Einfacher und besser

Lesezeit
5 minutes
Bisher gelesen

Einfacher und besser

Erstellt in
Kommentare

Das Modell 404 galt als Flaggschiff unter den Sauer-Repetierern. Die neue 505 basiert zwar grundsätzlich darauf, kostet aber weniger. Wir wollten wissen, ob die Neue die „bessere 404“ ist.

Beim Design, das noch auf die alte 202 zurückgeht, hat man nicht viel geändert –zweiteiliger Schaft, weitgehend geschlossenes System mit durchgehender Hülsenbrücke. Gespannt wird auch die 505 erst unmittelbar vor dem Schuss über einen Schieber an der Rückseite des Schlösschens. Fand sich dort bei der 404 ein Druckknopf gegen unbeabsichtigte Betätigung und zum Entspannen, bietet die 505 unter dem Spannschieber eine Taste, die erst sichtbar wird, wenn man spannt. Zum Entspannen wird die Taste gedrückt und der Spannschieber gleitet zurück.
Eine Sicherung gegen unbeabsichtigtes Entspannen gibts also nicht mehr, diese Gefahr dürfte aber auch sehr gering sein ... und findet sich auch bei kaum einem anderen Repetierer mit Handspannung. Die 505 hat im Gegensatz zur 404 einen einteiligen Schlagbolzen, wodurch sich der Spannweg (den man den Schieber nach vorn drücken muss) zwar etwas verlängert, dafür aber weniger Daumendruck erfordert. Der neue Schieber ist dadurch wesentlich komfortabler und leichter zu bedienen. Solange er sich in der oberen Position befindet, spannt der Repetiervorgang die Büchse automatisch.
Im Inneren kommt eine automatische Schlagbolzen-Sicherung hinzu, die ein Abfeuern verhindert, solange die Waffe nicht vollständig verriegelt ist.
Um die 505 (etwa zum Laden u. Entladen) im entspannten Zustand zu öffnen, genügt es, den Schieber 2 mm nach vorn zu schieben u. gleichzeitig die Kammer zu entriegeln.
Die nächste Änderung betrifft die Kammer: Sie verriegelt zwar nach wie vor mit sechs Warzen direkt im Lauf, ist aber jetzt einteilig. Der Verschlusskopf lässt sich nicht mehr wechseln, wodurch man beim Kaliberwechsel auf eine andere Gruppe (Hülsenboden-Durchmesser) eine komplett neue Kammer braucht – im Gegensatz zu 350 € (404), sind dafür jetzt 719 € fällig. Da drängt sich reflexartig der Verdacht auf, das habe Sauer also gemacht, um beim Kaliberwechsel mehr zu verdienen – der Grund liegt aber in der Technik: Man merkt sofort den Unterschied, wenn man den Verschluss der 505 öffnet und im Vergleich dazu den einer 404. Der neue Verschluss läuft wesentlich geschmeidiger und ruckfreier. Durch die einteilige Bauweise können die Fertigungstoleranzen geringer gehalten werden. Verfügte die 404 zum waagerechten Hülsenauswurf gleich über zwei Ausstoßer, geht man bei der 505 wieder auf den üblichen einen zurück.
Der Kammergriff endet in einer griffigen Kugel in Abzugshöhe – optimal zum schnellen Repetieren. Beim Verschluss hat damit die 505 schon mal die Nase vorn. Die Kammer der 505 in eine 404 zu setzen (o. umgekehrt), funktioniert übrigens nicht.

Mehr Gewicht durch Sattelmontage
Nimmt man beide Waffen zur Hand, fällt sofort auf, dass die 505 schwerer ist, was am Systemkasten liegt – bei der 505 ist er aus Stahl, bei der 404 fast ausschließlich aus Alu. Durch den Wechsel zur weit verbreiteten Blaser Sattelmontage ist ein Alu-System nun nicht mehr möglich. Die vier kleinen Einfräsungen auf dem System müssen in Stahl erfolgen, Alu würde auf Dauer den Kräften nicht standhalten, zumal durch heute oft verwendete Vorsatzgeräte die Montage-Belastung durch das deutlich höhere Gewicht spürbar zunimmt.

