Märchenstunde über Löwenschutz
Afrika ohne Löwen? Das Bundesumweltministerium verbreitet anlässlich des Weltartenschutztages ein Schreckensszenario. Eine stärkere Regulierung der legalen Trophäenjagd soll's richten.
Zum diesjährigen Weltartenschutztag hat das Bundesumweltministerium in einer Presseerklärung das Schreckensszenario eines Afrikas ohne Löwen gezeichnet. Schuld an ihrem Rückgang seien Lebensraumzerstörung, Wilderei, Mensch-Wildtier-Konflikte sowie nicht nachhaltige Jagd. Das Ministerium feiert sich anschließend für seine Erfolge bei der stärkeren Regulierung und Kontrolle der Trophäenjagd auf Löwen. Dafür werde das Ministerium weiter kämpfen. Indem das Umweltministerium seinen Kampf gegen die nachhaltige Jagd als seinen wichtigsten Beitrag zum Löwenschutz hervorhebt, verschleiert es nur seine eigene Ideenlosigkeit und seine ideologische Orientierung in Sachen Auslandsjagd. Dass dieses jagdpolitische Signal kurz vor der Regierungsbildung gesetzt wird, ist sicher kein Zufall, sondern erscheint wie eine Positionsbestimmung für die nächsten vier Jahre. Nach der gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesregierung ist das Landwirtschaftsministerium an Entscheidungen zu beteiligen. Darauf weist der DJV in einer Pressemitteilung hin.
Es sei ein Märchen, dass die Jagd heutzutage ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Löwen in Afrika ist, kommentiert der Jagdverband. In den meisten Staaten Afrikas seien die Löwen auf der Verliererseite, weil ihre Lebensräume schwinden, Menschen sie vergiften oder wegen Verlusten an Eigentum und Leben abschießen und weil sie gewildert werden.
Die Trophäenjagd auf Löwen hingegen sei fast überall nachhaltig, sichere wichtige Löwenhabitate und erhöhe die Akzeptanz bei der ländlichen Bevölkerung. Allein wegen der ganz geringen Zahl der legal geschossenen Löwen kann diese Entnahme im Vergleich zu den genannten Gründen für einen Bestandsrückgang überhaupt nicht ins Gewicht fallen, so der DJV.
Das ist richtig, denn bei der nachhaltigen Löwenjagd werden nur alte Löwen erlegt, die kein Rudel mehr führen. Darauf ist bei der Jagd besonders zu achten. Wer einen jüngeren, rudelführenden Löwen erlegt, unterzeichnet das Todesurteil seiner Nachkommen. Denn der im Rudl nachrückende Löwe tötet alle Nachfahren seines Vorgängers, um ein eigenes Rudel aufzubauen, erklärt jagdpraxis.de-Chefredakteur Matthias Kruse, der bereits mehrfach in Afrika gejagt hat und in regelmäßigem Kontakt zu Jägern im südlichen Afrika steht. Problematisch ist die Jagd von captive-breed lions, also eigens für die Exekution im Gatter gezüchteter Löwen. Das hat mit Jagd nichts zu tun. Jeder Jäger, der sich als waidgerecht versteht, sollte sich von solchen Praktiken deutlich distanzieren.
28 afrikanische Länder, und damit so gut wie alle, in denen Löwen vorkommen, haben vor einiger Zeit in einer gemeinsamen, sehr sorgfältig formulierten Erklärung festgestellt: Gut organisierte Löwenjagd kann zum Schutz der Löwen beitragen. Abschussquoten müssten wissenschaftlich bestimmt werden und der soziale Rang, das Alter und Geschlecht der Tiere müssten berücksichtigt werden. Das Land Tansania zum Beispiel hat seit Jahren vorbildliche und wissenschaftlichen Anforderungen entsprechende Jagdvorschriften für Löwen in Kraft. Im letzten Jahr wurden nur zwei dieser Großkatzen von Jägern geschossen, da wichtige Importländer Einfuhrverbote für Trophäen verhängt haben. Als Folge wurden viele Jagdgebiete aufgegeben und der bisherige Wildschutz entfällt, da er nicht mehr finanziert werden kann.
Wo Löwen - und andere Wildtiere - nicht mehr nachhaltig bejagt werden, geht die Artenvielfalt zurück. Die Tiere haben für die ländliche Bevölkerung keinen Wert mehr. Elefanten gehen dann etwa auf Feldern und in Gärten zu schaden, Löwen reißen Nutztiere. Die Menschen vor Ort wehren sich und töten diese Tiere. Bei einer nachhaltigen Jagd gibt es dafür keine Notwendigkeit.
Auf einer internationalen Konferenz Anfang März 2018 im EU-Parlament in Brüssel betonten rund 40 hochrangige Vertreter afrikanischer Staaten (Minister, Botschafter, Regierungsvertreter, Abgeordnete), dass die Afrikaner den verantwortlichen Umgang mit ihrem Wild selbst am Besten entscheiden könnten - und keine Regierungen und Organisationen in Amerika oder Europa. "Lasst Afrika die Führung übernehmen" war das Motto der Veranstaltung im Europaparlament. Einhelliges Fazit: Nachhaltige Nutzung ist der beste Schutz wildlebender Tiere. Auch und gerade in Afrika.
Foto: DJV