Polit-Krimi in Polen

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Polit-Krimi in Polen

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Die nationalkonservative polnische Regierung plant die Jagd massiv einzuschränken.

In Polen könnten harte Zeiten für Jäger anbrechen. Die nationalkonservative Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość, PiS) hat mehrere sehr harte Einschränkungen für Jäger geplant und Anfang dieser Woche eine Mehrheit dafür im Senat bekommen. Werden die Maßnahmen tatsächlich umgesetzt, kommen massive Veränderungen auf polnische Jäger zu. Das Kulturgut Jagd ist dann ernsthaft in Gefahr – denn die Regelungen haben es in sich.

So soll es in Zukunft verboten sein, Minderjährige unter 18 Jahren mit auf die Jagd zu nehmen. Das würde die Weitergabe von jahrhundertealten Traditionen und Fähigkeiten an die nächste Generation verhindern. Die Weitergabe von Passion, Tradition und Wissen vom Großvater an den Enkel würde zur Straftat. Eine massive Einschränkung der Weitergabe eine wertvollen Kulturgutes die dazu führen kann, das deutlich weniger junge Menschen als bisher an die Jagd herangeführt werden.

Außerdem soll es verboten werden, Wild außerhalb der Jagdausübung zu stören. Das würde die Ausbildung von Jagdhunde und Falken massiv einschränken, wie die europäische Jägervereinigung FACE (Federation of Associations for Hunting and Conservation of the EU) kritisiert. Auch hier droht der Verlust einer Jahrhunderte alten Kulturtechnik – ganz abgesehen von enormem Tierleid, dass durch die Arbeit von Schweißhunden verhindert bzw. reduziert wird.

Darüber hinaus soll der zuständige Minister den – demokratisch gewählten – Präsident der nationalen Jägervereinigung nach Rücksprache mit einem Beirat entlassen können. Das widerspricht dem demokratischen Prinzip der Selbstorganisation der Jäger.

Und nicht zuletzt soll die Behinderung und Störung der Jagd nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden. Weitere Einschritte sind geplant. Ab 2019 soll bleifreie Munition verboten werden und in Zukunft sollen sich Jäger alle fünf Jahre einer Untersuchung unterziehen müssen.

Die europäische Jägervereinigung FACE protestierte bereits gegen die Pläne und appellierte an Staatspräsident Andrzej Duda, die Regelungen zu stoppen. Auf der IWA in Nürnberg waren die geplanten Gesetzesinitiativen bereits Gesprächsstoff. Polnische Jagdjournalisten berichteten, dass der frühere Ministerpräsident Jarosław Kaczyński, der als entschlossener Jagdgegner gilt, hinter der Initiative steht. Kaczyński hat in der Regierung kein Amt inne und fungiert nur als Parteivorsitzender der PiS. Allerdings gilt er nach wie vor als einflussreichster polnischer Politiker.

Es besteht allerdings noch Hoffnung das der zuständige Ausschuss des Nationalparlamentes Sejm die Änderungen blockiert. Wir erleben gerade einen regelrechten Politik-Krimi in Warschau. Jagdpraxis wird weiter berichten.

Hier geht's zur FACE-Stellungnahme (englisch).

Foto: Olga Meier-Sander / pixelio