Fierce Carbon Rival XP-Phantom: Garantierte Präzision

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Fierce Carbon Rival XP-Phantom: Garantierte Präzision

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Bei der Jagd auf schusshartes Wild auf große Entfernung spielen nicht nur Präzision und Zielenergie eine Rolle, sondern oft auch das Waffengewicht. Spezialisiert auf leichte Präzisions-Jagdrepetierer ist die US-Firma Fierce. Wir haben eine Carbon Rival XP-Phantom ausführlich getestet.

Fierce Firearms wurde 2012 in Kanada gegründet und kooperierte zunächst mit einer kanadischen Maschinenfabrik für die Fertigung. Später wurde die Produktion in ein eigenes Werk nach Redmond (Utah/USA) verlegt. Das Unternehmen ist bekannt für leichte Materialien und enge Fertigungstoleranzen, um präzise und zuverlässige Gewehre zu bauen und garantiert 3-Schuss-
Gruppen auf 100 m von unter 1,5 cm !
Zur Gewichtsersparnis ist Karbon das Mittel der Wahl u. Fierce fertigt nicht nur Schäfte aus dem edlen Leichtmaterial, sondern benutzt es auch zur Laufummantelung. Wenns noch leichter werden soll, stehen Titan-Systeme aus zur Verfügung – doch dann wirds richtig teuer. Das RWJ-Testmodell Rival XP-Phantom hatte einen Carbon-Schaft und -Mantellauf, aber ein Stahlsystem. Trotz 60 cm-Lauf (für die .300 WM angebracht, wenn man die Patronenleistung nutzen will) wiegt die Büchse damit unter 3 kg – mit Titan-System wären es nochmal etwa 250 g weniger.
Fierce bietet die Büchse nur in ausgesprochenen Präzisionskalibern an – .22 CM, 6 CM, 6,5 CM, 6,5 PRC, 6,8 Western, 7mm-08, 7mm PRC, 7mm RM, 28 Nosler, .308, .300 WSM, .300 WM, .300 PRC u. .300 RUM.
Herzstück ist ein System aus eigener Produktion, das sich am bekannten Remington 700- bzw. Sako-Systemen anlehnt. Bei der Testwaffe war das Remington 700-System die Grundlage. Die Außenabmessungen sind identisch, auch die Technik wurde nicht groß verändert. Verriegelt wird über einen 2 Warzen-Verschluss im Hülsenkopf. Modifiziert ist der Öffnungswinkel, das Fierce System kommt mit 70 Grad aus, während das Original 90 Grad benötigt. Damit lässt sich etwas schneller repetieren, dazu sind flachere Montagen möglich. Die Kammer der Cerakote-beschichteten Edelstahl-Systeme hat eine spiralförmige Flutung. Die Toleranzen sind sehr eng, beim Repetieren läuft die Kammer glatt und ohne jedes Hakeln – ein deutlicher Unterschied zum Originalsystem. Der Stoßboden liegt sehr weit im Kammerkopf, so dass der Patronenrand sicher umschlossen wird.
Die Zweistellungs-Sicherung liegt wie bei der Remington 700 hinterm Kammergriff rechts neben dem Schlösschen u. blockiert im gesicherten Zustand den Abzug. Die Kammer wird im gesicherten Zustand nicht gesperrt. Die Sicherung rastet sauber und lässt sich fast geräuschlos bedienen, ein ganz leichtes Klicken lässt sich aber nicht vermeiden.
Der Schlosshalter (Drucktaste) liegt links an der hinteren Hülsenbrücke. Das Schlöss-
chen ist weitgehend geschlossen und gut vor Staub geschützt. Das Stahlblech-Einsteckmagazin nimmt drei dicke 300er-Patronen auf, sie liegen leicht versetzt zueinander, aber keine echte Zickzack-Lagerung. Es steht etwas nach unten aus dem Schaft heraus, der Drücker zum Lösen sitzt im Abzugsbügel. Dieser und der Magazinschacht sind aus Aluminium gefertigt.
Foto: Norbert Klups

