Ansitzleiter aus dem Kofferraum
Allzu oft werden Böcke im Mai auf die Straßen getrieben – oder in Revierteile verdrängt, in denen grad kein passender Sitz steht. Dort leisten transportable Einrichtungen wertvolle Dienste – eine leichte Leiter, die man ohne fremde Hilfe transportieren und mit einem Spanngurt an einem Baum
aufstellen kann, reicht da voll aus. Seit Jahren bei unserem Autor Hans-Ulrich Herding im Einsatz, hat er das Modell für den RWJ noch mal optimiert – leichter und komfortabler gemacht.
Im April bereitet man sich auf die Rehwildjagd vor – wenn die Vegetation niedrig, das Laub licht und der Strom der Erholungssuchenden noch überschaubar ist, hält man nach Fegestellen und Wechseln Ausschau.
Holz ist als alleiniger Baustoff für klapp- oder zerlegbare Ansitzleitern wenig geeignet. Zwar sind auch dünne und damit leichte Bretter und Kanthölzer aus Nadelholz genügend tragfähig, problematisch ist aber die Herstellung lösbarer Verbindungen und Gelenke. Diese Stellen sind nur dann genügend hoch belastbar, wenn massive Metallverbindungen (Scharniere, Stecksysteme) zum Einsatz kommen, die aber nur an entsprechend starken Kantholzprofilen ausreichend Halt finden. Das würde eine solche Konstruktion so schwer machen, dass ihr eigentlicher Zweck damit ad absurdum geführt würde.
Für Holme und Sprossen einer tragbaren Leiter ist Leichtmetall der ideale Baustoff, für den Aufbau (Sitzkorb und Gewehrauflage) ist Metall dagegen wenig geeignet. Es ist kalt, Verschraubungen verursachen bei Bewegung unnatürliche Geräusche – und wer legt seine edle Kipplaufbüchse schon gern auf einem Stahlrohr oder Winkeleisen ab? Ein Mix aus Metall und Holz ist daher sinnvoll.
Konstruktions-Grundlagen
Basis der hier zum Nachbau empfohlenen transportablen Ansitzeinrichtung ist eine vierteilige Leichtmetall-Klappleiter aus dem Baumarkt. Es gibt solche Leitern immer wieder auch sehr preiswert (80€) bei großen Discountern (z. B. Lidl online). Einige werden von einstigen Käufern nicht mehr benötigt, daher lohnt sich auf jeden Fall auch ein Blick in regionale Online-Kleinanzeigen, wo sie häufig gebraucht, angeboten werden.
Diese weitgehend aus Aluminium hergestellten Leitern, die nach einem grünen, braunen oder mehrfarbigen Tarnanstrich ebenso unauffällig sind wie Holzmodelle, wiegen so wenig, dass man sie auch über größere Strecken tragen kann – und passen zusammengelegt in den Kofferraum.
Die Gelenke sind so aufgebaut, dass sie in bestimmten Positionen (Winkeln) einrasten – und ihre Stahl-Scharniere halten relativ hohen Belastungen stand. Bei Ansitzleitern empfiehlt man beim Anstellen an einen Baum eine Stütze, eine Neigung des Aufstiegs von 70 bis 75 Grad, der Winkel zwischen Sitz und Leiter beträgt dann 105 Grad. Auf diesen Winkel lässt sich bei der Aluklappleiter das obere Element abknicken und arretieren (s. o.). Der Umbau zur Baumleiter ist so recht einfach. Man baut aus Sperrholz und Dachlatten einen Korb mit Sitz, Rückenlehne, Seitenverkleidungen und Gewehrauflage – und befestigt ihn auf dem abgeknickten Teil der Leiter, den man mit einem Spanngurt an einem Baum befestigt.
Allerdings liegt die Tücke auch dabei im Detail, denn aus Gründen der Statik verbietet es sich, Holme oder Sprossen von Leitern anzubohren, um Schrauben einzusetzen, mit denen man den Sitzkorb hält. Auch Rohrschellen oder ähnliche Metallverbinder, mit dem dünnes Aluminium zusammengequetscht und so instabiler werden könnte, kommen nicht infrage. Daher ist eine Hilfskonstruktion aus Holz erforderlich. In zwei ungefähr 5 x 5 cm starke und 70 cm lange Kanthölzer werden im Abstand der Sprossen je drei Aussparungen gesägt, deren Breite dem Maß der Sprossen entspricht und deren Tiefe ein kleines Stück unterhalb der Sprossenstärke liegt.
