Lienener Mufflons bleiben

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Lienener Mufflons bleiben

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Dem Mufflonrudel zwischen Lienen und Lengerich droht nun doch kein Totalabschuss. Das hat das Landesumweltministerium NRW entschieden.

Bei dem Rudel handelt es sich um etwa 25 Tiere, die in einem etwa 2000 Hektar großen Waldgebiet zwischen Lengerich und Lienen im Kreis Steinfurt leben. Weil es seit 2015 keine Muffel-Bewirtschaftungsgebiete in NRW mehr gibt, hatte die Untere Jagdbehörde die örtliche Jägerschaft zum Totalabschuss der Tiere verpflichten wollen.

Dagegen hatte sich Anfang des Jahres Widerstand in der örtlichen Bevölkerung geregt. Dr. Hans Butterhoff, Presseobmann des Lengericher Imkervereins, hatte mit einer an das Landesumweltministerium gerichteten Onlinepetition fast 2.300 Unterschriften für den Erhalt der Wildschafe gesammelt. Darin wurde eine Rücknahme der Anordnung auf Totalabschuss durch die Kreisbehörde gefordert. Der Imker hatte vor allem an der Widersprüchlichkeit dieser behördlichen Abschussanordnung Anstoß genommen. Auch von Jägern unbestritten seien die Bestände sowohl von Reh- als auch Damwild in der Gegend hoch, die Jägerschaft habe Mühe, die Abschusspläne für beide Arten zu erfüllen. "Warum aber will man dann die eine Art entfernen, die bei den Waldschäden nicht im Vordergrund steht?", so Butterhoff gegenüber jagdpraxis.de. Zumal die Tiere sich häufig in einem für ihre Lebensraumansprüche gut geeigneten Bereich aufhalten - den beiden Kalksteinbrüchen der Dyckerhoff AG und der Calcis Lienen GmbH. Beide liegen zentral auf einem Höhenzug, der am südwestlichen Ausläufer des Teutoburger Waldes Bad Iburg mit dem Intruper Berg im Nordosten Lengerichs verbindet. Auch in der örtlichen Jägerschaft regte sich Widerstand gegen die behördliche Anordnung des Totalabschusses.

Dürfen weiterleben: Die Mufflons im Kreis Steinfurt. (Foto: M. Langthiem, pixabay) 

 

Denn zumindest ein Teil dieses Areals steht im Eigentum der Dyckerhoff AG - einem Unternehmen, dessen wirtschaftlicher Fokus nun nicht eben im Waldbau liegt. Für Dyckerhoff arbeitet auch der Leiter des Hegerings Lienen, Hartmut Grotholtmann, der im Auftrag seines Arbeitgebers etwa ein Viertel des 2000 ha großen Areals jagdlich bewirt-schaftet. Grotholtmann nahm vor allem Anstoß an der Wortwahl der Steinfurter Behörde und deren Gebaren. "Die haben uns wortwörtlich aufgefordert, den Muffelwildbestand auszurotten", empört er sich: "In Schach halten, ja, gern, aber seit wann ist das Ausrotten eines Wildvorkommens Aufgabe der Jagd?" Drei bis vier Jahre wollte die Behörde den Jägern Zeit lassen. "Für jeden nicht erledigten Abschuss wurde uns danach ein Bußgeld von 400 Euro und der Einsatz entsandter Berufsjäger angedroht", erzählt uns der Hegeringleiter am Telefon.

Doch das ist nun vom Tisch. Wegen der lokalen Begrenzung des Vorkommens will das zuständige Düsseldorfer Ministerium die Entwicklung nun im Auge behalten. Das Muffel-wild soll weiterhin bejagt werden - was Grotholtmann ohnehin bislang bereits getan haben will - aber, so es nicht überbordet, dort weiterleben dürfen. Butterhoff und seine Mitpeten-ten freut das. Der Imker hofft nun darauf, dass ein gesund fortpflanzungsfähiger Bestand dauerhaft toleriert werden wird.

Erst im April hatte das Bundesverwaltungsgericht nach jahrelangem Rechtsstreit den Totalabschuss eines isolierten Mufflonvorkommens im gut 40 Kilometer südostlich gelegenen Bielefeld untersagt, wie dieses Portal berichtete. Hier war allerdings keine Behörde, sondern die Klasing'sche Familienstiftung als forstwirtschaftliche Partie Treiber des Abschussansinnens. Und auch gegen die regte sich - neben dem juristischen Zank zwischen Behörde und Stiftung - Unmut in der Bevölkerung, der ebenfalls in einer Onlinepetition Ausdruck gefunden hatte.

Frank Martini