Optimierter Primus

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Leica stellte 2018 ein neues Mini-Rotpunktvisier mit asphärischer Linse vor, das mit hervorragender Abbildungsqualität punkten konnte. Fünf Jahre später kommt mit dem Tempus 2 eine weiterentwickelte Version heraus, wir haben es getestet. 

Die Besonderheit des Tempus ist seine asphärische Linse – durch eine weitgehend frei formbare Fläche lassen sich Abbildungsfehler vermeiden bzw. stark vermindern, die bei herkömmlichen (sphärischen) Linsen unvermeidlich sind. In Foto-Objektiven werden solche Linsen oft eingesetzt, nur damit lassen sich kompakte Zoom-Objektive bauen. Auch bei Zielfernrohren findet man sie schon, bei Mini-Rotpunktvisieren übernahm Leica die Vorreiterrolle.

Extrem robust

An den Abmessungen des Tempus 2 gibt es nur minimal Änderungen – es ist einen halben Millimeter breiter und höher und das Gewicht stieg um gerade mal 3 g. Diese minimalen Änderungen resultieren aus der ersten wichtigen Verbesserung – das Gehäuse wurde verstärkt und ist noch robuster gegenüber Schlag- und Rückstoßkräften.

Es hält laut Hersteller Belastungen bis 1000 G stand und sollte also auch mit Großwildbüchsen und starken Magnumkalibern keine Probleme haben.

Die minimalen Änderungen haben keine Auswirkung auf die Montageplattformen – Grundplatte und Bohrungsabstände der Befestigungsschrauben blieben gleich, sodass gängige Montagen (EAW, Recknagel, MAK, Henneberger u. a.) passen.

2,5 MOA-Leuchtpunkt

Bei der alten Version konnte man zwischen einem 2,0 und einem 3,0 MOA-Leuchtpunkt wählen. Das Tempus 2 hat nur noch einen Durchmesser – mit 2,5 MOA genau dazwischen. Dieser Hersteller-Vorteil bei Fertigung und Logistik hat keine großen Nachteile – ein halbes MOA mehr oder weniger ist kaum sichtbar.

Die Leuchtpunkt-Helligkeit wird nicht über eine Fotodiode gesteuert, die sich an der Umgebungshelligkeit orientiert, sondern lässt sich über eine große Wippe an der linken Gehäuseseite (Plus/Minus) in 12 Helligkeitsstufen manuell verstellen. Diese Tasten sind etwas erhöht und lassen sich intuitiv finden.

Zum Einschalten kann beliebig Plus oder Minus gedrückt werden, zum Ausschalten wird eine Taste gedrückt gehalten. Die zuletzt gewählte Stufe wird gespeichert – nach dem Einschalten leuchtet die LED darin auf. Selbst eine automatische Abschaltung nach vier Stunden ist vorhanden, zusätzlich versetzt ein Bewegungs-Sensor das Visier nach drei Minuten Ruhe in den Schlafmodus – und schaltet sofort wieder ein, wenn es bewegt wird.

Neue Elektronik

Über die Batterie muss man sich keine großen Gedanken machen, denn durch einen neuen Hauptprozessor und eine LED der letzten Generation wurde der Stromverbrauch so weit gesenkt, dass man mit einer CR 2032 Batterie eine Laufzeit von 3000 Stunden erreicht. Die Helligkeit des Leuchtpunkts ist immer gleichmäßig, unabhängig vom Ladezustand der Batterie.

Der Wechsel ist einfach: die Batterie ist in einer kleinen Schublade an der rechten Geräteseite untergebracht. Leica garantiert eine Dichtigkeit bis 10 Minuten bei 1 m Wassertiefe, über Schauer muss man sich da keine Gedanken machen. Als Zubehör wird eine Kunststoff-Schutzhülle gegen Regen und Schnee mitgeliefert. Sie lässt sich einfach aufstecken und schützt die Frontlinse. Durch einen Ausschnitt links lässt sich die Helligkeitsregelung auch bei aufgesetzter Hülle bedienen.

Höhen- und Seitenkorrektur mit Klick-Verstellung

An der Einstellung der Treffpunktlage hat sich nichts geändert. Die Verstellschraube zur Höhe befindet sich oben am hinteren Gehäuseende, die Seiten-Schraube rechts hinten. Beide sind mit Richtungsangabe eindeutig gekennzeichnet und verfügen über eine komfortable Klick-Rastung wie bei einem Zielfernrohr – ein Klick ändert die Treffpunktlage auf 100 m um 1,1 MOA (3,2 cm). Das erscheint nur auf den ersten Blick etwas grob, denn Rotpunktvisiere schießt man ja in der Regel auf 50 m ein – und da ist dann ein Klick nur noch 1,6 cm.

Durch die Klickverstellung ist das Justieren sehr einfach und wiederholgenau. Die Sicherungsschraube, die man beim Vorgänger zur Höhen- und Seitenverstellung erst lösen musste, wurde überflüssig. Die neue Verstellung ist unempfindlich gegenüber unbeabsichtigtem Verstellen.

Zur Verstellung liegt dem Visier ein 1,5-mm-Inbus-Schlüssel bei. Der Gesamtverstellbereich (Seite/Höhe) liegt bei je 100 MOA (etwa 1,5 m) auf 50 m.

Komfortabler Batteriewechsel

Die Batterie liegt an der rechten Gehäuseseite in einem praktischen Schubfach. Es schließt bündig und hat oben einen Schlitz. Dem Tempus liegt ein gebogener Haken zum Öffnen bei, ein schmaler Schraubendreher oder eine Messerspitze tun es aber auch (kann allerdings Kratzer geben).

Auf dem Stand und im Kino

Leicas neues Minivisier kam mit einer Henneberger-Sattelmontage auf eine Blaser R 8 (8 x 57 IS), das Einschießen auf 50 m Fleck war kein großer Aufwand. Der Leuchtpunkt deckt auf 50 m ganze 3,6 cm – so lassen sich auch kleine Ziele sicher anvisieren. Im Schießkino erwies sich die individuelle Einstellung der Helligkeit als Vorteil. Der rote Punkt lässt sich so genau einstellen, dass er sofort ins Auge springt, aber das Bild nicht überstrahlt.

Der schmale Rand des großzügigen Sichtfensters fällt kaum auf, die Abbildungsqualität der asphärischen Frontlinse ist wie schon beim Vorgänger überragend. Das Bild ist extrem scharf und farbecht, der rote Zielpunkt ist kreisrund und scharf abgegrenzt.

Resümee: Leicas Tempus 2 besticht mit einigen sinnvollen Verbesserungen, die sich in der Praxis bemerkbar machen. Bei nur minimal größeren Abmessungen ist das Visier robuster, die Batterie hält länger. Die neue Plus-Minus Taste ist fühlbar, beim Einschießen muss keine Sicherungsschraube zum Verstellen gelöst werden.

Das Beste – der Preis gegenüber dem alten Modell wurde gehalten: auch das Tempus 2 kostet 595 €, für 650 € gibt es im Paket eine Picatinny-Montage des renommierten Herstellers EAW.

Autor: Norbert Klups