Test: Ford Edge
Edge heißt der größte SUV, den Ford auf den deutschen Markt gebracht hat. Bereits seit 2007 ist er auf US-Straßen unterwegs. Seit 2016 haben die Amerikaner den Wagen nunmehr auch in Deutschland in den Verkauf geschickt. Andreas Graf Praschma hat das US-Dickschiff mit Ecken und Kanten für uns getestet.
Kante (so die exakte Übersetzung für Edge) und Herkunft will das SUV auch nicht leugnen. Nach dem Ausstieg von General Motors bei Opel ist Ford der letzte Amerikaner mit deutschem Sitz (Köln) auf dem hiesigen Markt.
Gebaut wird der Edge in den Staaten, worauf schon seine Größe schließen lässt. Mit 1,70 m Höhe, 4,81 m Länge und 1,93 m Breite weist er beachtliche Ausmaße auf. Spätestens bei der Einfahrt in Parkhäuser älterer Bauart ist Fingerspitzengefühl gefragt, das Dickschiff schadlos durch die Etagen zu steuern.
Zu Hilfe kommt dabei allerdings die äußerst wirkungsvolle adaptive Lenkung (490 €) für müheloses Fahren jeder denkbaren Situation bis zum Einparken. Das moderne Lenksystem optimiert das Ansprechverhalten der Lenkung und passt das Übersetzungsverhältnis Lage und Tempo an – so erfordert das Rangieren weniger Lenkbewegungen.
Dass der Edge nicht nur für große Überlandtraßen jenseits des Atlantiks konzipiert wurde, machen erste Fahrtests mit dem 2,0 TDCi Bi-Turbo 4 x 4 Titanum deutlich. Das Sportfahrwerk (300 €) vermochte in allen Situationen zu überzeugen, ohne zu straff oder locker zu erscheinen – Bodenwellen wurden einfach geschluckt, die Seitenneigung in flott angegangenen Kurven war kaum zu spüren.
Der Edge Titanum folgte exakt der Spur und ließ sich in keiner Situation aus der Ruhe bringen. Der Spurt von null auf 100 km/h in wenig mehr als neun Sekunden machte Überholvorgänge zum Vergnügen, immerhin mussten die im Testwagen galopppierenden 210 Pferde satte zwei Tonnen Gewicht nach vorn bringen.
Auch auf der Autobahn bereitete der Ford Fahrvergnügen, zumal der Vortrieb auch jenseits der 100 km/h munter weiterging. Bis 200 zieht er flott durch, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 211 erreicht.
Dass der große Ami bereits ab 1.500 Umdrehungen gut Kraft entfaltet, spricht ebenfalls für ihn. Mit im Durchschnitt 7,1 l Diesel (Jagdpraxis-Testverbrauch) kann er sich durchaus sehen lassen.
In Deutschland gibt es zwei Diesel mit 180 und 210 PS, der kleinere ist mit Sechsgang-Handschaltung, die im Jagdpraxis-Test gefahrene 210 PS-Version mit einer Sechsgang-Automatik ausgestattet. Allrad ist immer Serie.
Voll ausgestatteter Groß-SUV
Auch über den Innenraum und den Platz für die Passagiere gibts nichts zu meckern. Die passgeformten Vordersitze würden sich auch als Sessel in einem schönen Salon gut machen, so bequem sind sie. Als zu weich wurden sie nicht empfunden, sie haben guten Seitenhalt, große Sitzflächen und lassen sich beliebig einstellen. Für drei Mitfahrer ist hinten ebenfalls reichlich Platz.
Dass der Edge mit einem ausgeklügelten Sound-System noch dafür sorgt, dass Motor- und Fahrgeräusche nicht zu vernehmen sind, kommt weiterem Komfort zugute. Der Platz ist wirklich üppig.
Hinzu kommen gelungene Verarbeitung, umfangreiche Sicherheitsausstattung und bei Nacht ein sehr gutes Lichtsystem. Großzügig auch die Ablagefächer für Kleinkram – in Türen, Mittelkonssole, vor dem Schalthebel, auf dem Armaturenbrett, links unterm Lenkrad und einem Brillenfach oberhalb der Frontscheibe – nahezu perfekt!
Den Edge gibt es bereits ab 41.900 €, der getestete Titanium kostet in der Grundversion 50.100 €. Darin enthalten ist allerdings eine recht umfangreiche Serienausstattung (Navigationssystem, Fahrspur- und Fahrspurhalte und Fernlichtassistent, beheizbare Frontscheibe und Scheibenwaschdüsen, Geschwindigkeitsregler mit intelligentem Geschwindigkeitsbegrenzer, LED-Tagfahrlicht, Scheinwerferassistent mit Tag/Nachtsensor und Verkehrsschild-Erkennung).
Die Vordersitze sind individuell und variabel beheizbar, vier Leichtmetallräder sind Serie.
Genügend Luft unter dem Boden
Der Amerikaner erwies sich nicht nur im normalen Straßenverkehr als ausgesprochen angenehmer und überzeugender Begleiter. Auch im Revier sollte er sich beweisen. Mit 20,3 cm Bodenfreiheit bringt er gute Voraussetzungen für Fahrten in Wald und Flur mit und meisterte selbst schweres Geläuf ohne irgendwelche Probleme.
Es machte allen Beteiligten sichtlich Spaß, das SUV über z. T. vermatschte Waldwege zu lenken, wobei er auch hier brav jeder Lenkbewegung Folge leistete. Kurzum: Der Ford Edge vermochte in allen Situationen klar zu überzeugen. Er tritt u.a. gegen Kia Sorento, Hyundai Grand Santa Fe, BMW x3, VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq an.