schiebesiche-rung verursachte bei der RWJ-Testwaffe ein deutliches Klicken beim Entsichern.

Eng beieinander: Kammerfangtaste und Dreistellungs-Sicherung für Kammer und Abzug.

 

Der Abzug löst erst nach einem etwa 3 mm langen Vorweg aus, auch etwas seitliches Spiel war fühlbar. Der Abzugswiderstand (einstellbar) lag bei der Testwaffe bei 1 400 g, laut Hersteller sollen etwa 1 000 g möglich sein. Die durchgehende Picatinnyschiene aus Stahl ist mit vier Schrauben auf dem System befestigt, bei schwereren Zielfernrohren wäre das zusätzliche Verkleben der Schiene sicher keine schlechte Idee...

Lauf mit Mündungsgewinde und Einsteckmagazin

Der 51 cm-Lauf aus Chrom-Molybdän-Stahl (Drall 1 : 11) ist mit einem Mündungs­gewinde M 15 x 1 ausgestattet. Eine Abdeckmutter mit Rändelung zum Schutz des Gewindes gehört zum Lieferumfang. Wird wie bei der Testwaffe die Version ohne offene Visierung gewählt, passt dar­auf auch ein Overbarrel-Schalldämpfer, es gibt aber auch eine Ausfüh-rung mit Kimme und Korn.

Lauf und System sind seidenmatt gestrahlt und brüniert. Die einreihigen Einsteckmaga-zine (3/5 Schuss) sind komplett aus Kunststoff. Der Auslöser sitzt in einer Vertiefung der Bodenplatte und verriegelt über eine Klinke, die in eine Einfräsung an der Front greift. Wird sie betätigt, fällt das Magazin frei aus dem Schacht. Die Systemgegenplatte samt Abzugsbügel ist ebenfalls komplett aus Kunststoff.

Rustikaler Holzschaft

Der Nussbaumschaft mit gradem Rücken und Pistolengriff fällt recht kräftig aus. Der Hinterschaft hat beidseitig eine leichte, eher angedeutete Backe und soll so Rechts- und Linksschützen passen. Pistolengriff und Vorderschaft sind mit Fischhaut verschnitten, der Hinterschaft endet in einer schwarzen 25 mm-Gummi­kappe. Der Vorderschaft ohne Nase endet in einer schlichten Rundung. In Vorder- und Hinterschaft sind Riemen­bügelösen geschraubt, die vordere erlaubt mit einem Mündungsabstand von 25,5 cm noch ein angenehmes Tragen am Riemen über der Schulter.

Der Schaft hat ein mattes Öl-Finish, bei dem Preis ist natürlich kein Luxusholz zu erwarten, Maserung war bei der RWJ-Testwaffe so gut wie nicht vorhanden. Die Angaben auf der Importeur-Hompage „Für den Schaft wird aus­gesuchtes Walnuss-Holz verwendet“ lösen da ein Schmunzeln aus – ausgesucht wurde sicher, allerdings das Billigste, was zu haben war... Nach dem Trennen von Schaft und System gabs auch keine Überraschung,  Bettungsmaßnahmen in Form eines Gegenlagers im Schaft oder Kunststoffbettung: Fehlanzeige. Das unter der vorderen Hülsenbrücke liegende Rückstoßlager, in das auch die vordere Systemschraube geschraubt wird, greift in eine Ausfräsung im Schaft.

Auf dem Schießstand

Zum Präzisionstest wurde mit MAK-Ringen für Picatinny-Basen ein Minox ZE 5.2 2 - 10 x 50 montiert. Auf dem Schießstand kamen diverse Laborierungen zum Einsatz, gerade bei der .308 gibts ja eine riesige Auswahl. Das beste Schussbild (5 Schuss/ 100 m/Schießge-stell) lieferte die RWS Evo Green Short Rifle 139 grs. mit 26 mm –für eine Jagdbüchse mehr als ausreichend.

Der Vorweg des Abzugs ist allerdings gewöhnungsbedürftig und auch beim Schlossgang gehts ziemlich rauh zu. Es hakt zwar nicht, kratzt aber fühl- und hörbar, wenn man die Kammer bewegt. Die immerhin 3 650 g schwere Büchse schoss sich angenehm weich und mit wenig Hochschlag, technische Störungen beim Testschießen blieben aus.

Resümee: Die türkische Brenner BR 20 ist ein robustes Arbeitsgerät, dass sicher funktioniert und ausreichend präzise schießt. Büchsen, die besser verarbeitet sind und eleganter aussehen, kosten auch erheblich mehr. Der Abzug ist ausreichend, mit Picatinnyschiene und Mündungs­gewinde kann man viel Geld sparen. Die Beschränkung auf ein Kaliber schränkt den Käuferkreis dagegen sicher etwas ein. Die einfache Systembettung direkt im Schaft kann Probleme verursachen: wenn das Holz arbeitet und Spannung entsteht, braucht es nachträgliche Bettungsmaßnahmen – unter diesem Gesichtspunkt ist Kunststoff vielleicht doch die bessere Wahl. 

Norbert Klups