Das gab es bisher nur bei hochpreisigen Repetierern, technisch entspricht die 101 Silence GTI weitgehend der Standardausführung. Verriegelt wird über sechs Warzen direkt im Lauf. Auszieher und Ausstoßer sind ebenfalls am Verschlusskopf angeordnet, wobei gleich zwei Ausstoßerstifte parallel montiert sind. Der Öffnungswinkel von 60° ermöglicht flache Zielfernrohrmontagen. Der Direktabzug wird im Werk auf 950 g eingestellt, die Schiebesicherung auf dem Kolbenhals wirkt direkt auf den Schlagbolzen. Beim Sichern greift eine Nase an der Sicherung in eine Rast der Schlagbolzenmutter, zieht sie vom Abzugsstollen weg und legt sie fest. Ein separater Kammerhebel fehlt, diese Funktion wird vom Entsperrdrücker mit übernommen. Damit lässt sich die Kammer auch im gesicherten Zustand öffnen. Gedrückt gehalten, lässt sie sich damit auch entfernen.

In das Kunststoff-Einsteckmagazin passen fünf Standard- oder vier Magnumpatronen. Soweit alles wie bei der Standardversion. Sofort ins Auge springende Unterschiede sind der dicke Lauf, der wie eine Matchwaffe anmutet und der Schichtholz-Lochschaft mit höhenverstellbarem Rücken.

Ergonomischer Lochschaft

Der braune Schichtholzschaft hat eine sauber geschnittene Fischhaut an Vorderschaft und Pistolengriff – nicht einfach herzustellen, weil Schichtholz sehr schnell ausfasert. Sauer ist es aber gelungen, eine
wirklich griffige Fischhaut hinzubekommen. Zusätzlich ist der Schaft noch mit einem höhenverstellbaren Rücken ausgestattet. Über zwei versenkt liegende Schrauben in der rechten Seite lässt sich der Rücken stufenlos in der Höhe um bis zu 30 mm verstellen und dem persönlichen Anschlag und der montierten Zieloptik anpassen – eine feine Sache für einen unverkrampften Anschlag. Das nötige Werkzeug, Sauers Mini Universal Schlüssel, findet man im Hinterschaft: Drückt man den Schnellverschluss des hinteren Riemenbügels und nimmt ihn ab, kommt der kleine Schlüssel zum Vorschein. Der steil stehende Pistolengriff ist beidseitig ballig verdickt, was den Schaft auch für Linksschützen nutzbar macht, zumal
eine Backe fehlt.

Der Durchgriff im Lochschaft ist großzügig gestaltet und ermöglicht schnelles Repetieren. Dazu muss man keinen Daumen einfädeln, sondern kann einfach durchgreifen. Am Vorderschaft sind gleich zwei Riemenbügel-Ösen eingeschraubt. Eine wie bei Normalschäften vorn in der Nase, die andere etwas weiter hinten. Daran lässt sich ein Zweibein anbringen, was bei der vorderen etwas schwierig wäre. Ein abklappbares Zweibein ermöglicht im Liegendanschlag eine hervorragende Positionierung der Waffe, ist dazu noch die Höhe verstellbar, kann man je nach Gelände die Waffe optimal in Stellung bringen.

Jäger, Sportschützen, Militär und Polizei nutzen daher dieses praktische Zubehör weltweit. Die Bettung erfolgt auch im Schichtholzschaft auf einem prismatischen Alublock. Dieser hat zwei Bohrungen, in die der Hülsenkopf mit zwei Stahlstiften gesetzt wird. Diese fangen die eigentlichen Rückstoßkräfte auf. Eine von unten eingesetzte Inbusschraube verbindet das Alulager mit dem Lauf – damit sind diese Teile fest zusammengefügt. 

Die eigentlichen Systemschrauben fixieren lediglich den Magazinschacht samt Abzugsbügel am System, Rückstoßkräfte nehmen sie keine auf – im Prinzip eine Art Doppelverschraubung. Auch wenn eine der beiden von außen sichtbaren Schrauben etwas lose ist, verändert das die Schussleistung nicht. Dafür ist nur die Verbindung von Systembett und System zuständig – ein sehr ergonomischer Schaft, der für Drückjagd wie Präzisionsschießen gleichermaßen gut geeignet ist.

