Test: BBF Heym 26
Schrot und Kugel dabei zu haben, hat bei entsprechend vorkommendem Schalen- und Niederwild unbestrittene Vorteile. Eine moderne Bockbüchsflinte mit Handspannung ist daher bis heute beliebte Revierbegleiterin. Heym bietet die Doppelbüchse Modell 26 jetzt auch als Kombinierte an. Norbert Klups hat die leichte Kombinierte für uns getestet.
Heyms 26 BBF ist nur 101 cm lang und wiegt ohne Zieloptik 2.650 g. Damit ist sie extrem führig – ideal für Pirsch und enge Kanzeln. Das Laufbündel misst nur 58 cm und die Basküle wird aus Aluminium gefertigt, das spart natürlich Gewicht.
Dazu ist der Kasten sehr zierlich – die Basküle ist ganze 9,7 cm lang und 3,4 cm breit. Die CNC-Fertigung ist offensichtlich, aber nur so lassen sich bis heute bezahlbare Waffen bauen – zumindest made in Germany.
20er Schrotlauf und Spezialmontage
Das Laufbündel ist klassisch fest verlötet und sehr schlank. Der schmale Systemkasten kann kein größeres Schrotkaliber als 20 aufnehmen, bei der Kugel ist die Auswahl dagegen reichlich.
Die beiden Läufe sind in einen Monoblock eingelassen, der Laufhaken und Auszieher aufnimmt. Vorn hat er unten einen Zapfen, der in eine Ausfräsung des Vorderschaftes greift. Dieser stützt sich dort ab, liegt also nicht an der Basküle an.
Die exakte Passung lässt sich über eine Schraube im Vorderschaft justieren. Der wird über den Schnäpper an einer angelöteten Haft befestigt. Ebenfalls angelötet ist der vordere Riemenbügel – 25 cm vor der Mündung in korrektem Abstand.
Serienmäßig ist die 26 BBF für die Heym-Multi-Schnellmontage vorbereitet: In die abgerundete Oberseite des Monoblocks sind zwei Prismen und eine Quernut gefräst – eine Art Aufkippmontage, die direkt in die Ausfräsungen greift, also keine aufgesetzten Unterteile benötigt.
Als Oberteil dient eine Schiene mit seitlichen Drehhebeln, die auf zwei Krallen wirken. Die Unterseite der Schiene greift in die Prismen, die Krallen legen sie nach Umlegen der Hebel fest. Zusätzlich greift ein Stollen an der Unterseite hinten in die Nut.
Auf der Schiene lassen sich Ringe/Unterteile für Innenschienen verschiedener Hersteller anbringen. Die Kimme – ein abgeschrägtes Hausdach mit gelber Leuchteinlage aus Fiberglas – ist in einen aufgelöteten Visiersattel, der ebenfalls über eine Sicherheitsschraube verfügt, eingeschoben und lässt sich seitlich im Schwalbenschwanz verstellen.
Das rote Kunststoffkorn sitzt auf einem blendfrei mattierten Kornsattel und lässt sich in der Höhe justieren – ein sehr guter Kontrast eines gelungenen Fluchtvisiers, das nur wenig vom Ziel verdeckt und schnelle Aufnahme erlaubt.
Doppelschloss-Handspanner
Die 26 BBF ist eine Sicherheitswaffe mit Handspannung auf dem Kolbenhals. Erst vor dem Schuss werden die Schlosse gespannt, wozu man schon etwas Kraft braucht. Der Schieber ist aber gut geformt und hat eine genügend große Fläche.
Zum Entspannen wird er noch etwas weiter vorgeschoben und kann langsam in die Endstellung zurückgelassen werden. Das ist lautlos möglich. Beim Betätigen des Verschlusshebels entspannen die Schlosse automatisch – der Schieber saust mit lautem Geräusch nach hinten.
Will man für einen Folgeschuss geräuschlos nachladen, muss man den Schieber unbedingt mit dem Daumen festhalten und langsam nach hinten gleiten lassen – etwas umständlich, aber auch ein echter Sicherheitsaspekt, denn so kann man nicht vergessen, den Schieber zurückzunehmen, wenn man nach dem Nachladen nicht mehr schießen will.
Beide Läufe werden über einen Abzug bedient, Schrot- oder Kugellauf werden über einen Druckknopf im Abzugsbügel angesteuert. Er lässt sich im Anschlag sehr gut bedienen.
Beim Umschalten nimmt man den Finger vom Abzug, um den Drücker zu bedienen, was vor unbeabsichtigter Schussabgabe schützt. Nach links gedrückt wird die Kugel ausgelöst, nach rechts der Schrotlauf. Damit man jederzeit nachschauen kann, welche Stellung welchen Lauf auslöst, ist oben auf der Wurzel des Oberhebels ein Schaubild eingraviert.
