Test: Haenel Jäger 10 Supervarmint
Die Repetierer-Serie Jäger 10 des Suhler Waffenherstellers Haenel hat interessanten Zuwachs bekommen: Die Supervarmint ist mit einem verstellbaren Schaft des norwegischen Herstellers GRS ausgestattet – mit dickem Varmint-Lauf eine Kombination für weite, präzise Schüsse. Von Norbert Klups.
Haenels Jäger 10-Familie gilt als Alternative zu preiswerten US-Repetiereren. Abgestimmt auf den Geschmack deutscher Jäger wurde die Modellpalette stetig ausgebaut, derzeit stehen 11 Versionen zur Verfügung.
Der neuen Supervarmint hat man einen Schaft des Spezialisten GRS (Grodas Rifle Stocks) spendiert. Die Norweger fertigen anatomisch-innovative Schäfte aus Schichtholz, Kunststoff oder Alu mit verstellbarer Länge und Rücken. Bei manchen Modellen ist auch eine individuelle Einstellung der Kappe möglich.
Haenel wählte den Adjustabel Hunting mit Schaft aus schwarz-grauem Schichtholz. Daran lässt sich die Schaftlänge zwischen 35 und 38 cm einstellen und der Rücken um 3 cm erhöhen – ausgewogene Maße, die 95 Prozent der Anwender passen sollten.
Die Einstellung geht ganz einfach auf Knopfdruck – rechts sind zwei große Alu-Knöpfe bündig eingelassen. Der vordere entriegelt den aufgesetzten Rücken, der sich dann bis zur gewünschten Höhe ausziehen lässt und einrastet, sobald man den Knopf loslässt.
Mit dem hinteren Knopf verstellt man genauso die Schaftlänge – einfacher gehts nicht, auch im Anschlag ist das schnelle individuelle Verstellen je nach Schießposition blitzschnell erledigt. Der gut ausgeformte, in einem 6-Grad-Winkel angestellte Pistolengriff mit Fingerrillen unterstützt die natürliche Haltung der rechten Hand beim Schießen.
Dazu verfügt der Schaft über eine großzügige Daumenauflage, die das Schießen sehr entspannt gestaltet. Die Ausformung des Hinterschaftes gewährt der linken Hand bestmögliche Unterstützung des Schaftes beim Schießen. Der Pistolengriff hat einen recht großen Umfang, für kleine Hände wirds da problematisch.
GRS fräst die Schäfte aus einem Schichtholzblock von 65 Lagen Birkenholz. Das ergibt einen sehr robusten, witterungsunabhängigen Schaft, der sich auch bei Feuchtigkeit nicht verzieht. Birkenholz ist aber ziemlich faserig, was wohl der Grund ist, dass man weder am Pistolengriff noch am Vorderschaft eine Fischhaut schneidet. Die Oberfläche ist glatt und kann bei Feuchtigkeit auch ziemlich rutschig werden. Durch ihre Form liegt die Büchse aber trotzdem sicher in der Hand.
Warzen-Kammerverschluss
Der Verschluss verriegelt über sechs Warzen am Kammerkopf, angeordnet in zwei Reihen. Hinter drei großen Verriegelungswarzen vorn liegen noch drei kleinere. Auszieher und Ausstoßer sind ebenfalls am Kammerkopf angeordnet.
Der Schlosshalter (l. am System) ist eine leicht zu bedienende Drucktaste. Im gespannten Zustand ragt die Schlagbolzenmutter aus dem gut vor Staub geschützten Schlösschen, der Spannzustand lässt sich damit selbst bei Dunkelheit noch fühlen.
Der Kammerstengel schließt mit einer schwarzen 25 mm-Kunststoffkugel. Der Kammerstengel ist nach hinten gebogen, sodass das Ende griffgünstig in Abzugshöhe liegt. Der 60 Grad-Öffnungswinkel erlaubt sehr flache Zielfernrohrmontagen. Die Jäger 10 lässt sich sehr weich und schnell repetieren, die Kammer läuft verkantungsfrei im System.