Diese so angepassten Hölzer werden von oben auf die Leiter gesetzt, darunter dienen gleich lange, nicht eingekerbte, Abschnitte aus 3 x 5 cm-Dachlatten als Gegenlager. Die vier Hölzer werden auf den Sprossen unmittelbar neben die Holme geschoben und mit mehreren langen Holzschrauben befestigt. Diese ziehen die Hölzer fest ans Aluminium – so entsteht eine sehr stabile Verbindung. Auf diesen Hölzern kann der Aufbau der Ansitzeinrichtung sicher befestigt werden.
Das Oberteil der Ansitzeinrichtung (Sitzkorb) und die Beinauflage sind aus Holz gefertigt. Für Sitzfläche, Seiten und Rückenlehne sind wetterfeste Siebdruckplatten (Sichtbeton-Schaltafeln/Betoplan) besonders geeignet, weil sie auch bei geringer Materialstärke (hier 9 mm) eine hohe Stabilität der Konstruktion garantieren und weitgehend wasserfest sind – wenn man die gesägten Schnittflächen mit Lack imprägniert. Ihre dunkelbraune Farbe ist ein weiteres Plus dieser Platten, da so ein zusätzlicher Tarnanstrich nicht erforderlich ist. Die Platten schneidet jeder Baumarkt millimetergenau zu, bei einer Stärke von 9 mm hält sich auch der Preis im akzeptablen Bereich.
Um dem 70 cm langen und 45 cm breiten Sitzkorb ausreichend Stabilität zu verleihen, wird an der Unterseite ein Rahmen aus etwa 3 x 5 cm-Dachlatten angebracht. Selbst wenn sich schwergewichtige Jäger daraufsetzen, biegt sich das dünne Sperrholz so nicht mehr durch. Außerdem können die Seitenteile, an die man später die Gewehrauflage montiert, an diesem Rahmen zusätzlich angeschraubt werden. Dafür sollten die Platten ein Stück auf dem Holzrahmen unterm Sitz aufliegen. Sie werden dann mit Holzschrauben daran befestigt. Oberhalb der Sitzfläche werden Sitz und Seitenteile zusätzlich über 3 x 3 cm-Leisten und Schrauben verbunden – auf keinen Fall sollte man Schrauben direkt in die nur 9 mm schmalen Stirnflächen drehen, das Holz kann dabei aufplatzen. Die doppelte Verschraubung ober- und unterhalb der Sitzplatte gibt den Seiten zusätzlichen Halt.
Bequem und dennoch praktisch
Auch bei der Montage der Rückenlehne an Sitzfläche und Seitenteilen kommen 3 x 3 cm-Leisten zum Einsatz. Sie stören beim Ansitzen nicht, dennoch werden sie leicht abgerundet oder mit einer Fase versehen. Holzschrauben werden von außen, also zunächst durchs Sperrholz geschraubt – viele dünne sind besser als wenige dicke.
Die Maße von Sitzkorb und Platten sind in der Zeichnung (s.o.) angegeben.
In der Seitenansicht fehlt zwangsläufig die Breite von Sitz und Rückenlehne (je 70 cm). 10 cm mehr wären für Schüsse zur Seite zwar vorteilhaft, machen den Sitz allerdings sperriger und schwerer. Ein Unterschreiten der 70 cm ist natürlich möglich, wenn der Sitz nur von kleinen und leichten Personen genutzt wird. Die meisten mobilen Baumleitern im Fachhandel sind nur wenig mehr als 40 cm breit – ein Maß unter 60 cm ist nicht zu empfehlen. Das fast fertige Oberteil verschraubt man nun mit der Leiter bzw. den daran befindlichen Kanthölzern. Dazu wird rund 10 cm vom vorderen Rand entfernt beidseitig je eine Bohrung durch die Sitzplatte und dann durch das darunter liegende Holz eingebracht. Darin werden 8 mm starke und 16 cm lange Schlossschrauben gesetzt, die man unten mit Scheiben und Flügelmuttern kontert. Der Sitz ist also nicht unlösbar mit der Leiter verbunden, sondern lässt sich ohne Werkzeug abnehmen. Das hat Vorteile beim Verstauen im Auto und Tragen über größere Distanzen. Außerdem ist das Anbringen an einem Baum per Spanngurt wesentlich einfacher, wenn man den Sitzkorb zunächst am Boden lässt und der hintere Teil der Leiter frei zugänglich ist.
Beim Aufsetzen des Korbs auf den Leiterteil müssen die Löcher zur Aufnahme der langen Schrauben exakt übereinander liegen. Um das zu vereinfachen, wurde
unterm Sitz vorn und hinten je eine Leiste montiert, deren Länge genau dem Abstand der Kanthölzer entspricht. Die Seitenausrichtung des Oberteils ist also sehr einfach, zur Ausrichtung nach vorn und hinten kann eine Markierung auf der Auflage nützlich sein.
