Wisent-Herde vom Rothaarsteig nun herrenlos? - Projektende angekündigt
Wisent-Projekt vom Rothaarstieg soll beendet werden. Dies kündigte der Kreis Siegen-Wittgenstein an. Der Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein e.V. sähe sich zur weiteren Projektbetreuung nicht mehr in der Lage.
Hintergrund des Vorhabens war die Wiederansiedlung der Wisente als Artenschutzprojekt. Zu Beginn wurden im Kreis Siegen-Wittgenstein 8 Tiere zur Bestandsgründung ausgewildert. Mittlerweile besteht die Herde aus 25 Wisenten.
In den letzten Jahren kam es vermehrt zu Anklagen gegen den Trägerverein, da die Großsäuger begannen auch ins Sauerland vorzudringen und dort Bäume zu beschädigen. Nach dem letzten Prozess verurteilte das Gericht den Verein dazu, "geeignete Maßnahmen einzuleiten und umzusetzen, mit denen das Entstehen von Schäden an den Baumbeständen der klagenden Waldbauern verhindert würde".
Aus der Affäre gezogen
Für Wisent-Welt-Wittgenstein e.V. scheinen all diese Vorlagen jedoch nicht umsetzbar zu sein. Deshalb zieht er Konsequenzen.
Jegliche Management-Maßnahmen würden nicht mehr durch den Verein durchgeführt.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein teilte mit, dass der Trägerverein die Kündigung bisheriger Vereinbarungen erklärt habe, sowie die Herrenlosigkeit der Herde. Bisher habe der Kreis immer hinter dem privat initiierten Projekt gestanden - mittlerweile scheint aber auch hier die Geduld mit dem Trägerverein am Ende zu sein. "Der Verein wird damit die Verantwortung für die Herde auf die öffentliche Hand überwälzen und zulasten der privaten Eigentümer eine Pflicht zur Duldung von Fraßschäden auslösen", ließ er verlauten.
Rechtlich solle dies nicht ohne Folgen für den Verein bleiben, denn einfach aus den vertraglichen Regelungen austreten, wäre für ihn wohl nicht möglich.
Folgen nicht absehbar
Welche Folgen die Beendigung des Projektes hat, ist noch nicht abzusehen. Im letzten Jahr wurden mehrere Szenarien vorgestellt, die bei Projektende eintreten könnten - allesamt nicht kostengünstig.
Bei einem kompletten Abbruch müsste die Herde in ein Auswilderungsgebiet (In- oder Ausland) oder ein eingezäuntes Gebiet verbracht werden. Die Kosten dafür lägen bei 400.000€.
Sollte die Herde wirklich als herrenlos anerkannt, gäbe es zwei Möglichkeiten.
1. Die Größe der Herde dürfte nicht über 20 Tiere hinausgehen, um Herdenteilung zu vermeiden. (Kosten ca. 500.00€)
2. Begrenzung der Herdengröße von 25 Tieren aufheben.
Um diese zweite Option überhaupt möglich zu machen, müsste das Monitoringgebiet ausgeweitet und die Betreuung angepasst werden. Dadurch würden die Kosten jährlich um weitere 130.000€ steigen.
Das Geld dafür aus den Steuergeldern zu ziehen, wäre der breiten Allgemeinheit in dieser Zeit wohl nur schwer zu erklären.
So erleichternd wie das Projektende vor allem für die Waldbauern im ersten Moment klingen mag, bleibt das weitere Vorgehen aller Parteien erst abzuwarten.
Waldeigentümer Lucas von Fürstenberg äußerte sich dem WDR gegenüber: "Wenn die Tiere im Winter nicht gefüttert und dadurch im Projektgebiet gehalten werden, sehen wir die Gefahr, dass sie in den Wäldern außerhalb des Gebietes große Schäden anrichten." Denn sobald die Wisent-Herde als herrenlos gilt, sei es nicht mehr so leicht, etwas zur Vergrämung zu tun und jemanden zur Rechenschaft zu ziehen.