Die Hülsenbrücken sind mit Gewindelöchern zur Montage versehen. Die Jagdpraxis-Testwaffe war mit einer Dentler-Basis ausgestattet (werksmäßig: Picatinny-Schiene). Mit entsprechendem Oberteil kam darauf mit 30 mm-Ringen ein Swarovski X5i 5 - 25 x 56, mit diesem Long-Range-Zielfernrohr ließ sich die Präzision bestens überprüfen.
Abzug, Sicherung und Magazin
Der Direktabzug war bei der Testwaffe auf 1.250 g eingestellt und löste trocken ohne spürbaren Weg aus. Das Abzugsgewicht lässt sich allerdings nur vom Büchsenmacher verstellen.
Das Züngel ist glatt und steht ganz hinten im Bügel – reichlich Platz selbst zur Bedienung mit Handschuhen. Die Sicherung rechts am Schlösschen sperrt im gesicherten Zustand Abzug und Kammer. Über einen kleinen Drücker vor dem Sicherungshebel lässt sich die Kammersperre bei gesperrtem Abzug aufheben.
Abzugsbügel und Magazinhalterung aus Kunststoff sind aus einem Stück gefertigt. Das Stahlblechmagazin mit Schulterstopp fasst drei Patronen. Der Magazinhalter ist vorn am Abzugsbügel angebracht, und um das Magazin zu entnehmen, muss die große Platte Richtung Laufmündung gezogen oder gedrückt werden. Unter dem Magazinhebel versteckt liegt die vordere Systemschraube.
Der Magazinwechsel geht schnell und glatt – durch das schmale obere Teil lässt sich das Magazin ohne Fummelei in den breiten Schacht führen und zentriert sich praktisch selbst.
Varmintlauf mit Mündungsgewinde
Der 56 cm-Lauf ist mit einem M 15 x 1 Gewinde zur Montage von Schalldämpfern oder Mündungsbremsen ausgestattet, eine Abdeckkappe schützt das Gewinde. Die Mündung ist sauber angesenkt. Den Lauf stellt Haenel in Suhl auf modernen Hämmermaschinen selbst her. Das Laufinnere der Testwaffe war gut poliert und ließ sich leicht reinigen. Der Lauf ist frei schwingend gelagert.
Die Büchse in .308 Win. wurde wie üblich auf 100 m aus dem Schießgestell mit Munition von RWS, Geco, Barnes, Hornady, Lapua und Federal mit Geschossen von 140 - 180 grs. geschossen. Mittelschwere Geschosse (150-168 grs.) zeigten die beste Präzision – mit Hornadys SST 165 grs. schoss die Testwaffe einen 5 Schuss-Streukreis von 13 mm (s. l. u.). Die RWS Target Elite Plus mit 168 grs. HPBT-Geschoss schoss nur unwesentlich schlechter (15 mm).
Der dicke Lauf verträgt auch größere Serien sehr gut, 10 Schuss lagen immer noch auf 25 mm zusammen. Die ohne Zielfernrohr 4.100 g schwere Büchse schießt sich sehr angenehm. Ist der Schaft auf Körper und Anschlag richtig eingestellt, lassen sich ganz entspannt selbst mehrere Schachteln Munition verschießen.
Resümee: Die Kombination von Suhler Präzisionslauf mit norwegischem Schichtholzschaft ergibt einen sehr präzisen, dazu noch handlichen Repetierer, der sich optimal verstellen lässt – mit dem Gewicht natürlich nichts für die Berge, aber spielt bei einer Varmintwaffe zur Ansitzjagd auch keine Rolle. Der Abzug ist okay, könnte aber ruhig noch 500 g leichter stehen – da dürfte sich etwas Büchsenmacherarbeit lohnen. Im Preis (1.858 €) ist die Picatinny-Schiene enthalten.