Test: Dentler-Zielfernrohrmontage

Lesezeit
6 minutes
Bisher gelesen

Test: Dentler-Zielfernrohrmontage

Erstellt in
Kommentare

Am Zielfernrohr zu sparen, zahlt sich meist nicht aus. Die meisten Jäger jagen nicht nur mit einem Gewehr, auf jeder Waffe natürlich eine eigene, kostspielige Zieloptik. Da drängt sich der Gedanke auf, ob es nicht möglich wäre, ein Zielfernrohr auf mehreren Waffen zu nutzen. Genau das verspricht die innovative Dentler-Zielfernrohrmontage.
Jagdpraxis.de wollte wissen, ob das funktioniert. Von Norbert Klups.

Jeder Kugellauf hat ein individuelles Schwingungsverhalten, das für die Treffpunktlage und Präzision daraus verfeuerter Geschosse verantwortlich ist. Selbst zwei gleiche Waffenmodelle im  gleichen Kaliber schießen mit Patronen aus einem Los nicht auf den gleichen Fleck, wenn man ein Zielfernrohr auf beiden Waffen verwenden würde.

Will man ein Zielfernrohr für zwei Waffen verwenden, muss in der Regel immer das Absehen des Zielfernrohrs verstellt werden. Bei modernen, hochwertigen Zieloptiken kann man das durchaus machen, wenn man sich die entsprechenden Klicks für Höhe und Seite merkt oder Markierungen an den Verstell­türmen anbringt. Die Gefahr, dabei mal was zu verwechseln, ist aber sehr groß, man sollte schon sehr sorgfältig vor­gehen, um Fehlschüsse oder Nachsuchen zu vermeiden – sicher nicht ideal.

Dieses Problem will Dentlers Vario-Montage lösen: Die auf der Waffe montierte Grundplatte hat eine eigene Verstell­einrichtung für Höhe und Seite, mit der sich die Treffpunktlage an der Montage verändern lässt. Am Zielfernrohr selbst muss also nichts verstellt werden. Einmal eingeschossen, kann so ein Zielfernrohr auf mehreren Waffen benutzt werden. Da die Grundplatte auf der jeweiligen Waffe verbleibt und am Zielfernrohr nichts verstellt wird, scheiden Fehlbedienungen aus.

Das Dentler-Montagesystem
Dentler hat zwei Grundplatten im Programm – Basis und Vario (mit Verstelleinrichtung). Die preisgünstigere Basis wird verwendet, wenn kein Zielfernrohrwechsel geplant ist und kommt bei der Grundwaffe zum Einsatz. Dabei wird die Treffpunktlage herkömmlich am Zielfernrohr eingestellt.

Grundsätzlich besteht das Dentler-System aus zwei Schienen, die man über einen Verschluss miteinander verbindet. Die untere Schiene wird je nach Waffenmodell verschraubt oder geklemmt. Sie verbleibt immer auf der Büchse wie jedes andere Montageunterteil auch.

Auf der oberen Schiene wird das Zielfernrohr mit Oberteilen für gängige Innenschienen und Ringgrößen befestigt. Beim Zusammensetzen ergibt sich eine formschlüssige Einheit fast wie aus einem Guss.

In der Oberschiene greifen zwei Querstollen formschlüssig und passgenau in Ausnehmungen der Unterschiene. Der vordere Stollen liegt nach dem Klemmen vorne an, der hintere übernimmt die seitliche Ausrichtung. Die Verriegelung erfolgt durch Drehen des seitlichen Klemm­hebels an der unteren Schiene um 180 °. Dabei tritt eine Welle in die Ausfräsung des mittigen Verriegelungsstücks am Oberteil – und die Montageschiene wird automatisch in alle Achsen zentriert. Dadurch hat sie immer wieder dieselbe Positionierung.

Dentler-Montage Ober- und Unterteil
Die mittige Welle des Oberteils verriegelt in der Bohrung des Unterteils über den Klemmhebel. Die beiden Stege greifen in die Ausfräsungen – der vordere nimmt die Rückstoßkräfte auf, der hintere sorgt für immer gleiche Positionierung des Oberteils.

 

Soll das Zielfernrohr lediglich auf einer Waffe verwendet werden, reicht die Basis­version. Die Grundschiene aus hochvergütetem Werkzeugstahl wird durch eine Oberflächenbehandlung (plasmanitriert) beständig vor Korrosion geschützt.

