Test: Schalldämpfer Nielsen Sonic 50 Universal
Nur ein Schalldämpfer für alle Kaliber und Anschlussgewinde hätte enorme Vorteile. Mit dem Sonic 50 Multikaliber Universal des dänischen Herstellers Nielsen geht das – Norbert Klups hat ihn ausprobiert.
Nielsen Sonic ist ein dänischer Hersteller mit langjähriger Erfahrung im Bau von Schalldämpfern. Deutscher Importeur ist Markus Göggel (www.jagdschalldämpfer.com). Der Sonic 50 ist eine echte Innovation und interessant für Büchsen unterschiedlicher Kaliber.
Das hat nicht nur praktische, sondern auch finanzielle und rechtliche Vorteile. Viele Bundesländer genehmigen heute zwar problemlos einen Schalldämpfer, aber eben nur einen. Außerdem schlagen gute Dämpfer mit 300 – 400 € zu Buche.
Nun ist es zwar kein Problem, einen .30er-Dämpfer Kaliber auf eine .270 zu schrauben, dabei wird aber die Dämpferleistung schlechter, weil der Durchgang zu groß ist. Umgekehrt geht gar nichts, einen .270er auf eine Büchse mit deutlich größerem Kaliber zu schrauben, sollte man tunlichst unterlassen.
Das zweite Problem ist das Anschlussgewinde am Lauf. Soll ein Dämpfer an mehreren Büchsen verwendet werden, müssen die Waffen auch ein identisches Gewinde haben. Der Sonic 50 löst beide Probleme einfach und komfortabel.
Ein bisschen wie Lego
Technisch funktioniert er wie andere Dämpfer auch nach dem Prinzip von Expansion und Reflexion. Tritt Schuss-Gas aus der Waffe, entspannt es sich schlagartig zum Mündungsknall.
Schalldämpfer haben von der Außenluft abgeschirmte Expansionskammern zur kontrollierten Druckreduzierung und Abkühlung der Pulvergase. Dabei müssen sich die Pulvergase soweit entspannen, dass sie die Mündung des Schalldämpfers mit Unterschallgeschwindigkeit passieren.
Dafür darf der Durchlass im Dämpferrohr nur geringfügig über dem Geschossdurchmesser liegen. Ist er zu groß, strömen die Gase vorbei und es knallt deutlich lauter. Normale Dämpfer lassen sich nur sehr eingeschränkt für verschiedene Geschossdurchmesser verwenden und bringen für deutlich kleinere Kaliber keine gute Leistung mehr.
Beim Sonic 50 wird dieses Problem durch austauschbare Kaliber-Röhrchen gelöst. Es stehen Röhrchen von .17 bis .375 zur Verfügung, die sich ganz einfach ohne Werkzeug wechseln lassen.
Der Dämpfer hat innen eine 15 mm-Bohrung, die das jeweilige Röhrchen aufnimmt – einfach Mündungsdeckel abschrauben, Röhrchen herausziehen und austauschen. Beim Zudrehen des Deckels verspannt sich das Röhrchen und zentriert sich automatisch.
Der Geschossdurchlass liegt nur ganz knapp über dem Geschossdurchmesser. Die Röhrchen sind farbig eloxiert, jede Farbe kennzeichnet eine Kalibergruppe, eingebaut von vorn an der Dämpfermündung sichtbar.
So erkennt man auf einen Blick, welches Kaliber der Dämpfer gerade hat – wenn man im Kopf hat, welcher Farbcode zu welchem Kaliber gehört, das Kaliber selbst ist leider nicht angegeben.
Als wir es leid waren, immer in die Farbtabelle zu schauen, haben wir kurzerhand die Kaliber mit einem Stift auf die Röhrchen graviert. Insgesamt sind sieben Kaliber-Röhrchen im Programm, davon vier frei wählbar im Lieferumfang.
Wer mehr braucht, kann sie dazukaufen, die Röhrchen sind frei verkäuflich – ohne Erwerbsberechtigung.
Mündungs-Gewindeadapter
Der Sonic 50 hat ein Anschlussgewinde M 18 x 1. Ebenfalls zum Lieferumfang gehören aber drei Adapter, mit denen sich der Dämpfer an fast jede Büchse anbringen lässt. Das „fast“ bezieht sich auf den Laufdurchmesser der Büchse, denn der Sonic 50 ist ein Overbarrel-Dämpfer, den man 11 cm über den Lauf schiebt.
Der max. Laufdurchmesser darf 23 mm betragen, dickere Läufe lassen sich nicht ins Dämpferrohr schieben, bei Jagdbüchsen aber eher die Ausnahme (17 mm normal/ 19 mm Semiweight/22 mm Jagdmatch).
Die Adapter werden aufs Laufgewinde geschraubt und sollten dort verklebt werden. Damit wird Spiel verhindert, weil sich der Dämpfer nicht losrappeln kann. Andererseits kann es nicht passieren, dass sich beim Abschrauben der Adapter im Dämpfergewinde befindet, wo er gar nicht so einfach herauszubekommen ist, da es 11 cm tief im Rohr liegt.
Wir haben die Adapter mit Schraubensicherung mittelfest gesichert – hält bestens und kann bei Bedarf auch wieder gelöst werden. Zu jedem Adapter wird eine Abdeckkappe zur Gewindeschonung geliefert.
Nielsen fertigt Adapter in US-Durchmessern und metrisch in M 13, 14, 15, 16, 17 und 18 x 1 (drei im Lieferumfang, jeder weitere 14,90 €).
Kunststoffring zur Laufschonung
Damit bei dünneren Läufen die Brünierung beim Aufsetzen nicht leidet, verfügt der Sonic 50 hinten über ein Gewinde, in das sich Zentrierringe aus Kunststoff schrauben lassen. Zum Lieferumfang gehören zwei Ringe mit 20 und 22 mm Innendurchmesser.
