Test: Meopta Meorange 10 x 42 HD Basic
Ferngläser mit Entfernungsmesser erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, alle großen Hersteller wie Zeiss, Leica und Swarovski haben Modelle im Programm, günstige Alternativen gibts etwa von Bushnell. Jetzt hat auch der tschechische Optik-Riese Meopta zwei Modelle im Programm, wir haben das 10 x 42 getestet. Von Norbert Klups.
Meopta ist für gute Jagdoptiken im gehobenen mittleren Preisbereich bekannt – kein High End, dafür aber auch keine High-End-Preise. Das Meorange ist aber etwas teurer, was bei dem technischen Aufwand auch nicht verwundert – die Basic-Ausführung kostet bei Importeur Frankonia immerhin 1.749 €.
Ein Leica Geovid 10 x 42 gibts schon für 1.650 € – starke Konkurrenz. In der Ausführung Advanced wird es mit 2.899 € richtig teuer, dann kommen Spielereien wie ein Ballistikrechner und Bluetooth-Verbindung mit Smartphone-App hinzu.
Doch auch die Basic-Ausführung bietet schon eine Menge – neben der reinen Messfunktion sind ein Rechenprogramm für Winkelschüsse, Thermometer, Barometer und sogar ein Kompass an Bord. Sollte für normale Anwender reichen und über 1.000 € Aufpreis sind happig.
Auf den ersten Blick ist das Meorange kaum vom normalen Fernglas zu unterscheiden. Wie gewohnt wird über einen großen Mitteltrieb fokussiert. Die Dioptrie-Verstellung sitzt am linken Okular, rechts wird die digitale Messanzeige scharf gestellt. Die Drehaugenmuscheln sind über eine dreistufige Rastung konzipiert und auch Brillenträger kommen in den Genuss des vollen Sehfeldes (110 auf 1.000 m).
Ein grüner Gummiüberzug schützt das Alu-Gehäuse und schluckt Geräusche. Das Glas ist gegen Innenbeschlag mit Stickstoff gefüllt und durch eine echte Innenfokussierung wasserdicht. Die Außenlinsen sind nanobeschichtet (MeoDrop), Wassertropfen perlen einfach ab und die Linsen lassen sich leicht reinigen. Zusätzlich ist eine Beschichtung zur Erhöhung der Kratzfestigkeit aufgebracht (MeoShield).
Mit 940 g ist das Meorange kein Leichtgewicht (Leica Geovid 10 x 42: 945 g, Zeiss Victory RF 10 x 45: 995 g).
Wenn man auf die gummiarmierte große Taste rechts oben auf dem Gehäuse drückt, erscheint das Mess-Display mit einem roten Zielkreis. Auf erneuten Druck innerhalb der nächsten drei Sekunden erscheint die gemessene Entfernung per LED-Anzeige.
Der Laser reicht bis 1 500 m, wenn das angemessene Objekt ausreichend reflektiert. Das Meorange liefert die Entfernung in Meter oder Yard, als Stromquelle dient eine 3 Volt CR 2 Batterie, die in einem wasserdichten Container unten links untergebracht ist.
Über zwei Menü-Tasten lässt sich die Grundhelligkeit des Displays einstellen und Temperatur, Luftdruck, Neigungswinkel und die um den Neigungswinkel bereinigte tatsächliche Schussdistanz anzeigen. Die letze Angabe ist bei der Jagd sicher die sinnvollste – das Meorange gibt die ballistische Entfernung zum Ziel an, die bei Winkelschüssen stets geringer ist als die gemessene Distanz.
Weitere ballistische Berechnungen sind in der Basisversion nicht möglich, so muss man den Geschossfall auf die ermittelte Schussdistanz selbst berechnen. Geht der Batterie der Saft aus, wird das durch ein blinkendes balo (batterie low) angezeigt.
Die Helligkeit des Displays passt sich automatisch der Umgebung an, abhängig von der gewählten Grundhelligkeit. Sind die Grundeinstellungen vorgenommen, ist die Bedienung sehr einfach – mehr als den Messknopf drücken, geht nicht. Danach erscheint die gemessene Distanz und ggf. in der zweiten Zeile die ausgewählte Zusatzinformation.
Bei der Transmission muss man bei einem Fernglas, das mit Elektronik vollgepackt und einen Strahlenteiler zum Auffangen des reflektierten Lasers benötigt, Abstriche machen. Dabei auch noch das letzte Quäntchen raus zu holen, ist technisch kaum machbar, zumal die Vergütung der Frontlinsen darauf abgestimmt sein muss, das Licht des Infrarotlasers passieren zu lassen.
Mit herkömmlichen Vergütungen kann man da nicht arbeiten. Zum Nachtansitz ist so eine Optik auch nicht gedacht. Trotzdem können sich die gemessenen Werte sehen lassen – die Tagtransmission lag bei 88,5 und nachts noch bei 84,0 Prozent, das reicht für ein gutes, klares Bild in der Dämmerung.
In der Praxis
Das Testglas wurde zur Bergjagd und im heimischen Revier geführt, zum Vergleich kam Konkurrenz von Swarovski und Leica zum Einsatz. Optisch ist das Meorange erstaunlich gut, seine Fluoridlinsen liefern ein scharfes, kontrastreiches, sehr helles Bild. Bei der Farbechtheit liegt es etwas zurück, aber das merkt man nur im direkten Vergleich. Selbst in der Dämmerung ließ sich noch sehr gut beobachten.
Bei der Messgenauigkeit gibts kaum Unterschiede zu den Top-Marken. Auf jagdlich relevante Distanz bis 500 m zeigten alle drei Gläser bis auf +/- 2 m die gleiche Entfernung an.
Auch bei der Präzision des Lasers auf größere Distanz waren keine Unterschiede festzustellen. Vermisst wurde lediglich eine Scanfunktion, in die Leica und Swarovski wechseln, wenn man den Messknopf gedrückt hält – praktisch bei ziehendem Wild oder schwierigen Mess-Situationen.
Schwenkt man leicht, erhält man ziemlich schnell eine Messung, sollte aber darauf achten, nicht ein deutlich vor oder hinter dem gewünschten Objekt befindliches Ziel zu erfassen.
Im Vorteil ist das Meorange in puncto Schnelligkeit der Messung – die Angabe erscheint deutlich eher im Display als bei Leica oder Swarovski, die tschechischen Entwickler haben ihre Hausaufgaben gut gelöst ...
Resümee
Eine sehr gute Optik ist mit einem schnellen und präzise arbeitenden Laser-Entfernungsmesser verbunden. Das Meorange liegt ausgewogen in der Hand, die große Mess-Taste ist auch mit einer Hand gut erreichbar (außer bei Linkshändern).
Gimmicks wie Temperatur und Luftdruck sind zur präzisen Berechnung der Treffpunktkorrektur eher für den Long-Range-Sniper wichtig, auf jagdliche Distanz spielen sie keine so große Rolle. Ob man einen Kompass braucht, ist im Zeitalter von GPS-Navigation eher fraglich.
Die tatsächliche Distanz bei Winkelschüssen ist dagegen besonders für Bergjäger von großer Bedeutung. Seinen Haltepunkt muss man sich selbst ausrechnen, wer mehr will, muss zum teuren Advanced mit Ballistikrechner greifen. 1.749 € für das Basic sind attraktiv.