Mit dem Anbringen einer Gewehrauflage aus zwei Dachlatten und einem schmalen Brett ist der Bau des Sitzkorbs abgeschlossen. Dazu werden in die Seitenwände (je 8 cm von vorn und oben) und Dachlatten (Maße s. Zeichnung o.) 8 mm große Bohrungen eingebracht, in die man von innen Schloss-Schrauben setzt.
Scheiben und Flügelmuttern auf den Schrauben machen die Gewehrauflage höhenverstellbar – aufs passende Maß gestellt, montiert man oberhalb der nach hinten überstehenden Enden beidseitig Anschläge, die sie in der gewählten Höhe halten. Diese Konstruktion hat mehrere Vorteile – einerseits kann man die Gewehrauflage später im Revier in der Höhe anpassen, wenn man für die Anschläge zusätzliche Schraubenlöcher in verschiedenen Höhen bohrt.
Außerdem lässt sich die Auflage zum Ein- und Ausstieg nach hinten klappen – das macht die ganze Leiter erheblich sicherer und komfortabler.
Zum Aufstellen an einem Baum wird ein Spanngurt eingesetzt, der die obere bzw. hintere Sprosse umgreift und um den Baum gelegt wird.
Liegt die Leiter bei dünnen Bäumen nur an einem einzigen Punkt an, kann es hilfreich sein, Reste von Dachlatten oder Kanthölzern zwischen Leiter und Stamm zu setzen und so für zwei Anlagepunkte und sicheren Stand zu sorgen. Da die Leiter bei späterer Belastung leicht nachsackt, sollte man sie vor dem Verzurren einige Zentimeter nach oben schieben.
Fußauflage und Lackierung
Die Baumleiter wäre damit für kürzere Ansitze einsetzbar. Die Füße finden auf der zweithöchsten Sprosse Platz, der Abstand zum Sitz passt und die Breite der Sprosse ist ausreichend. Bequemer sitzt es sich allerdings mit einer Fußauflage, auch bei deren Montage verbietet sich das Anbohren von Holmen oder Sprossen! Stattdessen versieht man zwei 80 cm lange und mindestens 3,5 cm breite Kanthölzer mit Aussparungen und setzt diese auf die Holme. Die 8 cm breite Fußauflage (Vorderseite) und das hinter der Leiter platzierte 6 cm-Konterstück werden eingesägt, unmittelbar über der zweithöchsten Sprosse von vorn und hinten auf die Holme geschoben und mit zwei langen Schlossschrauben, Scheiben und Flügelmuttern angeklemmt.
Die 3,5 cm hohen Auflagehölzer können nicht nach unten rutschen, da sie auf der Sprosse liegen.
Bei einseitiger Belastung des vorderen, breiten Kantholzes verkanten sich die beiden Teile der Fußauflage auf den Holmen, ähnlich wie der lose Arm einer Schraubzwinge.
Um den Druck auf den Holm zu reduzieren, kann man an der Unterseite des vorderen Kantholzes zusätzlich ein Stück Dachlatte anschrauben und anleimen, die spielfrei an den Holmen anliegt.
Schrauben mit Flügelmuttern zum Anbringen der Fußauflage sind erforderlich, weil man diese zum Zusammenklappen der Leiter abnehmen muss.
Die Konstruktion ist damit abgeschlossen, was jetzt noch fehlt, ist der Anstrich. Die Holzteile werden so weit möglich wieder abmontiert und mit Holzschutzmittel behandelt. Auch wenn das braune Sperrholz durch seine Beschichtung bereits wasserfest ist, sollte man die gesägten Ränder mit Lack imprägnieren. Das Aluminium der Klappleiter wird zunächst grundiert, damit der grüne oder braune Lack genügend haftet. Allerdings platzt mit der Zeit immer mal wieder ein Stück Farbe ab, wenn die Leiter beim Transport irgendwo anstößt.
Es empfiehlt sich daher, einen kleinen Rest für gelegentliches Nachlackieren aufzuheben.
Abschließend sei erwähnt, dass es in stark belaufenen Revieren sinnvoll sein kann, die Leiter durch eine Kette mit Schloss vor Diebstahl zu schützen.
Leider sind auch Flügelmuttern bei Langfingern begehrt – als Alternative bleiben Sechskantmuttern mit einem 13er-Ringschlüssel im Rucksack.
Hans Ulrich Herding
Fotostrecke Bauanleitung: