Test: Sauer 404 XTC Synchro

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Test: Sauer 404 XTC Synchro

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Sauers 404 ist ein Modular-Repetierer, der alles bietet, was sich moderne Jäger wünschen. Nicht nur vom Gewicht unterscheidet sie sich von herkömmlichen Modellen. Wir haben Sauers neues Flaggschiff getestet – und einen hauseigenen Schalldämpfer gleich mit. Von Norbert Klups.

Die XTC Synchro entspricht bei Abzug, System, Magazin, Laufwechselmöglichkeiten und Handspannung dem ursprünglichen Konzept der 404, alle (De-)Montage- und Einstellarbeiten lassen sich mit dem Universalschlüssel im Vorderschaft vornehmen.

Um bei Repetierern Gewicht zu sparen, kann man das System aus Leichtmetall fertigen (bei jeder 404) oder an Lauf oder Schaft Gewicht sparen: Der Lauf der XTC Synchro ist zwar normal lang mit gleichem Mündungsdurchmesser, aber mit Längsflutungen versehen. Diese sog. Kannelierung spart etwas Gewicht und lässt den Lauf durch die größere Oberfläche dazu schneller abkühlen – ein bewährtes Mittel bei leichten Büchsen, das aber nicht ganz unproblematisch ist, denn dabei muss sehr genau gearbeitet werden, sonst leidet die Schussleistung.

Richtig Gewicht spart Sauer aber beim Schaft mit der High-Tech-Faser Carbon – ein Verbundwerkstoff, bei dem Kohlen­stofffasern in eine Kunststoff-Matrix gebettet werden. Carbon ist ein idealer Werkstoff mit geringem Gewicht bei gleichzeitig hoher Steifigkeit und wird bevorzugt in der Formel 1 und der Raumfahrt verwendet.

Seine Herstellung ist kompliziert, will man etwa Rückstoßdämpfung erreichen. Dazu müssen einzelne Kohlefaserlagen in eine genau bestimmte Anordnung gebracht werden. Der Schaft wird zum Schluss in einer Form unter Druck und Hitze buchstäblich gebacken. Klingt zwar simpel, bedarf aber großer Erfahrung und jeder Menge Handarbeit. Der Schaft der XTC Synchro entsteht daher auch nicht bei Sauer in Isny, sondern wird von einer Spezialfirma zugeliefert.

Lochschaft mit verstellbarem Rücken
Lochschäfte werden immer beliebter, jeder große Hersteller moderner Repetierer hat sie im Programm. Auch bei Sauer finden sich Lochschäfte bei verschiedenen Modellen. Der Carbon-Lochschaft der 404 hat einen großen Durchgriff, der zum schnellen Repetieren im Anschlag den Vorteil bietet, die Hand wieder schnell an den Pistolengriff zu bekommen.

Sauer 404 XTC Lochschaft
Der Durchgriff im Lochschaft ist großzügig dimensioniert, die Rückenhöhe lässt sich stufen­los justieren.

 

Der Vorderschaft ist handfüllend und oben schmaler, sodass sich eine sichere Anlage für die Fingerkuppen bildet, die für einen festen Griff sorgt. Das ist auch notwendig, denn eine Fischhaut fehlt (bei Carbonschäften üblich). Der Schaft ist damit etwas glatter und wird bei Regen oder mit schweißnassen Händen schon rutschig, besonders vorn.
Am Pistolengriff liegt die Hand fest und sicher. Die Form des Vorderschaftes ist für einen glatten Schaft ideal.

Der Rücken ist in der Höhe stufenlos verstellbar – eine tolle Sache, denn damit ist er für jede Zieloptik und offene Visierung brauchbar. Je nach Bauhöhe des Zielfernrohres stellt man den Rücken mehr oder weniger hoch, bis die Wange bequem anliegt und man optimal durch die Zielhilfe blickt.

Um den Rücken zu verstellen, löst man eine Schraube hinter der Schaftkappe (diese ist dazu vorgebohrt). Der Rücken lässt sich dann einfach nach oben ziehen und wird durch Anziehen der Schraube in der gewünschten Position fixiert.

