Test: Savage Scout Europa
Der deutsche Savage Importeur Helmut Hofmann hat eine Europa-Version der Savage Scout im Programm, die sich im Jagdpraxis-Test als handlicher und präziser Revierbegleiter zum günstigen Preis entpuppte. Von Norbert Klups.
Als Scout-Rifle bezeichnet man robuste, handliche Repetierer mit großer Magazinkapazität, auch Savage hat so ein Modell im Programm. Die US-Ausführung mit 10 Schuss-Magazin, lauflanger Picatinny-Schiene und Mündungsfeuerdämpfer entspricht dem Geschmack deutscher Jäger eher weniger.
Importeur Helmut Hofmann orderte daher bei Savage eine deutlich zivilere Europaversion mit herkömmlicher Montageschiene, bündig mit dem Schaft schließendem 4-Schuss-Magazin und ohne Mündungsbremse. Auf ein Mündungsgewinde M 17 x 1 kam bei unserer Testwaffe ein A-Tec-Schalldämpfer.
Beibehalten wurde der robuste grüne Kunststoffschaft: Die Schaftrückenerhöhung ist einfach und effektiv – eine Kunststoffschale überm Hinterschaft lässt sich mit zwei Inbus-Schrauben in der Höhe verschieben. Der 36 cm-Hinterschaft lässt sich mit zwei Zwischenlagen einfach verkürzen. An einer zweiten Riemenbügelöse vorn lässt sich ein Zweibein montieren. Die vordere Base sitzt durch den kurzen Lauf im richtigen Abstand zur Mündung. Vorderschaft und Pistolengriff haben eine angegossene Fischhaut zur Verbesserung der Griffigkeit.
Bis in den Vorderschaft läuft ein verwindungssteifes Alu-Bett, auf dem das von drei Seiten abgestützte System liegt. Durch einen zusätzlichen Ring am Laufansatz erhält das System quasi eine dreidimensionale Bettung – solch aufwendige Maßnahmen zur Präzisionsverbesserung findet man bei preisgünstigen Büchsen sonst kaum.
Bewährte Technik
Beim Verschluss lehnt sich Savage stark an Mausers 98er an und verriegelt über zwei am Verschlusskopf angefräste Warzen. Der flache Öffnungswinkel erlaubt tiefe Montagen. Auf den Hülsenbrücken findet sich serienmäßig eine durchgehende Henneberger-Weaverschiene, wer so was nicht mag, kann sie einfach durch eine zweiteilige Montage ersetzen.
Den Schlosshalter vorn im Abzugsbügel muss man gleichzeitig mit dem Abzug drücken, um die Kammer zu entnehmen. Der massive Kammerknopf lässt sich gut greifen und erlaubt schnelles Repetieren. Als zusätzliche Sicherung gegen unbeabsichtigte Schussabgabe findet sich im Drücker des einstellbaren Flintenabzugs ein kleines Züngel.
Der Abzug der Testwaffe brach bei 1.450 g und stand sehr trocken. Das Abzugsgewicht lässt sich nach Abbau des Schaftes über eine Madenschraube verstellen. Die Dreistellungs-Schiebesicherung liegt hinter dem Schlösschen auf dem Kolbenhals – in hinterster Stellung sind Abzug und Kammer blockiert, in der mittleren Position kann die Kammer geöffnet werden, ganz vorn ist die Scout feuerbereit.
Der Schieber verlangt zwar etwas Kraft, arbeitet aber bei nicht zu ruckartiger Betätigung lautlos. Die Sicherung wirkt auf Kammer und Abzug, nicht auf den Schlagbolzen.
Das herausnehmbare Magazin fasst vier Patronen, ein Schulterstopp verhindert die Beschädigung der Geschossspitzen. Es wird aus Stahlblech gefertigt, was bei heute üblichen Kunststoffmagazinen preiswerter Waffen schon auffällt. Der Auslöser vor dem Magazin ist versenkt, sodass ein versehentliches Entriegeln beim Auflegen der Büchse nicht zu befürchten ist.
Kurzer Lauf ohne Visier
Der 46 cm kurze Lauf ist mit einem Außendurchmesser von 17 mm nicht zu schlank, macht die Büchse aber sehr handlich. Sie ist nur 97,5 cm lang, wiegt aber 3,4 kg. Die Scout gibt es nur im Kaliber .308 Win., was bei so einem kurzen Lauf nur vernünftig ist. Die .308 Win. ist ideal für kurze Läufe und liefert auch daraus noch ausreichend Energie. Lauf und System sind matt gebürstet und schwarz brüniert, eine offene Visierung fehlt.
Auf die Testwaffe kam mit Weaver Ringen ein Leupold VX 3 mit 3,5 – 10facher Vergrößerung, 56 mm-Objektiv, Absehen 4 und Leuchtpunkt. Der große Turm zur Verstellung der Leuchtintensität in 8 Stufen sitzt nach links geneigt am Okular. Der schräge Turm sieht zwar etwas gewöhnungsbedürftig aus, hat in der Praxis aber durchaus Vorteile. Das Glas schaltet das Leuchtabsehen mit einem Bewegungsmelder aus, wenn die Waffe längere Zeit nicht bewegt wird.
A-Tec Schalldämpfer
Die norwegische Firma A-Tec hat langjährige Erfahrung im Schalldämpferbau, wir verwendeten einen 150 Hertz mit mittlerer Dämpferleistung von 32 db – der sog. Over-Barrel-Dämpfer umschließt teilweise den Lauf – im Gegensatz zu Dämpfern, die man einfach aufschraubt.
Zusätzlich wird die Stabilität verbessert, da sich ein Führungsring am Lauf abstützt. Größter Vorteil ist die kürzere Gesamtlänge – der 23 cm-Dämpfer wird 8 cm über den Lauf geschoben, verlängert also die Gesamtlänge um lediglich 15 cm. Mit 408 g ist der Alu-Dämpfer zudem nicht übermäßig schwer.
Eine .308 Win. macht aus Kurzläufen ordentlich Lärm – mit Dämpfer reduziert sich der Schussknall auf das Niveau einer .22 Hornet! Mit aufgesetztem Dämpfer war es völlig unproblematisch, ohne zusätzlichen Gehörschutz zu schießen. Damit schoss die Scout auch wesentlich weicher, der Rückstoß reduziert sich um gefühlte 25 bis 30 Prozent, wobei natürlich auch zusätzliche 408 g Masse eine Rolle spielen. Der A-Tec 150 Hertz kostet 369 €.
Auf dem Schießstand
Die Testwaffe wurde auf 100 m mit dem bleifreien Barnes TTSX aus dem Schießgestell geschossen – mit 130, 150 und 168 grs.-Geschossen. Die Jagdpraxis-Testwaffe erzielte mit allen dreien jagdlich brauchbare Präzision, wobei die 150 grs (9,7 g) mit 19 mm das beste Schussbild erzielten (168 grs: 22 mm / 130 grs: 26 mm).
Ohne Dämpfer war die Präzision etwas schlechter, lag aber immer unter 35 mm. Das Gewicht des Schalldämpfers wirkt sich günstig auf die Schwingungen des kurzen Laufes aus.
Resümee: Mit der „EU-Scout“ ist Helmut Hofmann die Anpassung an Bedürfnisse deutscher Jäger gut gelungen. Die Büchse ist extrem handlich, verfügt über einen guten Abzug und zeigte erstklassige Präzision. Der Schaft lässt sich auf Anschlagsgewohnheiten und Körpermaße anpassen, Mündungsgewinde und Montageschiene sind im Preis enthalten – für 1.099 € ein günstiges Angebot.