Klassische 8 x 56 Dämmerungsgläser aus dem oberen Preisbereich verlieren immer mehr an Stellenwert. Wärmebildkameras und Restlichtverstärker machen die Nacht zum Tag und zeigen mehr als ein Fernglas aus dem High-End-Bereich für 2 500 €. Viele Jäger nutzen ein Fernglas fast nur noch bei Pirsch oder Drückjagd – und dafür ist ein schweres 8 x 56 nicht gerade optimal. Dazu kommt – wer gerade 3 000-4 000 € für ein Nachtsichtgerät ausgegeben hat, achtet bei einem Pirschglas meist stark auf den Preis. Blättert man durch Kataloge oder Homepages, findet man zahlreiche Modelle für 250 bis 350 €, die auf den ersten Blick alles bieten, was man als Jäger braucht – Gummiarmierung, Brillenträger-Okulare, wasserdicht und stickstoffgefüllt. Doch ist so ein 300 €-Fernglas wirklich zum Jagen zu gebrauchen – oder eher rausgeschmissenes Geld ?

Noblex Vector 8 x 42

Mit 658 g ist das Noblex angenehm leicht und macht einen kompakten, schlanken Eindruck. Es ist eine griffige und schützende Gummi-Armierung vorhanden, durch die Innenfokussierung ist das Glas wasserdicht und eine Stickstofffüllung verhindert den Innenbeschlag beim Temperaturwechsel. Das Design mit offener Hülsenbrücke und dreifach rastbaren Drehaugenmuscheln ist modern und ergonomisch.Fokussiert wird über eine große Walze, die griffig geriffelt ist und sich auch mit einem Finger bedienen lässt. Darin ist auch der Dioptrienausgleich untergebracht(+3 bis -3 dpt). Wird die Walze hochgezogen, liegt die Skala frei und die Einstellung ist dann über die Walze möglich. Durch Eindrücken wird die Dioptrienzahl gespeichert und kann sich nicht unbeabsichtigt verstellen. Mit nur einer Umdrehung kommt man von nah (2,5 m) bis unendlich. In puncto Ausstattung gibts also schon mal nichts zu meckern, mehr bieten hochpreisige Modelle auch nicht. 
 

Scharfes, farbneutrales Bild

Das Vector bietet ein gut aufgelöstes und sehr farbneutrales Bild, das lediglich im äußersten Randbereich etwas trüber wird. Auch bei Gegenlicht zeigten sich keine übermäßigen Spiegelungen.

Längeres Beobachten belastet die Augen nur sehr wenig, was für eine sorg­same und präzise justierte Optik spricht.

Das Sehfeld ist mit 115 m noch genügend groß, liegt im Vergleich zu deutlich teureren Optiken aber im unteren Bereich. Top-Gläser bieten da 25 - 30 m mehr ...  kosten aber auch leicht das 7 - 8fache.

Auch bei der Dämmerungsleistung muss man Abstriche machen – bei zunehmender Dunkelheit wird das Bild schnell dunkel und trüber. Wir haben zum Vergleich ein Zeiss Victory 8 x 42 eingesetzt. Im direkten Vergleich zeigt sich schnell, dass die Dämmerungsleistung des preisgünstigen Vector mit einem Top-Modell auch nicht ansatzweise mithalten kann.

Das war aber zu erwarten – wer bei schlechtem Licht zu Restlichtverstärker oder Wärmebildkamera wechselt, muss das eben etwas eher tun. Bei der Handhabung im Revier konnte das Vector punkten, aufgrund des Durchgriffs lässt es sich mit einer Hand bequem halten und gleichzeitig die Fokussiermechanik bedienen. Zum Lieferumfang gehören Schutzkappen für Okulare und Objektive, ein Trageriemen und eine Corduratasche, die über eine Gürtelschlaufe verfügt. 

Resümee: Bemerkenswert, was ein 300 €-Fernglas leisten kann, Noblexhat ein gut abgestimmtes Optikpaket mit einem Top-Preis-Leistungsverhältnis geschnürt. Braucht man es nicht gerade, um bei letztem Licht Wild anzusprechen, erfüllt es alle Aufgaben einer Beobachtungsoptik im Revier problemlos – ein handliches, leichtes Fernglas zum sehr günstigen Preis. Wer das Vector nur bei Tageslicht benutzt und bei schlechtem Licht zum Nachtsichtgerät greift, findet hier eine sehr günstige Alternative.

Norbert Klups

Technik auf einen Blick

• Modell​​​: Vector
• Hersteller​​: Noblex E-Optiks
• Vergrößerung​​: 8-fach
• Objektivdurchmesser​: 42 mm
• Optisches System​: Dachkant-Prisma
• Austrittspupille​​: 5,3 mm
• Dioptrie-Ausgleich​: +/- 3 dpt
• Naheinstellgrenze​: 2,5 m
• Gummi-armiert​​: ja
• Wasserdicht​: ​ja
• Sehfeld auf 1 000 m​: 115 
• Maße (H x B)​​: 154 x 129 mm
• Gewicht​​: 670 g
• Brillenträger-Okulare​​: Drehaugenmuscheln
• Preis​​​: 325 €