Die Vario kommt nur ins Spiel, wenn dasselbe Zielfernrohr auch auf weiteren Waffen benutzt werden soll: Zunächst wird die Grundwaffe mit der Basismontage ganz normal über die Verstelleinrichtung der Zieloptik eingeschossen, dann kommt das Zielfernrohr auf die Waffe mit dem Vario-Unterteil. An der zweiten Waffe wird die Treffpunktlage am Montageteil verstellt. Anschließend lässt sich das ZFR ohne weitere Verstellung wechselweise auf beiden Büchsen benutzen.

Das klingt zu schön, um wahr zu sein – daher haben wir das ganze System ausgiebig getestet.

Im Test
Für den Test kam auf einen Helix-Repetierer (.300 WM) und eine Blaser R 8 (.338 BM) ein Leica Magnus 2,4 - 16 x 56. Um die Belastung des Systems in den oberen Bereich zu bringen, wurden absichtlich rückstoßstarke Kaliber und ein ZFR mit hohem Eigengewicht gewählt. So lassen sich Robustheit und Wiederkehrgenauigkeit bestens beurteilen. Die Helix wurde mit der Basis-Schiene ausgestattet, auf die R 8 kam das Vario-Unterteil.

Dentler-Montage Helix mit Leica
Helix mit montiertem Leica auf Basisschiene. Die Grundwaffe ­wurde über die Verstellung des Zielfernrohres eingeschossen.

 

Auf die Helix kam zusätzlich noch ein Swarovski Z8i 1 - 8 x 24, um den wechselweisen Einsatz von zwei Zieloptiken auf einer Waffe zu überprüfen. Beide Zielfernrohre verfügten über Innenschienen, was die Montage sehr einfach macht.

Überhaupt ist es selbst für technisch unbegabte Jäger kein Problem, moderne Büchsen mit einer Dentler-Montage auszustatten. In unserem Fall muss bei beiden Waffen lediglich das Unterteil aufgesetzt und mit den seitlichen Klemmschrauben befestigt werden. Es empfiehlt sich, die Schrauben zu sichern (mittelfest reicht), denn das Unterteil bleibt ja auf der Waffe und man beugt so eventuellem Losrappeln nach vielen Schüssen vor.

Die Oberteile waren ebenso schnell an den Innenschienen der Zieloptiken angebracht, der individuell passende Augenabstand lässt sich durch Verschieben komfortabel einstellen.

Zum Abschluss muss nur noch die Kraft des Klemmhebels justiert werden, indem man den zentralen Verriegelungszapfen rein (schwerer) oder raus (leichter) dreht. Richtig eingestellt lässt er sich angenehm mit etwas Kraft um 180 Grad drehen. Am Ende rastet er selbsttätig ein und wird durch eine kleine, federbelastete Kugel zusätzlich gesichert.

Die Helix wurde ganz normal eingeschossen und beide Zieloptiken über ihre Verstelleinrichtungen auf Fleckschuss gebracht. Dann wurde zunächst die Wieder­kehrgenauigkeit des Systems mit 5-Schuss-Bildern überprüft, ohne das Zielfernrohr abzunehmen. Anschließend wurde nach jedem Schuss das Glas abgenommen und wieder aufgesetzt.

Diesen Test überstand das Montagesystem mit Bravour. Die Basis erwies sich als extrem schussfest und wiederkehrgenau. Zwischen den beiden Schussbildern war kein nennenswerter Unterschied festzustellen. Auch wenn wechselweise das Drückjagdglas oder das schwere Leica montiert wurden, veränderte sich nichts – als normale Montage ist das Dentler-System also schon mal erstklassig und empfehlenswert. Bis dahin aber noch nichts Spekta­kuläres, das können EAW-, MAK-, Recknagel- oder Sattelmontagen auch.

Vario – justieren über die Zielfernrohr-Montage
Interessant wurde es, als das auf der Helix eingeschossene Leica Zielfernrohr mit dem Vario-Unterteil auf die R 8 gesetzt wurde. Auf der 100-m-Bahn schoss die Blaser mit dem unverstellten Zielfernrohr der Helix ein sehr gutes Schussbild – aber 15 cm tiefer und 12 cm rechts.

Dentler-Montage Blaser R8 mit Leica
Dasselbe Zielfernohr hier auf der Blaser R 8, als Basis hier die Vario mit eigener Verstelleinrichtung.

 

Die Vario-Montage besteht aus einem Unter- und einem Oberteil. Das untere Teil wird wie die Basismontage mit zwei Klemmbacken auf der Waffe fixiert. Darauf kommt das Oberteil mit Klemmhebel und Ausfräsungen, das Auf- und Abnehmen des Zielfernrohres geschieht wie bei der Basismontage. Der Klemmhebel lässt sich auch genauso einstellen.