Rechts ein großer Kreis für den Schrotlauf, links ein kleiner Kreis für den Kugellauf, beide zum besseren Kontrast in Gold eingelegt – nett gemacht, aber leider ragt das Hinterteil der Montage über das Schaubild, so man es nur sieht, wenn man die Waffe schräg in eine bestimmte Position kippt. Hinten auf dem Schieber wäre die bessere Stelle gewesen.
Der Abzug der Testwaffe war vorbildlich eingestellt und löste die Kugel bei 1.350 und das Schrotschloss bei 1.850 g aus.
Schlichte Aufmachung
In der Grundversion hat die 26 BBF einen mattschwarzen Systemkasten ohne jeden Schmuck – schlicht, aber auch edel. Der Schaft aus gut gemasertem Nussbaum hat eine fein geschliffene Oberfläche und ein Ölfinish. Die Fischhaut an Pistolengriff und Vorderschaft ist scharf und sauber ausgeführt.
Der Hinterschaft mit bayrischer Backe und leichtem Schweinsrücken wird mit einer Kunststoffkappe abgeschlossen. Gummi wäre besser, denn damit lässt sich die Waffe rutschsicher abstellen und der Rückstoß dämpfen. So etwas lässt sich aber bei der Bestellung regeln (Aufpreis).
Der handfüllende Vorderschaft endet in einer kleinen Nase. Der Schaft ist zum Schuss übers ZFR geschäftet – bei Bockbüchsflinten nur vorteilhaft, denn damit wird fast ausschließlich so geschossen. Schrot kommt meist am Luderplatz zum Einsatz und da ist bei schlechtem Licht ein ZFR nur von Vorteil. Um über Kimme und Korn zu visieren, muss man den Kopf etwas herunternehmen.
Überzeugende Schussleistung mit Kugel und Schrot
Auf die Jagdpraxis-Testwaffe kam mit Heyms Multi-Schnellmontage ein Kahles Helia 5 2 - 10 x 50i. Das schlanke Zielfernrohr macht sich sehr gut auf der Waffe und erhöht das Gewicht gerade mal um 585 g.
8 x 57 IRS und 20/76 sind eine sehr universelle Kaliberwahl für Reviere, wo neben Rehen und Raubwild auch Hochwild seine Fährte zieht. Die 8 x 57 IRS hat ein angenehmes Rückstoßverhalten und schießt sich auch aus feinen Waffen problemlos – besonders mit leichteren Geschossen.
Der Trefferbild der Kugel wurde auf 100 m aus dem Schießgestell mit kaltem Lauf geschossen. Mit der bleifreien Evo Green 9,0 g von RWS lagen fünf Schuss auf 3,2 cm. Hornadys bleifreies 11,7 g-GMX schoss mit 3,4 cm kaum schlechter, produziert aber deutlich mehr Rückstoß. Der Schrotlauf wurde mit RWS Magnum 20/76 (3,2 mm/
34 g) – eine Ideal-Laborierung zur Fuchsjagd – geschossen.
Der Vollchoke-Schrotlauf schoss ausgesprochen eng – auf 35 m etwas tiefer als die Kugel, ohne Seitenabweichung. Die Schrotgarbe zeigte eine gute Deckung und brachte 84 Trefferprozente auf die 16 Felder-Scheibe, wobei die Konzentration im Innenkreis sehr hoch war. Eine ausgesprochene Weitschusspatrone, die auch auf 45 m noch sehr gute Wirkung haben dürfte.
Flintenlaufgeschosse von RWS, Brenneke und Sauvestre wurden ebenfalls probiert, den besten Streukreis (drei Schüsse/ 50 m) schoss Brennekes Super Magnum mit 5 cm. Die Treffpunktlage war allerdings 15 cm rechts und 20 cm tief zum Kugellauf.
Mit der Rottweil Exact war der Streukreis zwar 7 cm groß, deckte sich aber dafür mit dem Kugellauf, sodass diese Laborierung jagdlich vorzuziehen ist. Das Pfeilgeschoss der Sauvestre streute über 20 cm – aus dieser Waffe unbrauchbar.
Resümee
Heyms 26 BBF ist eine moderne, leichte Bockbüchsflinte, die sehr gut schießt und praxisgerecht ausgestattet ist. Durch die Handspannung ist die Waffe sehr sicher. Der Preis beginnt bei 2.500 € für die Ausführung mit schwarz eloxiertem Kasten.
Die Standardausführungen von Blaser (BBF 95) und Merkel (B 4) sind einige Hundert Euro teurer – mit einem Schloss weniger! Eine Merkel B 3 Black mit Doppel-Schloss kostet 3.500 € und auch Blaser ruft für die BBF 97 mit zwei Schlossen deutlich über 3.000 € auf. Preislich hat die 26 BBF unter Sicherheits-Bockbüchsflinten mit zwei Schlossen damit die Nase weit vorn.