Noblex NV 1 x 25 CS: Rotpunkt-Allrounder

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Noblex NV 1 x 25 CS: Rotpunkt-Allrounder

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Das neue Rotpunktvisier NV 1x25 CS von Noblex eignet sich sowohl für Drückjagdbüchsen, Flinten, als auch für Kurzwaffen. Es gibt Montagen für Picatinny-Schienen und Flintenmontagen und für die „Optic-Ready“ Schnittstellen von Glock und Heckler&Koch Pistolen. Wir haben es getestet.

Vorbild war wohl Aimpoints Acro – ähnlich aufgebaut u. sehr beliebt. Kleiner Nachteil ist der Preis (750 €), aber made in Sweden kostet eben etwas mehr. Made in Germany wäre auch nicht günstiger, aber lässt man in Fernost produzieren (heute nahezu die Regel wie auch bei Noblex), sieht das ganz anders aus – mit 499 € spielt das NV 1 x 25 CS in einer ganz anderen Preisklasse als der schwedische Marktführer. Aber kann sie qualitativ auch mithalten?
Entwickelt für Pistolen
Bei der Entwicklung des Visiers lag der Schwerpunkt beim Einsatz auf modernen Selbstladepistolen mit einer sog. Optik Ready-Schnittstelle auf dem Schlitten haben – eine Ausfräsung zur direkten Montage dafür vorgesehener Rotpunktvisiere. Wer das nicht wünscht, kann diese Ausfräsung mit einer Platte verschliessen. Nun mag es Laien belanglos erscheinen, ob ein Rotpunktvisier in erster Linie für Pistolen entwickelt wurde – Profis wissen allerdings, dass optische Visiere für Selbstladepistolen ganz anderen Belastungen ausgesetzt sind als auf Langwaffen. Die Schläge des vor- und zurücksausenden Schlittens sind extrem belastend und schrotten herkömmliche Rotpunktvisiere im Handumdrehen. Nicht umsonst verbauen IPSC-Schützen Rotpunktvisiere an ihren Wettkampfwaffen meist in Rahmenmontagen, so dass diese sich zwar überm Schlitten befinden, dessen Bewegung aber nicht mitmachen müssen. Anders ausgedrückt – Rotpunktvisiere, die einer Pistolen-Belastung standhalten, dürften auf einer Büchse/Flinte kaum kaputt zu bekommen sein. Das NV 1 x 25 CS überstand in der Entwicklung einer Belastung von 10 000 Schuss auf einer 9 mm Pistole klaglos...

Rotpunkt-Visier Noblex NV 1x25 CS
Wasserdicht nach IPX7
Die Industrie-Norm IPX7 zeigt Beständigkeit und Funktionsfähigkeit technischer Geräte unter Wasser an. Produkte, die mit dem Zertifikat IPX7 gekennzeichnet sind, bleiben in einer Tiefe bis zu einem Meter bis zu einer halben Stunde wasserdicht. Selbst mehrstündige Drückjagden im strömenden Regen dürften dem Visier damit kaum etwas ausmachen. Mechanisch ist also wohl alles bestens, aber wie siehts mit der Optik aus?

Technik auf einen Blick

  • Hersteller: Noblex E-Optics (Eisfeld/D)
  • Modell: NV 1 x 25 CS
  • Vergrößerung: einfach
  • Gehäusematerial: Aluminium
  • Maße: 48 x 33 x 35 mm
  • Größe Sichtfenster: 19,8 x 16,8 mm
  • Größe Rotpunkt: 3 MOA
  • Verstellung Leuchtstärke: in 10 Stufen
  • Batterie: 1x CR 2032
  • Laufzeit: 20 000 Stunden
  • Gewicht: 72 g
  • Preis: 499 €