Der Unterschied liegt in der Supportverstellung, mit der sich das Oberteil auf dem Unterteil höhen- und seitenverstellbar justieren lässt. So etwas ist nicht neu – alle Suhler-Einhakmontagen und viele Schwenkmontagen nutzen diese Technik – mit der sich allerdings nur die seitliche Abweichung verstellen lässt.

Die Vario-Montage verfügt zusätzlich über eine Höhenverstellung, mit der sich die Treffpunktlage verändern lässt, ohne das Absehen des ZFR selbst zu verstellen.
Ausgleichen lassen sich auf 100 m seitlich etwa 1,5 m und in der Höhe 50 cm nach unten und 2 m nach oben – das sollte in den meisten Fällen reichen.

So wirds gemacht
Ganz so einfach wie die Klickverstellung an ZF-Türmen ist das natürlich nicht und erfordert etwas Fingerspitzengefühl, die Vario baut zudem etwa 2,5 mm höher als die Basis-Montage. Wir haben zunächst die Seitenabweichung ausgeglichen:

Um den 12-cm-Rechtsschuss zu korrigieren, löst man die rechte Justierschraube und zieht die linke Justierschraube an. Das Oberteil samt Zielfernrohr bewegt sich so zur Seite. Dann muss die rechte Schraube wieder angezogen werden, um beide Schrauben zu blockieren. Zwei Kontrollschüsse zeigten, dass die Waffe immer noch 6 cm rechts schoss. Also wieder die rechte Schraube lösen und die Linke weiter eindrehen. Die nächsten beiden Schüsse zeigten, dass es etwas zu viel des Guten war, jetzt lagen die Treffer etwa 3 cm links. Nachdem die linke Justierschraube einen Hauch zurückgedreht war, stimmte die Treffpunktlage in der Seite perfekt. Die rechte Schraube wurde mit etwa 4 NM angezogen (etwa handfest).

Dentler-Montage Seitenverstellung
Seitlich verstellt wird vorn über die Supportschrauben.

Die Justierung der Höhenkorrektur erfolgt über eine Exzenter-Schraube:

- dazu löst man zunächst eine Sicherungsschraube,

- um den Tiefschuss auszugleichen, dreht man die Exzenter-Schraube gegen den Uhrzeigersinn.

Dentler-Montage Höhenverstellung
In der Höhe verstellt man hinten über eine Exenter-Schraube.

 

Nach der ersten, etwas zaghaften Korrektur lagen die Treffer noch knapp 5 cm zu tief. Für einen Hochschuss von etwa 4 cm wurde etwas mehr verstellt und die Treffpunktlage änderte sich auf Anhieb auf die gewünschten 4 cm plus. Nach dem Anziehen der Sicherungsschraube ist die Waffe jetzt perfekt eingeschossen. Der Rückwechsel des Zielfernrohres auf die Helix zeigte keine Veränderung der Treffpunktlage auf dieser Büchse, an Zielfernrohr und Montageoberteil wurde ja auch nichts verändert. Das Zielfernrohr kann damit ohne weitere Verstellung auf beiden Büchsen verwendet werden.

Resümee: Der Jagdpraxis-Test hat gezeigt, dass die Sache funktioniert. Mit der Vario-Montage lassen sich Zielfernrohre auf mehreren Waffen verwenden, ohne das ZFR selbst zu verstellen. Es wäre ohne weiteres möglich, auch noch eine dritte Waffe mit einer Vario-Schiene auszustatten und das Zielfernohr auch darauf zu führen. Dadurch lässt sich viel Geld sparen. Die Basis-Grundschiene kostet 109 €, die Vario 399 € und Oberteile für Innenschiene oder Ringe 250 €. Eine komplette Basismontage kommt damit auf 359 €, was im Bereich herkömmlicher Schwenkmontagen liegt.

Für 290 € mehr (= Unterschied zwischen Basis und Vario) braucht man für den Einsatz auf einer weiteren Waffe dann lediglich eine zusätzliche Vario-Schiene – moderne Zielfernrohre kosten heute schnell das Zehnfache davon! Durch ihre einteilige Stahlbasis ist die Dentler-Montage sehr robust und erwies sich im Test als wiederkehrgenau.

Nicht vergessen – bei Laborierungswechsel oder einem neuen Los Munition muss man nach Korrektur der Treffpunkt­lage am Zielfernrohr natürlich auch immer die mit dem Vario-Unterteil ausgestattete Zweitwaffe erneut einschießen. Grundschienen sind für über 70 Waffen­modelle erhältlich, bei den Oberteilen alle Innenschienen-Systeme und Ringgrößen, auch Spezialoberteile für Rotpunkt­visiere.