Wolfsverordnung nur Papierform
Im Frühjahr 2022 wurde die eine neue Wolfsverordnung für Nordrhein-Westfalen auf den Weg gebracht. Diese soll es in Ausnahmefällen erleichtern, einen auffällig gewordenen Wolf zum Abschuss freizugeben. Aufgrund einer EU-Vorgabe soll dies jedoch weiterhin nicht möglich sein.
Mittlerweile haben sich in NRW zwischen 15 - 20 Individuen angesiedelt. Vor allem das Schermbecker Rudel ist relativ groß und hat in der Vergangenheit viele Probleme verursacht. Die Weidetierhalter stehen in Konflikt mit dem Großräuber. Regelmäßig kommt es zu Rissen von Schafen, Kleinpferden und Rindern.
Nach langen Protesten der betroffenen Tierhalter beschloss die damalige Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) im Frühjahr eine neue Wolfsverordnung. Diese sollte es im Einzelfall vereinfachen, auffällig gewordene Wölfe zu erlegen. Heinen-Esser versprach sich davon eine Problemlösung nach "Niedersächsischem Vorbild".
Rechtswidrig
Nun meldet sich ihr Nachfolger zu Wort. Für Oliver Krischer (GRÜNE) sei der Abschuss eines Wolfes nach wie vor nicht rechtens. EU-Vorgaben würden dem Wolf weiterhin einen strengen Schutzstatus zusprechen. Laut WDR bedeute dies für Krischer, dass "ein Bestandsmanagement mit Regulierungsabschüssen von Wölfen (...) nicht zulässig ist!" Es gäbe für NRW "weder eine fachliche Rechtfertigung noch eine Aussicht auf Erfolg, den Schutzstatus des Wolfes in Deutschland zu ändern".
Spaltung der Ministerien
Nach Bildung der neuen Landesregierung in NRW wurden das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium voneinander getrennt. Neben Oliver Krischer im Umweltministerium führt nun Silke Gorißen (CDU) das Landwirtschaftsministerium.
Diese Teilung könne im Wolfskonflikt eine weitere Hürde darstellen, denn der Abschuss eines Problemwolfes muss bezüglich neuer Verordnung von der Obersten Naturschutzbehörde genehmigt werden. Eine Ablehnung sei darum gewiss.
SPD-Abgeordneter René Schneider geht nun von einem Konflikt beider Ministerien aus. Er vermutet: "Während der Umweltminister den Wolf zu schützen hat, wird die Agrarministerin den Rufen aus der Landwirtschaft folgen und einer Entnahme das Wort reden."
Hobbyhalter am schlimmsten betroffen
Auf Nachfrage des WDR zum Abschuss des Wolfes sagt Oliver Krischer: "Das würde auch der Wolf nicht mit sich machen lassen. Das ist eine Art die von alleine hierher kommt. Und wenn wir einen Wolf abschießen, dann wird es sicherlich bald so sein, dass der nächste auftaucht. Und wo soll das enden?"
Der Schutz der Nutztiere wäre jetzt am wichtigsten. Dennoch betont Krischer, dass bisher vor allem Hobbytierhalter von dem Wolf betroffen seien.
René Schneider sieht das kritisch und meint: "Als Hohn dürften es die Berufsschäfer empfinden, wenn ihnen attestiert wird, sehr viel weniger betroffen zu sein als die Hobby-Schäfer."
Neue Bestätigungen
Der Konflikt und die Proteste, die durch diese Abschussdebatte hervorgerufen werden könnten, bleiben abzuwarten. Der Wolf scheint sich in NRW jedoch immer heimischer zu fühlen.
Erst kürzlich wurden in Schermbeck zwei neue Tiere bestätigt. Nach Kotproben durch das Senckenberg Forschungsinstitut in Gelnhausen wurden ein Rüde und eine Fähe nachgewiesen. Beide stammen genetisch zwar aus der mitteleuropäischen Flachlandpopulation, sind aber keine Nachfahren aus dem Schermbecker Rudel. Ob sie sich dort neu ansiedeln oder sogar eine Paarbildung eingehen, ist noch nicht bekannt.
Auch in der Senne gibt es laut Genproben einen neuen männlichen Wolf. Das Tier stammt wohl aus einer Population in Sachsen-Anhalt.