Aktuelle Rote Listen für NRW

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Fast die Hälfte der untersuchten Arten gefährdet, bedroht oder ausgestorben

In Nordrhein-Westfalen ist weiter ein Großteil der beobachteten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten akut gefährdet. Nach Aussage des Landesumweltamtes NRW (LANUV) gelten rund 44,4 Prozent der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen als gefährdet - gegenüber der letzten Erhebung 2011 (46,3 Prozent) eine leichte Verbesserung.

„Unsere Artenvielfalt ist weiter dramatisch gefährdet“, sagte NRW-Umweltminister Oliver Krischer. Besorgniserregend sei, dass auch typische Arten der Feldflur und früher ungefährdete „Allerweltsarten“ in den Roten Listen zu finden seien und auch noch keine Trendumkehr erkennbar sei. So gelten Feldsperlinge nach wie vor als gefährdet,auch der früher häufige Schmetterling Kleiner Fuchs wird in manchen Regionen auf der Vorwarnliste geführt.
Dass aktiver Naturschutz wirke, zeigt die aktive und erfolgreiche Wiederansiedlung ehemals ausgestorbener Arten wie Uhu, Lachs, Biber oder Wanderfalke. Es kehren aber auch viele Tiere natürlich zurück, weil sich die Lebensräume qualitativ verbesserten, wie Weißstörche, die Anfang der 1990er-Jahre in NRW so gut wie ausgestorben waren: 2022 konnten landesweit wieder 705 Brutpaare und 1.203 ausgeflogene Jungvögel nachgewiesen werden.
Auch Fischotter fanden selbstständig den Weg zurück ins Münsterland.
Durch die Ausweisung von rund 100 Wildnis-Entwicklungs-Gebieten konnten wichtige Lebensräume für Wildkatze und Schwarzstorch geschaffen werden. Bachforellen und viele Libellenarten profitieren von der Renaturierung und Verbesserung von Fließgewässern.

Intakte Lebensräume notwendig für Trendumkehr

Bei Vögeln sind Verschlechterungen v. a. bei Arten des agrarisch genutzten Offenlandes, von Feuchtwiesen, Heiden und Mooren festzustellen. Dazu gehören die stark gefährdeten Arten Großer Brachvogel und Krickente und die gefährdeten Arten Rohrweihe und Rohrammer. Verschlechterungen wurden auch bei Fischen wie dem Flussneunauge oder der Nase festgestellt.
Bei Vogelarten der Wälder und Gebüsche zeigen sich Verbesserungen. Dazu gehören Raubwürger, Baumpieper, Gartenrotschwanz und Waldlaubsänger.

Die Ursachen des Artenrückgangs und des Verlustes an biologischer Vielfalt sind häufig menschengemacht: Dazu gehören besonders eine anhaltend intensive Flächennutzung, die Zerstörung und Zerschneidung naturnaher Lebensräume und der fortschreitende Flächenverbrauch, ebenso wie die Auswirkungen des Klimawandels. So gingen 2022 jeden Tag durchschnittlich etwa 5,6 ha Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen-, Pilz- und Tierarten durch neue Siedlungs- und Verkehrsflächen verloren.
Die Landesregierung will dem Verlust der biologischen Vielfalt und dem fortschreitenden Artenrückgang gegensteuern. „Ohne eine intakte Natur, ohne ein wildes und lebendiges Nordrhein-Westfalen, sind unsere Lebensgrundlagen gefährdet“, sagte Minister Krischer. „Die Landesregierung hat sich vorgenommen, mit einer Vielzahl von Maßnahmen und einer umfangreichen Finanzierung die Biodiversitätskrise wirksam zu bekämpfen und in allen Politikfeldern mitzudenken.“
Um eine nachhaltige Trendumkehr beim Artenverlust zu erreichen, muss die Qualität der natürlichen Lebensräume verbessert werden. Viele Lebensräume für wild lebende Tier- und Pflanzenarten in Nordrhein-Westfalen sind weiter nicht in einem guten Zustand. Rund 80 Prozent der Lebensräume im nordrhein-westfälischen Tiefland sind in keinem guten Erhaltungszustand, allen voran Moore, Grünland- und Gewässerlebensräume sowie Eichen- und Auenwälder. Im Bergland sieht es deutlich besser. dort sind fast 60 Prozent in einem günstigen Erhaltungszustand. Diese Zahlen belegt der FFH-Bericht für Nordrhein-Westfalen, den das LANUV zuletzt 2019 vorlegte. Er zeichnet ein ambivalentes Bild des Erhaltungszustands der beiden großen nordrhein-westfälischen Lebensräume, dem atlantisch geprägten Tiefland (Westfälische Bucht, Niederrheinische Bucht, Niederrheinisches Tiefland) und dem kontinental geprägten Bergland (Weser- und Osnabrücker Bergland, Rheinisches Schiefergebirge). umwelt.nrw