Überraschung aus der Flintenwelt - Berettas Geradezug-Repetierer BRX1
Beretta produziert seit mehr als 500 Jahren Jagdwaffen und ist einer der größten Flintenhersteller weltweit. Als sich Ende August eine kleine Schar Fachjournalisten in Gardone val Trompia am Gardasee (Beretta-Stammsitz) zur Präsentation einer Weltneuheit einfand, war allerdings klar, dass es nicht um eine Flinte gehen würde. Stand doch die Veranstaltung unter dem Motto: Der gerade Weg zum Ziel ...
Als die neue Waffe enthüllt wurde, gab es zweifachen Grund zum Staunen – über einen Geradezugrepetierer und den Preis (gerade mal 1 599 €). Beides was ganz Neues für die italienische Traditionsmarke, weder bekannt für Repetierer noch für günstige Preise. Mit der Entwicklung ließ man sich Zeit. Ganze fünf Jahre dauerte es von der ersten Idee bis zur fertigen Büchse:
Der Verschluss basiert auf Berettas Sturmgewehr ARX und verriegelt über acht Warzen (Standard-) und 16 in Magnumkalibern. Der Verschluss mit dem rotierenden Verschlusskopf wird gradlinig zurückgezogen, wobei der Kammerstengel eine feste Position hat, sich also nicht bewegt, wie bei anderen Geradezugrepetierern.
Der Kammerstengel lässt sich ohne Werkzeug nach links umbauen. Auch der Patronenauswurf kann verlegt werden, indem man den wechselbaren Verschlusskopf um 180 Grad versetzt einbaut. Da auch der schwarze Kunststoffschaft gerade gehalten ist (ohne Backe), ist die BRX1 eine vollwertige Linkshänderwaffe.
Der schlanke Lauf (16 mm Mündungsdurchmesser) lässt sich nach Lösen von zwei Schrauben einfach ausbauen und wechseln.
Die Abzugseinheit ist komplett herausnehmbar. Der Direktabzug lässt sich auf 900, 1 100 oder 1 300 g einstellen.
Die BRX1 ist mit einem Hammerschloss ausgestattet, bekannt von Berettas Selbstladeflinten. Daher fehlt auch eine Handspannung. Der massive Schieber auf dem Kolbenhals ist eine Dreistellungs-Sicherung. Im gesicherten Zustand wird das Schlagstück von der Abzugseinheit getrennt und mechanisch blockiert. In Standardkalibern ist der Lauf 51 oder 57 cm lang, bei Magnumpatronen 62cm. Lauf, Übergangskonus und Patronenlager sind aus einem Stück gefertigt. Ein Mündungsgewinde gibts ebenso serienmäßig wie eine Picatinny-Schiene aus Stahl am hinteren Laufende, die sich jedoch abnehmen und gegen andere Montage-Systeme tauschen lässt.
Der Polymer-Schaft lässt sich individuell anpassen – sein Pistolengriff ist austauschbar, die Länge lässt sich mit Zwischenlagen und Schaftkappen von 343 bis 393 mm variieren. Das knallrote Einsteck-Magazin aus Kunststoff fasst fünf Patronen (auch in Magnumkalibern) und verriegelt über beidseitige Drücker.
Auf dem Schießstand konnte die BRX1 ausgiebig geschossen werden, auch auf den laufenden Keiler, der Paradedisziplin für Geradezugrepetierer. Ihr Verschluss läuft weich und geschmeidig. Blitzschnelles Repetieren ist kein Problem, wobei sich die Präzision ebenfalls sehen lassen konnte.
Die 3,3 kg leichte Büchse schießt sich noch angenehm. Ein Schalldämpfer würde das Schussverhalten erkennbar verbessern, ist aber in Italien zur Jagd nicht erlaubt.
Der Abzug der Testwaffen stand nicht wirklich trocken – was sich bei der Serienfertigung natürlich noch ändern kann.
Erster Eindruck: Berettas BRX1 ist ein moderner Geradezugrepetierer mit Wechsellauf-Option zum Kampfpreis – eine BRX1 für den RWJ ist unterwegs, wir werden sie ausführlich testen.
Norbert Klups