Test: Repetierer Proof Research Summit
Am Berg oder bei der Pirsch in schwierigem Gelände gilt bei Waffen je leichter, desto besser ... aber der Bau von Büchsen, die zugleich leicht und präzise sind, stellt eine besondere Herausforderung dar. Genau darauf hat sich die US-Firma Proof Research spezialisiert. Norbert Klups hat das federleichtes Präzisionswunder getestet.
Proof Research – gegründet 2012 in Columbia Falls (Montana) – will Repetierer bauen, die stabiler, leichter und präziser sind als alles andere auf dem Markt.
Dazu garantiert man, dass jede Waffe unter härtesten Bedingungen Schuss für Schuss einwandfrei funktioniert – mit einer Präzision bei drei Schuss auf 100 m von 14 mm, bei nicht mal 3 kg ziemlich ambitioniert.
Die Entwicklungsingenieure setzen dabei voll auf Hightech-Werkstoffe. Dazu schöpft man aus einem reichen Erfahrungsschatz – die Schwesterfirma Proof ACD entwickelt Hochtemperaturprodukte für die Luft- und Raumfahrtindustrie und das Militär, so für die F-35 und den B 2 Stealth Bomber.
Unlösbares gelöst ...
Optisch ist die Summit mit ihrem schuppenartig geprägten Synthetikschaft, dem grün mit Cerakote beschichteten System und einem dicken Lauf mit Kohlefaserumwicklung ein echter Hingucker.
Die echte Überraschung kommt, wenn man sie in die Hand nimmt. Das Ding ist federleicht, genau 2.885 g zeigte die Waage – bei einem dicken 61 cm-Lauf kaum zu glauben. Ein konventioneller Stahllauf mit diesen Abmessungen würde das Waffengewicht auf deutlich über 5 kg bringen.
Läufe, die leichter und präziser sind als aus Stahl, sind eine Kernkompetenz von Proof Research. Man produziert alles selbst und gibt auch Rohlinge an Büchsenmacher für Custom-Waffen ab.
Die Seele besteht aus vorgehärtetem 416er Chrom-Edelstahl, der Lauf wird dünn abgedreht und mit hochfesten Carbonfasern umwickelt, die mit Matrixharz imprägniert sind. Das Ergebnis ist ein Composite-Lauf, der gegenüber Stahl nur ein Drittel wiegt, Wärme besser ableitet und dabei toppräzise ist.
Der Lauf unserer Testwaffe endete mit dem US-Mündungsgewinde 5/8“-24 UNEF (kompatibel auch für hiesige Schalldämpfer) das von einem Ring vor Beschädigung geschützt wird.
Klassisches Repetier-System
Herzstück ist ein System aus eigener Produktion, das sich stark an Remingtons bekannte 700 anlehnt, dazu aber eigene Konstruktionsmerkmale besitzt. Das System wird in langer und kurzer Ausführung gefertigt, das der Jagdpraxis-Testwaffe in 6,5 mm Creedmore in Kurz.
Auf Kopf und Brücke der aus einem massiven Stahlblock gefertigten Hülse wird je ein Picatinny-Profil integral aus dem Vollen gefräst. Zielfernrohrmontagen sind damit einfach, kostengünstig und extrem stabil, da man ohne aufgeschraubte und verklebte Basen auskommt.
Die Kammer ist mit spiralförmigen Ausfräsungen versehen, die das Gewicht verringern. Verriegelt wird über zwei kräftige Warzen im Kopf, der Stoßboden ist zurückversetzt, sodass der Patronenrand sicher umschlossen wird.
Der Auszieher liegt neben der Verschlusswarze. Ein gefederter Druckbolzen links im Stoßboden fungiert als Ausstoßer. Eine Führungsnut im unteren Teil der rechten Verschlusswarze sorgt für weichen und ruckfreien Schlossgang – eine Klasse für sich, da ruckelt oder wackelt nichts.
Neben der Konstruktion sind dafür die extrem enge Passung und penibel polierte Flächen im Verschluss hauptverantwortlich.
Der nach hinten leicht abgewinkelte Kammergriff endet in einer eleganten Kugel mit abgeflachter Stirn, die genau in Höhe des Abzugs liegt. Auch die Form des Schlösschens entspricht der Remington 700.
Leider diente dieser Urvater auch als Vorbild für die Zweistellungssicherung, die lediglich den Abzug sperrt, auch die Kammer wird im gesicherten Zustand nicht gesperrt. Gut zu Gesicht gestanden hätte einer solchen Über-Waffe eher eine Dreistellungs-Schlagbolzensicherung, doch US-Jäger sehen das anscheinend anders.