Überraschung beim Abzug
Obwohl der US-Markt genügend gute Abzüge für das Remington System bietet, verwendet Fierce ein fein verstellbares Modell des Österreichers Bixn-Andy – so ziemlich das Beste, was man für Geld kaufen kann. Der Abzug der RWJ-Testwaffe war auf 1 100 g eingestellt und löste trocken ohne spürbaren Weg aus. Wer will, kann das Abzugsgewicht weiter reduzieren.
Karbonmantel reduziert Laufschwingungen
Gewehrläufe bestehen aus Stahl, für die Präzision ist der Durchmesser von erheblicher Bedeutung – je dicker der Lauf, umso günstiger sein Schwingungsverhalten. Beim Abfeuern entstehen Schwingungen in Lauf und System, die sich in verschiedene Richtungen auswirken. Besonders stark sind Laufschwingungen an der Mündung, wo sie einen starken Einfluss auf die Präzision haben – wenn ein Geschoss den Lauf verlässt, erhält es durch die sich bewegende Mündung einen Ausschlag, der seine Richtung beeinflusst. Je größer und ungleichmäßiger diese Schwingungen ausfallen, umso größer wird die Streuung der Waffe. Ziel muss es also sein, einen Lauf mit möglichst wenig Mündungsausschlag zu konstruieren. Traditionell geht das nur über eine große Wandstärke, die i. d. R. aber auch entsprechend wiegt – ein 60 cm-Matchlauf allein schon mal über 2 kg ! Für Sportwaffen solange kein Problem, wie ihr Gewicht nicht durch die Sportordnung beschränkt wird – bei Jagdwaffen zur Pirsch- u. Bergjagd aber kaum akzeptabel.
Dafür ist eine leichtere Alternative gefragt – und da ist Karbon zur Umhüllung eines dünnen Stahllaufs ideal. Karbon ist starrer als Stahl, aber 80 Prozent leichter. Damit werden dicke, schwingungsarme Läufe möglich, die sehr leicht sind. Zusätzlich hat Karbon eine bessere Wärmeableitung und ist korrosionssicher.

Foto: Norbert Klups
Der 60 cm-Lauf unserer Testwaffe war an der Mündung noch satte 23 mm dick, doch dennoch ist die Büchse kaum vorderlastig. Der eigentliche Lauf aus handgeläpptem 416er Edelstahl ist sehr dünn gehalten. Durch den langen Lauf ist die Büchse mit insgesamt 112 cm nicht gerade führig, aber die Leistungsfähigkeit einer .300 Win. Mag. lässt sich nur mit einer gewissen Mindestlauflänge ausnutzen und die ist gerade mal erreicht. Noch 6 cm länger wirds, wenn die zum Lieferumfang gehörende Mündungsbremse aus Titan aufgeschraubt wird. Der Lauf ist dazu mit einem 5/8x24 UNEF- Mündungsgewinde ausgestattet, mit Schalldämpfer wirds noch etwas unhandlicher.   
Die Mündungsbremse aus Titan wiegt nur 64g und hat nur seitliche Schlitze. Das hat den Vorteil, dass im liegenden Anschlag kein Staub aufgewirbelt wird.
Um die Wirksamkeit zu testen, wurde mit und ohne Mündungsbremse geschossen – der Unterschied ist deutlich spürbar, mit dem kleinen, geschlitztem Titanstück auf dem Lauf macht es deutlich mehr Spaß. Die Mündungsbremse hat Einfluss auf die Treffpunktlage – mal mit und mal ohne zu schießen, geht nicht, ohne auch das Zielfernrohr zu verstellen !
Am Schaftende wurde eine weiche Kappe angebracht, die speziell zur Rückstoß-Reduktion konstruierten Modelle des US-Herstellers Limbsaver werden im Schuss stark komprimiert und nehmen einen Teil des Rückstoßes auf. 
Foto: Norbert Klups