Nichts Neues beim Abzug
Der Quadro-Abzug wurde übernommen, man kann einfach in wenigen Sekunden zwischen vier verschiedenen Abzugsgewichten wählen – 550, 750, 1 000 o. 1 200 g (gekennzeichnet mit I, II, II und IV). Die Charakteristik ändert sich dabei nicht, der Abzug löst trocken ohne spürbaren Weg aus. 
Was die 505 nicht mehr hat, ist eine Justierung des Abzugszüngels, bei der 404 ließ es sich in Länge und Seite verstellen und auf die eigene Fingerlänge und Abzugsgewohnheit optimieren.
Die Technik des Laufwechsels blieb unverändert – wenn man drei Klemmschrauben etwas lockert und das Gehäuse mit einem Spreizhebel am Klemmstück weitet, lässt sich der Lauf herausziehen. Zum Einbau werden die drei Schrauben in der Reihenfolge 1, 2 und 3 handfest angezogen. Wer es ganz genau nimmt, kann dazu einen Drehmoment-Schlüssel benutzen (5 nm). Das System soll so wiederkehrgenau sein, dass man nach einem Wechsel auf einen Setzschuss verzichten kann. Grund dafür ist ein Bolzen im Inneren des Gehäuses, der passgenau in eine Laufnut greift, so dass dieser immer wieder punktgenau die gleiche Position einnimmt.
Wir haben das natürlich auf dem Schießstand überprüft. Die Läufe von 404 und 505 sind identisch, es können also auch alte 404-Läufe zum Wechseln verwendet werden.
Die RWJ-Testwaffe in .308 hatte einen Standardlauf (51 cm), optional sind in Standardkalibern auch 56-, 47- oder 42 cm-Läufe zu haben (Magnumkaliber: 62 cm Standard, 56 cm opt.).
Der Mündungsdurchmesser beträgt 17 mm (opt. 19 mm/Mündungsgewinde serienmäßig), die Kaliber-Palette (19) reicht von der .222 Rem. bis zur .375 H & H.
Für Laufwechsel, Abzug-Einstellung, Höhenverstellung des Hinterschaftes und Abnehmen von Vorder- und Hinterschaft benötigt man einen Inbus-Schlüssel M 4. Im Vorderschaft der 404 fand sich dazu ein Sauer-Universal-Schlüssel (SUS). Ein Druck auf die Riemenbügelverriegelung gab ihn frei, zog man den schlanken Metallstab aus dem Vorderschaft, ließ sich ein Sechskant-Schlüssel ausklappen, mit dem man recht komfortabel arbeiten konnte. Dieser SUS wird bei der 505 nicht mehr mitgeliefert (nur gegen Aufpreis), stattdessen findet sich unter dem hinteren Riemenbügel ein kurzer Inbus-Schlüssel zum Zerlegen und Einstellen: Das kleine Schlüsselchen ist aber weniger komfortabel in der Handhabung – zu fest angezogene Schrauben lassen sich damit kaum lösen.

Einsteckmagazin mit Mag Lock
Die 404 hatte ein Einsteckmagazin aus Stahlblech, bei der 505 wechselt Sauer zu Kunststoff – so was erfüllt sicher seinen Zweck und ist nicht weniger haltbar, schließlich finden sich auch bei den meisten modernen militärischen Sturmgewehren heute Kunststoff-Magazine. Das fühlt sich aber nicht so wertig an und passt auch nicht recht zu der Ganzstahl-Waffe. Das einreihige Magazin nimmt drei Standard-(zwei Magnum)Patronen auf, optional gibts längere (5 Standard/4 Magn.), die ragen dann aber unten aus dem Schaft. Der Magazinknopf liegt versenkt vor dem Boden am Schacht, unbeabsichtigtes Entriegeln ist so fast ausgeschlossen. Um einen Verlust völlig auszuschließen, schiebt man den Magazinknopf zur Laufmündung, so wird das Magazin im Schacht arretiert.
Das Magazin ist natürlich für Kurzkaliber wie die .308 im RWJ-Test viel zu lang, nach hinten wären noch satte 20 mm Platz. Es gibt leider nur eine Systemgröße, will man darin auch dicke Dinger wie die .375 H & H unterbringen, muss man das System und die Magazinlänge auf die längste Patrone ausrichten.
Verschiedene Systemlängen (wie etwa bei Sako) wären sicher besser, dürften aber auch den Preis treiben.

