Wildrettung mit Drohnen

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Wildrettung mit Drohnen

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Neben traditionellen Methoden wie dem Absuchen der Wiesen mit Jagdhunden und Personenketten und verschiedenen Vergrämungsmaßnahmen haben sich Drohnen mit Wärmebildtechnik zur Wildrettung direkt vor der Mahd etabliert.

Auch im Hegering Delbrück (PB) wurden 2022 Drohnen angeschafft. Mit privaten Spenden und Fördermitteln setzt der Hegering zwei Drohnen und vier Teams, die sich in der Hochsaison abwechseln, zur Wildtierrettung ein.

Der Einsatz der Teams beginnt vor Sonnenaufgang, damit sich die Körperwärme von Kitzen, Junghasen und Gelegen noch gut sichtbar für die Wärmebildkamera von der Umgebung abhebt. Bevor die ehrenamtlichen Jägern und freiwilligen Helfer an den Start gehen, ist eine genaue Planung nötig. Der Termin zum Einsatz der Drohnen muss zwischen Landwirt und Jagdpächter sauber abgestimmt werden, um einen reibungslosen Ablauf und rechtliche Sicherheit zu gewährleisten. Die Zeitfenster zur Mahd sind wetterbedingt eng gesteckt, sodass die Teams in der Hochsaison täglich mehrfach im Einsatz sind – bestenfalls so, dass man benachbarte Schläge möglichst hintereinander absuchen kann.

„Es erleichtert unsere Arbeit enorm, wenn wir im Vorfeld genaue Koordinaten und Flächendaten des Einsatzgebiets erhalten. So können Teams, die sich schon gegen 4 Uhr auf den Weg machen, ohne Zeitverlust zum Einsatzort gelotst werden. Auch die Anwesenheit des Jagdausübungsberechtigten oder eines berechtig­ten Vertreters ist unerlässlich für die rechtssichere Durchführung“, so Manfred Kampmeier (Drohnenteam Delbrück).

Die vier festen Teams um Klaus Eichler und Manfred Kampmeier bestehen aus zwei ausgebildeten Piloten mit mindestens zwei Helfern, die sich in einem bewährten System auf den Weg in die Flächen machen. Die Helfer stellt in der Regel der Jagdpächter, der auch für den weiteren Umgang mit den Wildtieren nach dem Fund verantwortlich ist. Zur Kommunikation werden Handfunkgeräte eingesetzt, sodass geortetes Jungwild, das oft weit in den Flächen liegt, schnellstmöglich erreicht werden kann.

Der Einsatz der Drohnen DJI Mavic 2 Enterprise Advanced, die beim Luftfahrtbundesamt registriert und entsprechend gekennzeichnet sind, geht den Piloten, die alle mindestens den sogenannten EU-Kompetenznachweis der Klasse Open A 1/A 3 besitzen, mittlerweile leicht von der Hand. Für spezielle Bereiche stehen auch Piloten mit einem EU-Kompetenznachweis A 2 zur Verfügung.

Gefundene Kitze werden von Helfern mit Handschuhen und einem großen Grasbüschel möglichst geruchsneutral in einen schattigen Bereich in der Nähe der Wiese in Sicherheit gebracht – allerdings nur, wenn direkt im Anschluss an die Suche gemäht wird.

Alternativ werden Kitze an Ort und Stelle oder am Rand der Wiese in luftdurchlässigen Behältnissen festgesetzt und in der Fläche gut sichtbar für den Maschinenführer (etwa durch Pylonen) markiert. Nach der Mahd werden die Kitze wieder frei gelassen, die Ricken finden sie durch den spezifischen Geruch und Lautäußerungen leicht wieder.

„Die aktive Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jagdpächtern und den Drohnenteams stellt die Basis für den Erfolg bei der Wildtierrettung dar“, so Martin Meschede, Obmann für Naturschutz der KJS Paderborn, an einem Info-Abend zur Wildrettung mit Drohnen. Dabei konnten sich Drohnenteams mit anderen Interessierten der KJS Paderborn über Praxis, Herausforderungen und Erfolge austauschen. Die beispielhaften Zahlen für den HR Delbrück geben Motivation für die neue Saison. So wurden 2022 an 35 Einsatztagen an 108 Flug-Stunden 1040 ha abgesucht und dabei 133 Kitze, sowie zahlreiche Junghasen, Gelege und Gesperre gefunden! Die ehrenamtlichen Helfer des Drohnenteams sind zuversicht­lich, auch in dieser Saison zum Erhalt und der Hege der wilden Kinderstube beitragen zu können.

Autoren: Manfred Kampmeier, OfÖA HR Delbrück / Jasmin Stute, OfÖA KJS Paderborn

Der Helfer (Wärmesignatur oben) streckt den Arm in Laufrichtung aus, um das Lotsen per Funk zu erleichtern und das Kitz (Wärmesignatur unten) zu finden. Gearbeitet wird nach dem Live-View-Verfahren, bei dem die Drohne Bilder der Wärmebildkamera auf einen separaten Monitor sendet, wo sie ein Helfer direkt auswertet. Erkennt er eine Wärmesignatur, lässt der Pilot die Drohne darüber schweben und Helfer in der Fläche werden eingewiesen, um das Kitz in Sicherheit zu bringen. Foto: KSJ Paderborn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suchmuster der Drohne (gelb) und Laufwege der Helfer (orange) – ein Akku hält rund 25 Minuten, daher sind kurze Wege zu den Fundstellen nötig. So hat es sich bewährt, Helfer im 90-Grad-Winkel zur Flugbahn einzuweisen (ideale Abdeckung), um Jungwild schnell zu finden. Foto: KSJ Paderborn

 

Sicherung der Kitze in luftdurchlässigen, mit Gras gepolsterten Körben, bis die Mahd vorüber ist. Foto: KSJ Paderborn