Die Sicherung rastet sauber und lässt sich fast geräuschlos bedienen. Der Halter links an der hinteren Hülsenbrücke ist als Drucktaste ausgeführt. Der Abzug der Testwaffe in Matchqualität war auf 700 g eingestellt und löste trocken ohne spürbaren Weg aus.
Die Summit hat ein fest eingebautes Kastenmagazin für vier Patronen, das mit einem Klappdeckel schließt. Die Bodenplatte ist aus Alu, der Deckel ist perfekt eingepasst. Der Drücker zum Öffnen liegt im Abzugsbügel. Dieser ist großzügig bemessen, das Züngel liegt ganz hinten, sodass auch eine Bedienung mit Handschuhen problemlos möglich ist.
Perfekt gebetteter Lauf
Der in Handarbeit hergestellte Schaft entsteht aus einer Komposition verschiedener Fasermaterialien. Wie schon bei der Laufummantelung wird auch damit höchste Belastbarkeit bei geringem Gewicht angestrebt.
Die Testwaffe war mit einem grün schimmernden Carbonschaft mit schuppenartigem Camouflage-Finish ausgestattet. Er fühlt sich warm an und hat eine leicht raue Oberfläche, was für gute Rutschfestigkeit sorgt.
Der Rücken verläuft gerade, eine Backe fehlt, auch Fischhaut an Pistolengriff oder Vorderschaft sucht man vergeblich.
Riemenbügelbasen sind in Vorder- und Hinterschaft geschraubt, für den 61 cm-Lauf sitzt die vordere Base deutlich zu weit hinten, ihn bei einer Präzisionsbüchse an den Lauf zu schrauben wäre aber auch wenig ratsam – so wird man damit leben müssen.
Am Vorderschaft findet sich noch eine zweite Öse zur Montage eines Zweibeins. Vorbildlich ist die Systembettung – eine Waffe schießt nur wirklich präzise, wenn man ihr System spannungsfrei im Schaft bettet. Das Bett ist makellos glatt, der Lauf schwingt völlig frei – wie beim Bau von Matchbüchsen, wo es auf maximale Präzision ankommt.
Zielfernrohr und Montage
Die Büchse lieferte Importeur Reimer Johannsen ohne Zielfernrohr, wir montierten mit einer MAKuick 3 ein Swarovski 6Zi 2 - 12 x 50 direkt auf die integralen Picatinny-Schienen.
Selbstsichernde Verschlusshebel verriegeln und öffnen dabei quer zur Schussrichtung – mit Daumendruck ist das Zielfernrohr blitzschnell abnehmbar, der Hebelweg beträgt gerade mal 80 Grad.
Die MAKuick 3 hat Halbringe, ihr komplettes Unterteil mit einer Ringhälfte ist aus einem Alu-Stück gefräst. Die Funktionsteile aus vergütetem Stahl sind gehärtet und beschichtet.
Das Besondere ist die Möglichkeit, die Spannkraft der Hebel ohne Werkzeug über Klicks in 0,05 mm-Stufen zu verstellen, sodass sich die Schnellspann-Montage genau der
jeweiligen Schiene anpassen lässt.
Auf dem Schießstand
Wir haben die Summit wie üblich auf 100 m aus dem Benchrest-Gestell geschossen. Zur Verfügung standen Laborierungen von Sako (120 grs Barnes TTSX) und Hornady (129 grs SST).
Die Testwaffe knackte die angestrebte 14 mm-Marke mit der Sako sogar mit fünf Schuss, das Schussbild hatte einen Durchmesser von lediglich 13,7 mm.
Hornadys SST schoss mit 17,5 mm etwas schlechter, sollte mit drei Schuss aber auch locker die garantierten 14 mm halten. Die 6,5 mm Creedmore schoss sich aus der leichten Waffe sehr angenehm, das Repetieren fluppte wie ein Uhrwerk.
Beim Umgang mit der Büchse spürt man die aufwendige Büchsenmacherarbeit und die Funktionsteile mit Minimaltoleranzen.
Resümee
Proof Research baut mit der Summit eine hochpräzise Büchse, die perfekt funktioniert und gerade mal 2,8 kg wiegt – Traum jedes Bergjägers und eine gute Wahl für weite Schüsse in den Ebenen Afrikas auf Plains Game. Einziger Kritikpunkt ist die Sicherung, die nur auf den Abzug wirkt.
Aufmachung und Ausstattung orientieren sich am Geschmack der US-Kundschaft. Die Verarbeitung ist hochklassig und die verwendeten Materialien edel – eine High-End-Büchse für Freunde des sportlichen Jagens. All das hat mit 8.990 € allerdings auch einen stolzen Preis.