Test: Leica Geovid 8 x 56 HD-B 3000

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Test: Leica Geovid 8 x 56 HD-B 3000

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Leica hat sein Flaggschiff der umfangreichen Palette von Ferngläsern mit Entfernungsmesser – das 8 x 56 HD-B – überarbeitet. Die neue Version hat eine größere Reichweite und ein neues Display. Wir haben Leicas neueste Banane getestet. Von Norbert Klups.

Nichts ist so gut, als dass man es nicht noch verbessern kann. Das alte 8 x 56 HD-B hatte schon eine sehr gute Optik und eine Ausstattung, die nichts zu wünschen übrig ließ. Beim HD-B 3000 wurde noch eine Schippe draufgelegt.

Das integrierte Ballistikprogramm zeigt nach der Distanzmessung die notwendige Haltepunktkorrektur unter Berücksichtigung von Umweltbedingungen wie Temperatur und Luftdruck an und nimmt auch eine eventuell notwendige Winkelschusskorrektur vor, wenn man bergauf oder bergab schießt.

Die Haltepunktkorrektur wird dann in Zentimeter angegeben – praktisch für Zielfernrohre mit herkömmlichem Jagd­absehen. Verfügt die Zieloptik über eine  Absehenschnellverstellung, kann man sich die Treffpunktkorrektur auch in Anzahl der Klicks anzeigen lassen, wobei der Verstellwert eines Klicks vorwählbar ist – genau wie die gewünschte Fleckschuss­entfernung (100 m, 200 m oder GEE).

Leica Geovid Bedientasten
Erhabene Taste (l.) für die Messung, vertiefte (r.) für die Modus-Wahl.

 

Füttert man den Ballistikcomputer mit den korrekten Daten, stehen einem perfekten Treffer eigentlich nur noch Wind oder das eigene Können im Wege. Die Übertragung erfolgt mit einer Micro SD-Karte, alle relevanten Daten werden zunächst auf der Leica-Website online eingegeben und vom dort installierten Ballistikprogramm verarbeitet.

Danach werden sie auf die Micro-SD Karte gespeichert. Steckt man diese dann ins Geovid, werden die Daten importiert. Die Entfernungsmessung kann nach dem Einlesen der Daten ohne weitere Programmierschritte sofort gestartet werden, das Leica rechnet jetzt mit den individuellen Werten.

Einmal eingerichtet ist die Handhabung ganz einfach – nur den Button zur Entfernungsmessung drücken und im Display erscheinen alle gewünschten Daten. Das Display wurde  völlig überarbeitet, um die Anzeige besser lesbar und übersichtlicher zu gestalten.

Das neue LED-Display bildet gestochen scharf ab und passt sich den Lichtbedingungen deutlich besser an als die alte Ausführung. Völlig neu ist auch die Laser-Einheit. Konnte mit dem alten Geovid bis 1.825 m gemessen werden, hat das HD-B 3000 eine Reichweite von 3 000 Yard (2.740 m).

Leica Geovid Laser
Der Laser ist in der vorderen Hülsenbrücke untergebracht.

 

Unter 10 m greift eine Nahbereichs­unterdrückung, damit man auch aus der Deckung heraus messen kann, ohne dass Äste oder Strauchwerk das Ergebnis beeinflussen. Ballistische Ausgabewerte werden bis zu einer Messentfernung von 1.100 m angegeben. Bei der Vorgängerversion war bei 800 m Schluss. Für Jäger nicht so interessant, Long-Range-Schützen schätzen das dagegen sehr.

Neu ist auch, dass die Entfernung bis 182 m in Dezimalschritten angegeben wird. Klingt zunächst unglaublich und wir haben es ausprobiert. Drei Scheiben, die auf dem 100 m-Stand versetzt zueinander mit je 20 cm mehr Distanz aufgestellt wurden, maß das neue Geovid präzise an. Das Display zeigte 100, 100,2 und 100,4 m an, bringt bei Jagd natürlich nicht viel, zeigt aber die Messgenauigkeit. Beeindruckend ist auch der schelle Scanmodus – alle 0,5 Sekunden wird die aktuelle Entfernung angegeben.

Optisch braucht sich das Fernglas mit eingebautem Laserentfernungsmesser vor einem reinen Beobachtungsglas nicht zu verstecken – im Optik-Labor wurde eine Tagtransmission von 90,7 und ein Nachtwert von 89,8 Prozent gemessen.

Damit gelang es den Leica-Ingenieuren erneut, ein Fernglas mit Messtechnik auszustatten, ohne spürbare Lichtverluste in Kauf nehmen zu müssen. Gerade bei einem 8 x 56 ist das besonders wichtig, denn wer ein lichtstarkes, schweres Fernglas führt, will auch maximale Transmissionsleistung.

Leica Geovid "Bananen-Form"
Die Bananenform ist das Markenzeichen der neuen Geovid-Generation.

 

Für diese Meister­leistung verantwortlich ist die ungewöhn­liche Bananen-Form des Gehäuses (patentgeschützt), die spürbare Lichtverluste durch den Strahlenteiler verhindert – eine innovative Lösung, die andere Top-Hersteller nicht hinkriegten.

Im Revier
Das 1.200 g schwere Fernglas liegt satt in der Hand, die leicht gebogene Form bringt eine angenehme Handlage. Beim Nachtansitz beeindruckten die Helligkeit und das gestochen klare Bild. Auch bei Dunkelheit liefert das neue LED-Display eine angenehme Ausgabe und überstrahlt nicht.

Auch Streulichtabschottung und das Verhalten bei Gegenlicht scheinen verbessert worden zu sein – Vollmond schräg von vorn brachte kaum spürbare Beeinträchtigungen.
Das Entfernungsmessen mit diesem High-End-Gerät ist eine reine Freude, Fehlmessungen gibts kaum, der starke Laser liefert zuverlässig die Distanz zum angemessenen Objekt und kurz danach erscheinen im Display die ballistischen Werte.

Leica Geovid Augenmuscheln
Die Drehaugenmuscheln sind in sieben Stufen rastbar.

 

Durch Drücken der Mode-Taste lassen sich jederzeit Temperatur und Luftdruck abrufen. Bei Ansitzen ohne Anblick ist das Geovid ein angenehmer Unterhalter und bringt etwas Abwechslung in den Jagdalltag.

Resümee
Das neue Geovid hat eine größere Reichweite und ein deutlich besseres Display. Die Angabe der Distanz in Dezimalschritten zeigt das Können der Leica-Ingenieure, bringt aber bei der Jagd kaum Vorteile, allenfalls Bogenschützen könnten daran Interesse haben.

Verbesserungen kosten meist, auch in diesem Fall – das Geovid HD-B 3000 kostet mit 3.300 € aber nur ganze 10 € mehr als der Vorgänger. Dafür bekommt man eine ganze Menge mehr. Es geht aber auch etwas günstiger: Das HD-R 2700 misst nur bis 2.550 m und hat keinen SD-Karten-Schacht für eigene ballistische Daten. Dafür ist es mit 2.900 € spürbar günstiger.

Leica Geovid Technische Daten