Kurzer Lauf und Titanschalldämpfer

Die Silence GTI wird in den Kalibern .308 .30 - 06, 8 x 57 IS und 8,5 x 55 Blaser in Lauflängen zwischen 42 und 47 cm angeboten. Bei Integralschalldämpfern verwendet man meist sehr dünne Läufe, um das Dämpferinnenvolumen möglichst groß zu halten. Bei der Sauer ist der Mündungsdurchmesser aber 17,5 mm, was sicher der Präzision zugute kommt. Der Integraldämpfer ist an der Mündung per Gewinde befestigt und umschließt den Lauf auf 32 cm vollständig. Hinten ist eine abgedrehte Stufe, über die sich das hintere Ende des Dämpferrohrs schiebt und so zentriert.

Innen im Rohr ist ein Gummiring als Dichtung eingelegt. Das Dämpferrohr sowie das Innenleben bestehen aus Titan – sehr leicht, korrosionsbeständig und verschleißarm, für Schalldämpfer ein optimales Material.

Das Dämpferrohr ist 53,5 cm lang, sodass sich ein Überstand vor der Mündung von etwa 21 cm ergibt. Mit einem 42er-Lauf ist die Waffe dann 113 cm lang.

Die RWJ-Testwaffe in .308 Win. mit 42er Lauf wog 4,1 kg.

Laut Sauer soll der Integraldämpfer den Knall je nach Kaliber und Lauflänge um bis zu 28 dB reduzieren. Das haben wir natürlich nachgemessen.

Schussleistung und Schalldämmung

Die Testwaffe wurde mit einem Zielfernrohr Minox 2 - 10 x 50 auf Aufkippringen auf einer durchgehenden Picatinnyschiene montiert. Wir haben die Waffe zunächst aus dem Schießgestell auf 100 m geschossen. Dafür wurde RWS-Munition (9,0 g Evo Green) verwendet. Diese Laborierung schoss auf Anhieb ein 5 Schuss-Bild von 22 mm – für eine Jagdbüchse erstklassig. Die Büchse schoss sich extrem rückschlagarm, was durch das Zusammenspiel von Gewicht und Dämpfer auch zu erwarten war. Eine mit Zieloptik fünf Kilogramm schwere Büchse in .308 schießt sich schallgedämpft wie eine .222 Rem.
Um die Leistung des Integraldämpfers zu messen, kam ein Bruel & Kjaer-Schallanalysator einen Meter neben dem Ohr zum Einsatz:

• Ohne Dämpfer wurden 154,4 db gemessen, das ist wirklich laut und kann erheblichen Schaden anrichten.
• Mit aufgesetztem Integraldämpfer reduzierte sich der Schussknall auf 128,8 db und damit deutlich in dem unkritischen Bereich unter 135 db. Mehr muss ein Jagdschalldämpfer nicht bringen.

Die annoncierte Leistung von 28,5 db wird zwar nicht ganz erreicht, aber das ist immer von verwendeter Laborierung, Lauflänge und Messmethode abhängig. 25,6 db sind für das relativ geringe Innenvolumen des Dämpferrohrs (nur 31,5 mm Durchmesser) gar nicht schlecht.

Resümee: Sauers 101 Silence GTI kostet 2 620 € – für eine Waffe mit Integraldämpfer preiswert, wenn man weiß, was eine damit ausgestattete Blaser R 8, Sauer 404, Steyr Mannlicher Breeze oder Schneider Tec Target Xceed kostet. 

Mit einem Mittelklasse-Repetierer inklusive Integraldämpfer Käufer anzusprechen, die so was haben wollen, aber nicht bereit sind, dafür einen Luxusrepetierer zu erwerben, ist sicher vielversprechend. Die Sauer 101 bietet bewährte Technik, der Schichtholz-Lochschaft mit höhenverstellbarem Rücken ist robust und sehr praxisgerecht.

Hat ein Integraldämpfer überhaupt Vorteile gegenüber herkömmlicher, vorn aufgeschraubter Technik?

Die Optik ist sicher Geschmacksache, die bessere Balance und die Option, ein Drückjagdglas oder Nachtsichtvorsatz zu montieren, ohne dass ein dicker Dämpfer im Blickfeld liegt, sprechen aber für Integraldämpfer.

Autor: Norbert Klups