Test: Franchi Horizon
Franchi bietet eine große Palette von Sport- und Jagdflinten der Mittelklasse. Erstmals hat der italienische Hersteller jetzt auch einen Repetierer im Programm. Norbert Klups hat den Kampfpreis-Repetierer vom Flintenspezialisten getestet.
Franchi wurde bereits 1868 in Brescia gegründet, war bis 1987 im Familienbesitz und ist seit 1993 Teil der Beretta-Gruppe. Das Kerngeschäft waren von jeher Kipplauf- und Selbstlade-Flinten.
Mit dem Jagd-Repetierer Horizon betritt man jetzt Neuland. Gemäß der hauseigenen Mittelklasse-Philosophie bleibt man auch dabei im unteren Preisbereich – mit 849 € liegt die handliche Büchse leicht über den Billigangeboten großer US-Hersteller, aber noch deutlich unter europäischen Marken.
Äußerlich ist die Horizon Sparmodellen wie Rugers American Rifle oder Remingtons 783 sehr ähnlich. Auch die Franchi hat einen einfachen schwarzen Kunststoffschaft und einen stabilen Kammerverschluss mit drei großen Warzen.
Wahlweise gibts die Horizon ohne offenes Visier, dafür ist ein Mündungsgewinde serienmäßig – für einen Overbarrel-Schalldämpfer wird man wie bei der Jagdpraxis-Testwaffe oben ohne wählen.
Bei der Konstruktion solcher Waffen achtet man penibel darauf, mit möglichst wenigen Teilen auszukommen – und die müssen sich maschinell schnell und günstig herstellen lassen. Kein Wunder, dass sich solche Waffen dann sehr stark ähneln.
Es gibt nur eine Systemgröße, auch die Kaliberauswahl ist beschränkt (s. Tabelle). Die Lauflänge beträgt 56 cm (Gesamtlänge: 107,5 cm), die .300 WM ist 5 cm länger. Unsere Testwaffe in .308 wog ganze 2,95 kg – wohl einer der leichtesten Serien-Repetierer.
Stylischer Polymerschaft
Wie die günstige Konkurrenz verwendet auch Franchi einen gespritzten Kunststoffschaft aus glasfaserverstärktem Technopolymer ohne Backe, geeignet auch für Linksschützen.
Beim Design hat man sich eine Menge einfallen lassen – so ist der Übergang zum Pistolengriff ergonomisch ausgearbeitet und kann auch von kleinen Händen sicher gefasst werden.
An Vorderschaft, Unterseite, Pistolengriff und vor dem Abzug sorgt ein Waffelprofil für rutschfesten Halt. Die Riemenbügel-Aufnahmen sind in den Schaft integriert – sehr praktisch und erlaubt problemloses Auflegen, weil keine Teile aus dem Schaft herausstehen.
Blickfang ist eine Schaftkappe, die Franchi Twin Shock Absorber nennt. Das im Schuss expandierende Material soll eine deutliche Reduzierung des Rückstoßes erzielen. Dabei kann man zwischen Schaftlängen von 347, 355 und 365 mm wählen, Standard ist die mittlere Kappe.
In den Schaft sind in Höhe des vorderen Hülsenkopfs zwei angeschrägte Stahlblöcke gesetzt, an der Systemhülse finden sich dazu am vorderen Kopf zwei passende Ausfräsungen.
Wird das System in den Schaft gesetzt und verschraubt, greifen die V-Stücke in die Hülse – fertig ist die Bettung, konventionelle Rückstoßplatten entfallen so – einfach, solide und ideal zur Großserienfertigung, manuelle Passarbeiten entfallen, wenn die Maschinen präzise arbeiten.
Bodenplatte und Magazinschacht sind aus einem Stück Kunststoff, die beiden Systemschrauben werden nicht in Stahlröhrchen geführt, sondern gehen einfach durch die Bodenplatte. Beim Anziehen der Imbusschrauben muss man entsprechend vorsichtig zu Werke gehen, um das Kunststoffteil nicht zu beschädigen.
Ein fest eingebautes Kastenmagazin mit Klappdeckel dient zum schnellen Entleeren, der Drücker für den Deckel liegt vorn im Abzugsbügel. Das Magazin nimmt vier Standard- (drei Magnum) Patronen auf, der Zubringer ist aus Stahl.
