Kommentar: Wölfe auf Abstand halten

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Kommentar: Wölfe auf Abstand halten

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Am Niederrhein scheint sich ein erstes Wolfsrudel auf nordrhein-westfälischem Boden zu etablieren. Problematisch ist, dass die Wölfin regelmäßig als wolfssicher geltende Zäune überwindet und Nutztiere reißt. Doch die Politik scheut den Abschuss. Ein Kommentar von Felix Höltmann.

Wer Regeln aufstellt, muss sich auch daran halten – sonst macht er sich unglaubwürdig. Im Fall der Schermbecker Wölfin ist genau ein solcher Fall eingetreten. Sie war immer wieder durch Nutztier-Risse aufgefallen. Dabei gelang es ihr wiederholt, selbst als wolfssicher geltende Schutzzäune zu überwinden.

Auf großen Versamm­lungen zur Information besorgter Bürger und Nutztierhalter versicherten LANUV und Vertreter der ört­lichen Politik noch 2019, als Ultima Ratio müsse die Wölfin getötet werden, sollte sie regel­mäßig derartige Schutzanlagen überwinden.

Nachdem genau dieser Fall eintrat, war die Politik dennoch nicht bereit, sich an ihre eigene Zusage zu halten. Stattdessen verwies man nebulös auf „gegebene Umstände“ – und verlangt stattdessen von Nutztierhaltern noch besseren Herdenschutz.

Dass sich durch diese Maßnahmen die Weideschäferei immer weniger lohnt, wird dabei geflissentlich genauso ausgeblendet wie das unendliche Leid, das getötete und schwer verletzte Nutz­tiere zu erdulden haben.

Man kann den Eindruck bekommen, dass die unpopuläre Entscheidung zur Tötung der Wölfin so lange herausgezögert werden sollte, bis endlich ein Jungrüde auf seiner Wanderschaft auf die Schermbecker Wölfin treffen und ein Rudel gründen würde.

Dann wäre Glorias Abschuss schließlich allein schon wegen des Elterntierschutzes nicht mehr zu rechtfertigen. Möglicherweise werden wir gerade Zeugen genau dieses Szenarios.

Die Mehrheit der Bürger in NRW befürwortet die Weidehaltung von Nutztieren. Gleich­zeitig aber soll der Wolf in unser dicht besiedeltes Land zurückkehren. Das kann nur unter klaren Voraussetzungen funktionieren.

Natürlich haben Wölfe auch bei uns ein Existenz­recht. Doch es muss möglich sein, ihren Bestand zu kontrollieren und die natür­liche Scheu des Wolfes vor Menschen durch notwendige Abschüsse in der Nähe von Siedlungen und Weidetieren aufrecht zu erhalten.

Skandinavier und Balten haben damit gute Erfahrungen gemacht. Daran sollten wir uns orientieren.