Sie verhindern lediglich, dass man beim Aufschieben des Dämpfers mit dem hinteren Innenteil aus Stahl am Lauf Kratzer verursacht. Nielsen fertig das Innenteil hinten aus Stahl, damit eine höhere Schusszahl möglich ist, ohne den Dämpfer zu beschädigen.
Außerdem findet sich dort als weitere Besonderheit eine Mündungsbremse mit vier diagonalen Langlöchern. Eine wirksame Rückstoßreduzierung dürfte damit allerdings nicht erfolgen, denn die Bremse muss ja den maximalen Geschossdurchmesser (.375) als Durchlass haben, da sie ja nicht ausgewechselt wird.
Hauptgrund dieser Vorrichtung ist vielmehr die Verwirbelung der Pulvergase, denn der hintere Teil des Dämpfers bildet gleichzeitig die erste Expansionskammer. Danach folgen fünf einzeln abschraubbare Elemente und davor der deutlich größere Mündungsdeckel.
Zum Reinigen lässt sich der Sonic 50 kinderleicht zerlegen. Wir haben die Teile bei Verschmutzung einfach in den Ultraschallreiniger zur Hülsenreinigung gelegt. Mit heißem Wasser und Spülmittel geht es aber auch. Wer es ganz sauber haben will, kann Bremsenreiniger benutzen.
Bei einem Außendurchmesser von 5 cm ist der Sonic-Dämpfer 25 cm lang und wiegt 415 g – normale Werte.
Test mit drei Waffen
Wir haben den Multikaliber-Dämpfer auf drei Repetierern verwendet – eine Blaser R 8 (.308 Win.) mit 42 cm-Lauf, einer Steel Action (.30-06) mit 56 cm-Lauf und eine Sauer 202 (9,3 x 62) mit 51 cm-Lauf. Zunächst wurden die Waffen auf 100 m mit den passenden Kaliberröhrchen geschossen.
Zum Vergleich standen Dämpfer von Blaser, Sauer und B & T zur Verfügung. Subjektiv ergab sich kein Unterschied – weder im Knall noch im Rückstoßverhalten. Bei .308 und 9,3 x 62 waren Treffpunktlage und Präzision identisch, die mit dem B & T-Schalldämpfer ausgestattete Steel Action schoss bei gleicher Präzision geringfügig höher, was daran liegen könnte, dass der B & T kein Overbarrel-Dämpfer ist oder am geringeren Gewicht.
Eine Inspektion der Kaliberröhrchen nach dem Schießen ergab keine Beschädigungen oder Spuren, dass Geschosse die Röhrchen berührt hätten. Technisch funktioniert die Sache damit schon mal problemlos.
Beim Gebrauch auf mehreren Waffen muss man natürlich penibel darauf achten, auch das zum Kaliber passende Röhrchen einzulegen. Zu groß verringert nur die Dämpferleistung, zu klein hätte unangenehme Folgen. Am besten immer erst eine Patrone vorn in die Dämpfer-Öffnung stecken – geht das Geschoss ganz rein, ist alles in Ordnung.
Was leistet der Sonic 50?
Nielsen gibt eine Schallreduzierung von 21 – 31 db(A) an – abhängig von Kaliber, Lauflänge und Munition. Gemessen haben wir direkt neben dem linken Ohr. Eine weitere Besonderheit bei Schalldämpfern ist das Erstschuss-Verhalten, auch First Round Pop (FRP) genannt.
Beim ersten Schuss sind fast alle Dämpfer etwas lauter – wegen höherer Sauerstoffkonzentration im Gehäuse. Bei der Jagd ist aber gerade der erste Schuss interessant. Daher haben wir darauf auch ein besonderes Augenmerk gelegt.
In der Tabelle finden sich in Spalte 1 die Werte ohne Dämpfer, in Spalte 2 der FRP (Mittelwert aus 3 Schüssen) und in Spalte 3 die Werte als Mittelwert aus drei Schüssen im Abstand von 30 Sekunden.
Die Dämpferleistung liegt zwischen 22,4 und 25,7 db (warm) und zwischen 21,2 und 23,4 db beim Erstschuss – das vom Hersteller annoncierte Minimum 21 db wird also immer erreicht, das Maximum von 31 db dagegen nicht annähernd.
Die Messung bestätigte erneut, dass die .308 ein sehr günstiges Schalldämpferkaliber ist. Trotz des kurzen Laufes ist die Schallbelastung am Ohr am geringsten. Alle drei Waffen lassen sich aber mit Dämpfer problemlos und mit vertretbarer Schallbelastung schießen, zusätzlicher Gehörschutz ist damit verzichtbar – mehr muss ein Jagdschalldämpfer nicht können.
Resümee
Bezogen auf die Dämpferleistung ist der Sonic 50 nicht besser oder schlechter als Modelle mit vergleichbarem Innenvolumen. Er reduziert die Lärmbelastung einer Jagdbüchse auf ein unschädliches Maß.
Sein Alleinstellungsmerkmal ist die Möglichkeit, ihn auf Waffen unterschiedlicher Kaliber und Mündungsgewinde zu verwenden. Durch wechselbare Kaliberröhrchen und Gewindeadapter kann er an allen Büchsen mit Mündungsgewinde und ohne Korn verwendet werden.
Damit kann man eine Menge Geld sparen – und rechtliche Einschränkungen elegant umschiffen. Der Sonic 50 kostet inkl. vier Kaliber-Röhrchen und drei Gewindeadaptern 369 € – und damit nicht mehr als ein herkömmlicher Dämpfer für ein Kaliber und Anschlussgewinde – eine skandinavische Innovation, die sich sehen lassen kann.