Getestet: Hasler Ariete Bleifrei-Geschosse

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Getestet: Hasler Ariete Bleifrei-Geschosse

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Das Deformationsgeschoss Hasler Ariete stammt aus Italien und wird in Deutschland von Blackforest Precision vertrieben. Dahinter steht der bekannte Präzisionsschütze und Schießlehrer Andreas Bach. Wir wollten wissen, ob die Geschosse mehr können, als nur präzise treffen.

Konstrukteur ist der mehrfache italienische Meister und Rekordhalter Giuseppe de Pasquale, der ein hoch­präzises Geschoss wollte, das möglichst wenig Ablagerungen im Lauf hinterlässt. Zusammen mit Freunden aus Metallurgie und Ballistik entstanden nach jahrelangem Experimentieren und Forschen Hasler-Geschosse, heute gibts die Wettkampf-Serien Sport und Long Range sowie die Jagdgeschosse Hunting, Ariete und Bull. Hunting und Ariete-Geschosse werden auch als Komplettmunition angeboten.

Das Hunting ist ein Teilzerleger, beim Ariete (Deformations-Geschoss) verspricht der Hersteller bis zu 99 % Rest­gewicht. Für den RWJ-Praxistest standen Patronen im Kaliber .30-06 mit 159 grs Geschossgewicht zur Verfügung.

Unterkalibriger Geschosskörper 

Die Geschosse werden auf CNC-Drehmaschinen hergestellt, also nicht etwa gegossen oder gepresst. Hasler strebt für jede Charge eine Maßtoleranz von unter drei Mikron an. Das unterkalibrierte Geschoss verfügt über abgerundete Führbänder, die sich ins Zug-Feld-Profil einpressen und für Geschossrotation und Drallstabilisation sorgen. Durch dieses Führbandprinzip haben die Geschosse einen geringen Einpresswiderstand, was für einen moderaten Gasdruckanstieg beim Einpressen in den Lauf sorgt und durch geringe Kontakt­flächen zum Lauf wenig Ablagerungen von Geschossmaterial in Zügen und Feldern verspricht.

Um die Präzision zu optimieren, erleichtert ein Zentrierring das perfekte koa­xiale Einführen in den Lauf. Das Kupfergeschoss hat eine axiale Hohlspitze (13 mm tief, Durchmesser: 1,8 mm). Bei 32 mm Länge reicht sie damit fast bis zur Hälfte des Geschosses. Der Hohlraum ist mit einer ballistischen Polymerspitze verschlossen, um den Luftwiderstand (BC-Wert) zu verbessern.
Der Hersteller gibt ein Gewicht von 159 grs an, die Geschosse sind aber etwas leichter – wir haben zehn Patronen delaboriert und nachgewogen, um die Toleranzen zu überprüfen: Alle Geschosse wogen 158,1 oder 158,2 grs. Damit beträgt die Abweichung lediglich ein Zehntel Grain (= 0,0065 Gramm) – beeindruckend. Im Innern der Hülsen (wohl von Norma) fanden sich 53,5 grs einbasiges Nitropulver.

Mündungsgeschwindigkeit und Präzision wurden aus zwei Waffen überprüft – eine Mauser M 03 (52 cm-Lauf) und eine Blaser R 8 (56 cm-Lauf). Der 52-er Lauf brachte eine V 0 von 825 m/s, der 56-er von 838 m/s. Auf der Packung wird die V 0 mit 880 m/s angegeben, gemessen aber wohl aus einem 60 cm-Lauf. Vor dem Schießen wurden die Läufe chemisch vollständig von Ablagerungen befreit, um ganz genau zu ermitteln, wie viele Rückstände die Hasler-Geschosse hinterlassen. Mit beiden Waffen wurden 100 m-Schussbilder aus dem Schießgestell erstellt. Die Präzision war mit 1,9 und 2,1 cm bei fünf Schuss hervorragend, zumal es sich ja um Jagdbüchsen, also keine reinen Sportgewehre handelte.

Mit der Mauser wurden anschließend 60 Patronen verfeuert – weder Treffpunktlage noch Präzision änderten sich. Danach fanden sich nur leichte Ablagerungen an den Zugkanten, schon nach drei Reinigungsdurchgängen mit Robla Solo kamen die Patches ohne Verfärbungen aus dem Lauf. Damit sind die Geschosse sehr anwenderfreundlich, oft reinigen muss man nicht.

Geschossrest

Was leistet das Geschoss ?

Zwei hintereinandergestellte Blöcke aus ballistischer Seife wurden auf 50 m Distanz geradlinig durchschlagen. Die Geschossexpansion begann nach 3 cm, nach 9,5 cm war der Maximaldurchmesser (9,8 cm) erreicht. Der ausgeliterte Inhalt der 40 cm langen Kaverne im Seifenblock betrug 1 290 cm ³. Das Geschoss wurde nach dem Durchschlag in Telefonbüchern aufgefangen, dabei rissen die Fahnen bis auf eine ab – beim harten Aufprall im Telefonbuch, also nicht in der ballistischen Seife – die abgerissenen Geschossfahnen steckten im Papier. Sie waren wie vom Hersteller gewollt aufgerollt, die Spitzen lagen am Geschosskörper an, wie an der verbleibenden Fahne gut zu sehen ist. Die Fahnen sind direkt am Geschosskörper abgerissen, man sieht gut, dass sie perfekt aufgerollt sind.

An den Abrisskanten ist das Material rau, was auf recht hohe Härte hindeutet. Am Geschosskörper finden sich Feldspuren wirklich nur in den schmalen Führungsringen, der übrige Körper kommt mit dem Laufinneren gar nicht in Berührung. Das und die Materialhärte erklärt relativ geringe Ablagerungen im Lauf. 
Im Test wurden vier Stück Wild erlegt, drei Sauen (40 –55 kg) und ein Bock. Ausschuss war stets vorhanden, alle Stücke lagen mit ordentlichen Kammertreffern am Anschuss. Übermäßige Hämatome waren nicht festzustellen, die Wund­kanäle führten geradlinig durch den Wildkörper. Wir werden die Patronen auch in der kommenden Drückjagd­saison führen und weiter berichten, falls sich dabei Außergewöhnliches zeigen sollte.

Resümee: Das Hasler Ariete ist ein vielversprechendes Bleifrei-Jagdgeschoss mit hohem Präzisionspotenzial und kontrollierter Wirkung, das wenig Reinigungsaufwand erfordert. Das Zielverhalten ähnelt stark vergleichbaren Geschossen mit gleichem Konstruktionsaufbau (z. B. RWS Hit, Barnes TSSX, Hornady GMX). Hasler hat davon folgende Laborierungen im Programm:
6,5 x 55 (108 grs), .270 Win. (122 grs), 7 x 64 (125 grs), 7 x 65 R (125 grs), .308 Win (148 o. 159 grs Rundkopf), .30–06 Spr. (148 o. 159 grs Rundkopf), .300 WM (167 grs), 8 x 57 IS (160 grs), 9,3 x 62 (203 grs), 7 mm RM (139 grs). Eine 20er-Packung .30-06 kostet 94,14 € (www.blackforest-precision.com/shop) – ein inte­ressanter neuer Hersteller, gerade auch vor dem Hintergrund der derzeitigen Munitions-Lieferengpässe.

Norbert Klups