Robuster Schaft und perfekte Bettung
Fierce verwendet Karbonschäfte aus eigener Herstellung, ausgelegt für den Präzisionsschuss mit steil stehendem Pistolengriff und höhenverstellbarem Rücken – in acht Designs: Unser Phantom-Schaft hat einige cremefarbene Farbklekse auf dem dunklen Karbon. Vorn an der Unterseite ist eine 70 mm-Picatinnyschiene zur Anbringung eines Zweibeins oder eines Gewehrriemens integriert.
Die hintere Basis für einen Kugeldruckriemenhalter ist links in den Hinterschaft eingelassen. Der Rücken verläuft gerade, eine Backe ist nicht vorhanden.
Der Carbonschaft ist mit Bettungsmasse extrem genau ans System angepasst, der Rückstoßstollen unter der vorderen Hülsenbrücke sitzt spielfrei in der Schaftausfräsung, der Lauf schwingt völlig frei. Der Schaft allein wiegt gerade mal 700 g. 
Foto: Norbert Klups

Auf dem Schießstand
Die Büchse wurde mit einer massiven, durchgehenden Picatinny-Schiene aus Stahl von Henneberger ausgestattet, darauf kam ein Leica 3-18x44i Amplus 6-Zielfernrohr mit einer Schnellspannmontage SWIFT. Der erste Test erfolgte auf der 100 m-Bahn, um das Präzisionspotential auszuloten, kam RWS-Matchmunition Target Elite Plus zum Einsatz, der Lauf mit 1/10 Drall sollte mit dem 13g-Geschoss gut harmonieren. Auf Anhieb gelang ein 13 mm-Streukreis, auch mit Jagdmunition (13 g Norma Oryx) war es nicht schlechter – 14 mm (jew. 5 Schuss). 
100 m sind für solche Waffen aber keine realistische Entfernung, eigentlich gehts damit erst jenseits der 300 m los, aber uns stand nur eine 300 m-Bahn zur Verfügung. Hier wurde ein Streukreis von 45 mm erzielt (5 Schuss). Durch die Mündungsbremse schießt sich die Büchse trotz geringem Eigengewicht noch erträglich. Dafür sorgt die Bremse für eine enorme Geräuschkulisse – ohne Gehörschutz sollte die Waffe nicht abgefeuert werden, auch nicht bei der Jagd. Da ist ein Schalldämpfer die deutlich bessere Wahl.
Resümee: Fierce ist es gelungen, eine enorm präzise Büchse zu bauen, die gerade mal 3 kg wiegt – ideal zur Jagd auf Argali, Steinbock oder weite Schüsse in den Ebenen Afrikas auf starke Antilopen. Die Aufmachung ist schlicht und praxisgerecht, auch der Preis bleibt angesichts der verwendeten hochwertigen Materialien noch im Rahmen – in der Test-Version 3 999 €. Norbert Klups

Technik auf einen Blick

  • Hersteller: Fierce Firearms (Redmont/USA)
  • Modell: Carbon Rival XP-Phantom
  • Kaliber: 300 Win. Mag.
  • Verschluss: Verriegelung mit 2 Warzen
    im Hülsenkopf, Öffnungsspanner
  • Sicherung: 2 Stellungssicherung
  • Abzug: Bixn Andy Kugelabzug
  • Abzugsgewicht: 1 100 g
  • Lauf: handgeläppt aus Edelstahl, karbonummantelt
  • Lauflänge: 60 cm (o. Mündungsbremse)
  • Mündungsgewinde: 5/8x24 UNEF
  • Visierung: keine
  • Magazin: Einsteckmagazin (3 Patr.)
  • Zielfernrohr: Leica Amplus 6, 3-18x44i
  • Montage: Henneberger SWIFT Schnellspann
  • Schaft: aus Karbon, ohne Backe u. Fischhaut, mit Gummikappe u. höhenverstellb. Rücken
  • Gesamtlänge: 112 cm (o. Mündungsbremse)
  • Gewicht: 2 950 g
  • Preis: 3 999 € (ohne ZF u. Montage)