Massiver Verschluss
Der konventionelle Zylinderverschluss verriegelt über drei Warzen im Kammerkopf. Die Hülse ist rund – zur Fertigung am günstigsten. Das Auswurffenster ist recht schmal, um die Stabilität zu erhöhen. Oben ist die Hülse abgeflacht und mit Montage-Bohrungen versehen.
Wir haben eine kostengünstige Weaverschiene angebracht. Der Stoßboden liegt zurückversetzt im Kammerkopf und umschließt den Patronenboden so völlig. In der rechten Warze liegt der Auszieher, ihm gegenüber dient ein Druckstift als Ausstoßer.
Die linke Seite der Kammer ist mit einer Längsnut versehen, in die der Schlosshalter geführt wird. Der Verschlusshalter befindet sich wie gewohnt links an der hinteren Hülsenbrücke. Das Schlösschen ist gut geschlossen und gegen Staub abgedichtet.
Der gerade Kammergriff ist aus einem Stück gefräst und liegt griffgünstig auf Abzughöhe. Der untere Teil ist konisch verdickt und hohl gebohrt – alles solide und funktionssicher.
Die Kammer selbst ist gut poliert, aber ausgerechnet bei der Längsfräsung zur Führung hat man sich das gespart, sodass beim Repetieren ein leichtes Kratzen feststellbar ist. Das lässt sich zwar mit wenig Aufwand beheben, sollte aber eigentlich schon im Werk geschehen.
Verstellbarer Direktabzug mit Zweistellungs-Sicherung
Die Horizon hat einen verstellbaren Direktabzug, dessen Widerstand sich über Stellschrauben verstellen lässt – von 900 bis 1.800 g an. Bei der Testwaffe war er auf 1.150 g justiert und löste trocken und ohne spürbaren Weg aus – für diese Preisklasse sehr gut.
Die Schiebesicherung rechts des Schlösschens blockiert in gesicherter Position allein den Abzug, also nicht auch die Kammer. Sie gibt ein hörbares Klicken von sich, wirklich lautloses Entsichern ist damit selbst bei ganz vorsichtiger Handhabung kaum möglich.
Der 56 cm-Lauf kommt mit US-Mündungsgewinde ½ Zoll UNF, eine Gewindeschutzmutter wird mitgeliefert.
Auf dem Schießstand
Zum Testschießen (100 m/Schießgestell) wurde mit MAK-Weaverschienen ein Capra 3 - 18 x 50 montiert, dazu kam Munition von Hornady, RWS und Lapua zum Einsatz. Ein Overbarrel-Dämpfer wirkte präzisionsfördernd, anscheinend wirkt sich das zusätzliche Gewicht bei dem dünnen Lauf sehr positiv aus.
Auch beim Schussverhalten der sehr leichten Büchse bringt der Dämpfer deutlich mehr Schießkomfort. Die beste Präzision zeigte die Waffe mit Hornadys SST, mit Dämpfer lag der 5-Schuss-Kreis bei respektablen 24 mm. Die RWS Evo Green schoss mit 28 mm kaum schlechter (ohne Dämpfer 35 mm).
Lapuas Naturalis mochte die Franchi nicht (38 mm, ohne Dämpfer 44 mm).
Beim Warmschussverhalten wurden die Streukreise nach drei Schüssen deutlich größer – für Jagdbüchsen aber nicht tragisch, mehr als drei präzise Schüsse sind wohl in der Praxis sehr selten.
Die Funktion war tadellos, die Patronen wurden sicher zugeführt, die leeren Hülsen sauber ausgeworfen.
Resümee
Wer einen funktionellen und dazu leichten Repetierer zum guten Preis sucht, liegt mit der Horizon richtig. Ihr Abzug ist sehr gut, der Schaft ergonomisch, und ein Mündungsgewinde ist ab Werk vorhanden.
Auch die Kaliber reichen völlig, wobei man sich die .300 WM aus einer 3 kg-Büchse gut überlegen sollte – dämpfende Schaftkappe hin oder her.
Die Sicherung wirkt nur auf den Abzug – in dieser Preisklasse aber eher die Regel. Was fehlt, ist ein Einsteckmagazin. Damit ist die Horizon ein solider Revierbegleiter, der alles mitmacht – eine echte Konkurrenz zu US-Billigheimern.