Nichts Neues bei den Schäften
Bei der 505 passen wie bei den Läufen auch alle Schäfte der 404, womit man unter acht Schaftformen wählen kann. Die RWJ-Testwaffe kam mit dem Syncro XT, einem Lochschaft mit verstellbarem Rücken. Abgeschlossen wird der Hinterschaft mit einer weichen Gummikappe, in Vorderschaft u. Pistolengriff finden sich rutschhemmende Gummi-Einlagen, auch der Hinterschaft-Rücken ist damit ausgestattet. Löst man mit dem Universalschlüssel die Klemmschraube durch eine Bohrung in der Kappe, lässt sich der höhenverstellbare Rücken stufenlos um bis zu 6 cm herausziehen und in der gewünschten Stellung durch Anziehen festlegen.

Wie schießt die 505 ?
Das haben wir auf dem Schießstand, im Kino und im Revier getestet. Als Zielfernrohr wurde ein Blaser 2,8 - 20 x 50 mit der originalen Sattelmontage montiert. Die Präzision auf 100 m wurde aus einem Schießgestell überprüft. Die RWJ-Testwaffe (.308) wurde mit verschiedenen Laborier–ungen geschossen, die beste Präzision mit fünf Schuss erbrachte das RWS HIT (150 grs) mit 19 mm, auch Norma, Lapua und Sako schossen hervorragend (alle unter 25 mm). Damit zeigt sich die S 505 als sehr munitionsverträglich.
Um die Wiederholgenauigkeit nach Laufwechsel zu überprüfen, wurde der nach jedem Schuss aus- und wieder eingebaut. 10 Schuss lagen auf 46 mm zusammen, ein Ausreißer war nicht zu erkennen.
Die S 505 benötigt keinen Setzschuss, wenn der Lauf gewechselt wird und behält die Treffpunktlage bei. Die Laufschrauben wurden von Hand (also nicht mit einem Drehmoment-Schlüssel) angezogen.
Im Schießkino schoss unsere Testwaffe störungsfrei, der Schlossgang ist sehr weich und geschmeidig. Die Handspannung lässt sich angenehm leicht bedienen. Im Revier war die ohne Zieloptik 3,65 kg schwere und mit dem 51er Lauf 101,5 cm lange 505 eine angenehme Begleiterin. 
Resümee: Mit der 505 hat Sauer einige Ausstattungsmerkmale (wechselbare Verschlusskopf, verstellbarer Abzug, Stahlblech-Magazin Universal Schlüssel) eingespart, dafür aber eine leichtere Handspannung, einen besseren Schlossgang und eine weit verbreitete Zielfernrohrmontage auf der Habenseite zu verbuchen. Durch ihr Stahlsystem ist die 505 natürlich etwas schwerer, was aber höchstens Bergjäger stören wird. Der Laufwechsel ist einfach und wiederholgenau, die Präzision erstklassig. Die getestete Syncro XT mit Kunststoff-Lochschaft und höhenverstellbarem Rücken kostet 3 630 €, die Einstiegsvariante Ergo Max Black beginnt bei 3 230 € – und damit gut 1 000 € unter der 404 mit gleichen Schäften.
Damit ist die 505 also ganz klar die bessere 404 – und zwar nicht nur technisch, sondern auch preislich. Das sieht wohl auch Sauer so ... und wird daher die Produktion der 404 einstellen – ob die 505 aber damit gleich der beste Repetierer der Welt (Sauer-Website) ist, bleibt eine ganz andere Frage ...Norbert Klups