Schalldämpfer Titanium Pro
Zu Büchsen eigene Schalldämpfer anzubieten, ist ein neuer Trend, der sich bei vielen großen Herstellern findet, seit einige Bundesländer die Nutzung zur Jagd zulassen, und hoffentlich bald eine bundesweite Freigabe kommt.

Kein Waffenhersteller baut Dämpfer selbst, denn dafür gibts genügend Spezialfirmen. Sauer-Schalldämpfer stammen aus Norwegen von Freyr & Devik. Er reicht teilweise über den Lauf, um die Baulänge zu reduzieren (Over-Barrel).

Sauer 404 XTC Mündungsgewinde

 

Sauer 404 XTC Schalldämpfer
Der Schalldämpfer schiebt sich ein Stück über den Lauf, wodurch die Vergrößerung der Gesamtlänge reduziert wird. Der Lauf ist mit einem Mündungsgewinde ausgestattet, eine Abdeckkappe zum Schutz des Gewindes wird mitgeliefert.

 

Das Alu-Gehäuse ist schwarz eloxiert und das Innenleben aus Titan, womit sich das geringe Gewicht erklärt (nur 275 g). Der Dämpfer lässt sich in der Mitte einfach auseinanderschrauben und sehr leicht reinigen. Aufgeschraubt vergrößert er die Gesamtlänge um 12,4 cm. Wählt man einen 52er Lauf (Testwaffe), ist der Lauf dann 64,4 cm lang. Es sind zurzeit drei Versionen lieferbar (nur für Läufe mit Standardkontur) – bis maximal je 6,5, 8 und 9,3 mm.

Sauer gibt die Geräuschreduzierung mit durchschnittlich 30 dB an, gemessen haben wir eine Reduzierung um 27 dB gegenüber der ungedämpften Büchse. Damit wird auf jeden Fall der unkritische Bereich unter 135 dB erreicht, mehr muss ein Jagdschalldämpfer nicht bringen.

Mit aufgesetztem Dämpfer war es völlig unproblematisch, ohne Gehörschutz zu schießen. Damit schoss sich die 404 auch wesentlich weicher, der Rückstoß wird um gefühlte 25–30 Prozent reduziert.

Die Treffpunktlage verschob sich mit Dämpfer um etwa 10 cm nach unten und ganz leicht nach rechts, die Präzision wurde minimal besser. Ohne Dämpfer schoss die Testwaffe mit dem 165 grs. Nosler-Accubond Streukreise von 3,1 cm und mit 2,8 cm (5 Schuss auf 100 m).

Auf dem Schießstand und im Revier
Die Testwaffe war mit der Original-Sauer-Universalmontage mit einem Zeiss V8 1,8 - 14 x 50 ausgestattet – ein Allroun­der, der mit fast jeder jagdlichen Situation fertig wird – ausgenommen ganz schnelle Sauen auf engen Schneisen. Die Büchse schoss sich sehr angenehm, besonders mit aufgeschraubtem Schalldämpfer.

Der Schaft liegt hervorragend im Anschlag und erlaubt unverkrampftes Schießen in verschiedenen Anschlagsarten. Im Revier zeigte sich die handliche und gerade mal 2,65 kg leichte Büchse (ohne Optik) als führiger Begleiter. Durch den Lochschaft liegt sie im Schuss sehr ruhig – mit gerad­linigem Rück- und kaum merklichem Hoch­schlag. Der Carbonschaft dämpft sehr gut und gleicht das verringerte Gewicht wieder aus – für Bergjagd oder Pirsch im schwierigen Gelände optimal.

Resümee: Gewicht zu sparen, ohne den Rückstoß spürbar zu vergrößern, ist eine feine Sache. Die XTC Synchro wiegt dank Kohlefaserschaft und kanneliertem Lauf nur 2,65 kg und ist überaus führig und handlich.

So viel High-Tech hat ihren Preis – 5 995 €, für den Titanium-Schalldämpfer kommen noch 449 € dazu. Dann wird das Ganze aber wieder länger und schwerer. Auf Jagdreisen bleibt der Dämpfer daher besser zu Hause, spielen Gewicht und Baulänge keine Rolle, schießt es sich damit wesentlich angenehmer.

Sauer 404 XTC Technische Daten