Großes Sichtfenster und heller Leuchtpunkt  
Mit 19,8 x 16,8 mm ist das Sichtfenster sehr groß und erlaubt einen guten Überblick. Durch die Platzierung von Batterie und Elektronik im oberen Bereich konnte Noblex die Flanken so schlank halten, dass das Sichtfeld durch das Gehäuse kaum beeinträchtigt wird. Das optische System mit einer asphärischen Frontlinse liefert eine verzeichnungsfreie Beobachtung.
Der Rotpunkt deckt auf 100 m 9 cm ab, seine Helligkeit lässt sich in 10 Stufen justieren (die ersten beiden nur zur Verwendung mit Nachtsichtgeräten).
Die Energie kommt aus einer CR 2032- Knopfzelle, die oben im Gehäuse unter einem wasserdichten Schraubdeckel sitzt. So ist ein Wechsel ohne Demontage des Visiers möglich. Sehr oft muss man die Batterie (Laufzeit: 20 000 Std !) allerdings nicht wechseln – selbst wenn man das Visier nie ausschaltet, hält die Batterie über zwei Jahre, in der Praxis aber noch viel länger: nach knapp vier Minuten ohne Bewegung geht das Visier automatisch in den Ruhemodus, ein integrierter Bewegungs-
sensor macht es bei Bewegung im Bruchteil einer Sekunde wieder einsatzbereit.
Die Steuerung erfolgt über zwei gummierte Druckknöpfe links und rechts am Gehäuse, die sich auch mit Handschuhen noch gut bedienen lassen. Mit dem rechten Knopf erhöht man die Leuchtintensität und schaltet das Visier mit längerem Druck ein, der Linke verringert die Leuchtintensität und schaltet die Optik bei längerem Druck aus.

Rotpunkt-Visier Noblex NV 1x25 CS
Präzise Klick-Verstellung der Treffpunktlage
Zum Einschießen lässt sich die Treffpunktlage über zwei Stellschrauben (linke Seite) u. oben am Gehäus justieren – beschriftet mit Up, R und der Verstellrichtung, ein passender Mini-Schraubendreher gehört zum Lieferumfang.
Je Klick verändert sich die Treffpunktlage um 2,6 cm auf 100 m. Der Gesamtverstellbereich in Höhe u. Seite liegt bei 135 cm. Die Klicks sind gut fühlbar – und wenn man genau hinhört, auch hörbar. Durch die versenkte Lage der Schrauben brauchts keine Abdeckkappen – unbeabsichtigtes Verstellen ist so kaum möglich.
In der Praxis
Wir fixierten den kleinen Zielwürfel auf einem Tec Target Xceed-Repetierer – mit der Aimpoint-Festmontage für das Acro (zufällig genau passend ...)  extrem niedrig. Das Einschießen (50 m Fleck) war kein Problem, die Klickverstellung arbeitet präzise. Das Visier ist auf 30 m parallaxfrei justiert, aber auch auf 50 m gabs keine Änderung der Treffpunktlage, die nicht im Streukreis unterging. Auf 100 m können bei nicht geradem Reinblick sicher einige Zentimeter Verschiebung auftreten, aber bei einer Zielabdeckung von 9 cm durch den Rotpunkt dürfte das in der Praxis keine Rolle spielen. Außerdem wird eine solche Schußentfernung beim Haupteinsatzzweck Drückjagd nur selten vorkommen.
Auch im Schießkino konnte das kleine Rotpunktvisier begeistern. Das nur 72 g schwere Noblex NV verändert die Balance nicht, durch die Höhenverstellung des Hinterschaftes der Tec Target war eine optimale Anpassung des Anschlags in der Höhe möglich – man sieht den Rotpunkt sofort und kann ohne Anschlagskorrektur sofort und ohne Verzögerung schießen. Voraussetzung dazu natürlich, dass man im Schuss beide Augen offen hält, um das volle Sehfeld zu nutzen. Hat man das mal raus, sind schnelle, präzise Schüss auf Drückjagd-Distanz sehr einfach. Der schmale Gehäuse-Rand wird beim Schuss gar nicht wahrgenommen. Dabei ist auch von Vorteil, dass es keine seitlich vom Gehäuse abstehenden Elemente gibt.
Der gute Eindruck bestätigte sich auch im Jagdbetrieb – man ist sehr schnell im Ziel, durch den vollen Überblick kann man auf Verschiebungen in einer Rotte/einem Rudel sofort reagieren.


Resümee: Das Noblex NV 1 x 25 CS ist ein extrem robustes, geschlossenes Rotpunktvisier in Kompakt-Bauweise. Über leere Batterien muss man sich kaum Gedanken machen, die Handhabung ist sehr einfach und die optische Qualität kann sich sehen lassen. Da Montagen für Aimpoints Acro passen, gibts reichlich Auswahl – auch für die Fangschusswaffe eine interessante Option, wenn man Probleme hat, Kimme und Korn zusammenzubringen. Mit 499 € liegt das Noblex in einem sehr interessanten Preisbereich. Wer eine schnelle, robuste Drückjagdoptik sucht, die einfach zu montieren ist und die Balance nicht verändert, liegt damit goldrichtig. Norbert Klups